Lorsch. Die Grünen haben 20 Kandidaten für die Kommunalwahl am 14. März nominiert. Mehrere junge Lorscher sind darunter, die sich erstmals um einen Sitz in der Stadtverordnetenversammlung bewerben. Nach dem Spitzenkandidaten Matthias Schimpf und Sabrina Schulze auf Platz zwei ist zum Beispiel Simon Santiard auf den aussichtsreichen dritten Platz gesetzt.
Santiard, Jahrgang 1990, ist erst seit November 2019 in Lorsch daheim. Die Region kennt er aber bestens. Aufgewachsen ist er in Bürstadt, sein Abi hat er am AKG in Bensheim absolviert. Von Lorsch ist Santiard begeistert: „eine wunderschöne Stadt“. Der Lockdown hat es bislang nur verhindert, dass er schon so viel von seiner neuen Heimat erfahren hat, wie er es sich gewünscht hatte. Die geplanten Teilnahmen an Stadt- und Klosterführungen mussten bislang schließlich wegen Corona ausfallen und verschoben werden.
Sohn ist drei Wochen alt
Momentan hat der Neu-Lorscher aber zuhause gut zu tun. Er ist nämlich gerade wieder Vater geworden. Knapp drei Wochen ist der jüngste Santiard alt. Der Sohn sei „friedlich“, freut sich der junge Mann, dass der neue Alltag bislang ohne größeren Stress funktioniert. Zur Familie von Simon und Constance-Marie Santiard gehört außerdem die zweijährige Tochter des Paares.
Über zu wenig Abwechslung kann sich der Grüne auf keinen Fall beschweren. Simon Santiard arbeitet schließlich beim Landeskriminalamt. Den Wunsch, zur Polizei zu gehen, hat sein Cousin geweckt. „Tolle Geschichten“ habe dieser bei Familientreffen von seiner beruflichen Tätigkeit erzählt. Der Bürstädter hatte sich damals aber auch dafür interessiert, Informatik zu studieren. Als er dann für beide Ausbildungsmöglichkeiten eine Zusage in der Tasche hatte, sei ihm die Entscheidung schwer gefallen. Dass er sie dann zugunsten der Polizei getroffen hat, bereute er bisher aber keine Minute lang.
„Es ist immer noch mein Traumberuf“, sagt der Oberkommissar über seinen Job, den er im gehobenen Dienst in Rheinland-Pfalz begann. Die Arbeit führte ihn unter anderem nach Ludwigshafen. Dort habe er die ganze Bandbreite erleben dürfen – große Einsätze bei Fußballspielen und Demonstrationen inbegriffen. In einem Jahr in Ludwigshafen könne man so viel lernen wie in mancher ländlichen Dienststelle in zehn Jahren, meint der Beamte. Einen Fernseh-Krimi könne er allerdings, zum Leidwesen seiner Frau, seitdem nicht mehr unkommentiert ansehen, gibt er auf Nachfrage zu. Zu groß sind oft Diskrepanzen zwischen TV-Geschichten und der Realität.
Glücklich ist er mit seiner Arbeit auch deswegen, weil er in seiner jetzigen Tätigkeit sein Interesse an Informatik voll einbringen kann. Nachdem er zunächst im Dezernat Strategische Auswertung beschäftigt war, wechselte er jetzt zur Abteilung Operative Auswertung. Er hat dort mit offenen Verfahren zu tun, gleicht zum Beispiel Namenslisten ab – und widmet einen wesentlichen Teil seiner Arbeitszeit gemeinsam mit Informatikern der Entwicklung von Software und der Frontend-Entwicklung für Webseiten.
Auch in der kommunalpolitischen Arbeit will Simon Santiard einen Schwerpunkt auf Digitalisierung legen, Verbesserungen für die Bürger sowie für Mitarbeiter der öffentlichen Verwaltung erreichen. Zu den Grünen und dem Eintritt in die Partei sei er unter anderem durch seinen Vater Uwe Koch gekommen, der in Bürstadt dem Ortsverband vorsteht. Die Grünen, sagt Santiard, seien für ihn im Grunde „alternativlos“. Sie verkörperten seine Wertvorstellungen etwa in Bezug auf Nachhaltigkeit. Es sei wichtig, statt sich nur in den sozialen Netzwerken über irgendetwas zu beschweren, sich lieber selbst aktiv einzubringen.
Einige der Hobbys, die Simon Santiard bislang pflegte, müssen wegen Corona ausgesetzt werden. Der gewohnte Sport fällt aus, weil die Fitnessstudios noch geschlossen sind. Basketball – er spiele es trotz seiner 1,65 Meter Körpergröße nicht schlecht, wie er meint – pausiere ebenfalls. Auch das Tenorhorn, das er noch bei der evangelischen Kirchengemeinde spielt, ist derzeit weniger im Einsatz.
Programmiersprachen lernen
Glücklicherweise aber gehört auch das Lernen von Programmiersprachen zu den Freizeitbeschäftigungen, die ihm sehr gut gefallen. Eine weitere Fremdsprache eignet er sich gerade an: Französisch. Simon Santiards Ehefrau, die bei der Kommunalwahl jetzt ebenfalls für die Lorscher Grünen kandidiert, stammt nämlich aus der Bensheimer Partnerstadt Beaune.
Die beiden Kinder sollen zweisprachig aufwachsen, hat das Paar entschieden. Der Vater hat allerdings, da er in der Schule damals Latein statt Französisch wählte, Nachholbedarf. „Ich lerne jetzt mit den Kindern mit“, hat er daher beschlossen.
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