Sozialprojekt - Karolinger Hof als Hotel-Restaurant eingeweiht

Ein bisschen Luxus für das "Bahn-Hotel"

Von 
Nina Schmelzing
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Lorsch. Seit Jahren schon wird in Lorsch das Fehlen eines attraktiven Hotels beklagt. Jetzt gibt es ein Angebot. Der Caritasverband Darmstadt weihte gestern das Hotel-Restaurant Karolinger Hof ein. Elf grundsanierte Zimmer mit über 20 Betten sowie kleine Appartements stehen zur Verfügung.

1,5 Millionen Euro investiert

In der Lindenstraße 14 - verkehrsgünstig dem Bahnhof direkt gegenübergelegen - gab es zwar auch früher schon einen Gastronomiebetrieb mit Übernachtungsmöglichkeiten. Das einst als "Bahn-Hotel" auch wegen seiner Kegelbahn sehr gefragte Haus hat eine lange Geschichte. Der Caritas gehört es schon seit 2007. Weil der Verein nun aber viel Geld in die Hand genommen hat, ist das Gebäude nach längerer Betriebspause nicht nur notdürftig modernisiert worden, sondern ein richtiges Schmuckstück geworden.

"Es ist fast ein wenig luxuriös ausgestattet", meint Caritasdirektor Franz-Josef Kiefer. 1,5 Millionen Euro aus Eigenmitteln hat die Caritas für die Renovierung und die Einrichtung investiert.

Ungünstige Prognose

"Große Hotelketten verweigerten sich beharrlich, da man am Standort Lorsch mit einem Hotel wohl kein Geld verdienen kann. Gutachter kommen seit Jahren immer wieder zu diesem Ergebnis", erinnert Kiefer. Trotz dieser ungünstigen Prognose aber ist die Caritas zuversichtlich, dass ihr der Betrieb des "sehr aufwendig sanierten Hotels mit Gastronomie" in der Klosterstadt gelingen wird.

Der Hotelbereich ist klein, aber fein. Die Zimmer sind modern, komfortabel und gemütlich neu gestaltet. Der Charme eines Hauses mit Vergangenheit wird geschickt zur Geltung gebracht, etwa dadurch, dass alte Holztreppen und Glaselemente nicht entfernt, sondern freigelegt wurden.

Mit der Umgestaltung könnte der Karolinger Hof jetzt als Drei-Sterne-Haus firmieren. Weil es keinen 24-Stunden-Service gibt, fällt dieser werbende Titel allerdings weg.

Lieber Lorsch als Bensheim

Gefragt ist die neue Adresse inzwischen trotzdem schon, bestätigt Betriebsleiterin Claudia Bock. Genutzt wird das Haus bereits von Mitarbeitern aus Norddeutschland, die derzeit im künftigen Freilichtmuseum Lauresham beschäftigt sind sowie von Künstlern, die in Lorsch auftreten. "Es gibt Gäste, die lieber in Lorsch als in Bensheim bleiben", hat Kiefer erfreut erfahren.

Der Caritasverband habe allerdings das Hotel nicht gebaut, um Geld zu verdienen, stellte er gestern klar. Der Verein sei gemeinnützig und nicht gewinnorientiert. Das "wunderbare Haus" sei ausdrücklich ein "Zweckbetrieb". Im Vordergrund stehe das Ziel, Arbeits- und Ausbildungsplätze für Menschen zu schaffen, die es aus unterschiedlichsten Gründen - zum Beispiel wegen einer Behinderung - schwer haben, eine Stelle zu finden.

Schenkung machte es möglich

Anliegen sei es, echte Arbeitsplätze in normalen Betrieben zur Verfügung zu stellen, erläuterte Kiefer gestern in seiner Ansprache vor vielen Zuhörern. Gut ausgestattete Einrichtungen vermittelten Beschäftigten und Kunden vor allem die so wichtige Wertschätzung.

Möglich geworden ist die Neubelebung des Hotel-Restaurants aber auch für die Caritas nur deshalb, weil sie den Karolinger Hof als Schenkung erhielt. Für die großzügige Übergabe des Anwesens dankte Franz-Josef Kiefer den Stiftern Hermann und Dirk Helwig herzlich.

Förderanträge abgelehnt

Dass nicht alles glatt lief auf dem langen Weg bis zur Neueröffnung, verschwieg der Caritas-Direktor nicht. Unter anderem musste die Ablehnung von Förderanträgen verkraftet werden. Stark unterstützt wurde das soziale Projekt dagegen auch von der Destag-Stiftung. Zu den Kooperationspartnern zählen zudem das Bistum Mainz, das Regierungspräsidium Kassel, Neue Wege Bergstraße und die Agentur für Arbeit.

Neben dem Hotelbetrieb bietet der Karolinger Hof mittlerweile einen wochentäglichen Mittagstisch, Tagungsmöglichkeiten und eine Veranstaltungsgastronomie für Feierlichkeiten bis zu 100 Gästen. In der Küche werden zusätzlich etwa 100 Essen für das von der Caritas betriebene Café Klostergarten in Bensheim zubereitet.

Räume gesegnet

Gefeiert wurde die Einweihung des Karolinger Hofs gestern mit vielen Festgästen. Nach Grußworten der Stifter und einer Vorstellung des Hauses durch Claudia Bock und Architekt Matthias Triebel hielt Generalvikar Prälat Dietmar Giebelmann die Festansprache, bevor die Räume gesegnet wurden.

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