Lorsch. Jetzt ist es amtlich: Das Rex bleibt der Stadt Lorsch erhalten - allerdings unter anderen Vorzeichen. Nach dem Wegzug des Musiktheaters unter der Leitung von Margit Gehrisch will eine lokale Betreibergruppe den ehemaligen Kinosaal an der Hirschstraße neu beleben und als Kultur- und Veranstaltungsort weiter entwickeln. Eine Neueröffnung ist für Mitte September vorgesehen.
Unter dem Namen "Rex. Kulturhaus" soll das Haus Raum für Veranstaltungen unterschiedlicher Art und für alle Altersgruppen bieten. "Wir wollen den Standort am Leben halten und neue Ideen realisieren", sagt Werner Pieper, ein Lorscher Architekt, der gemeinsam mit dem ansässigen Gastronom Peter Straub sowie den Unternehmern Uwe Seitz und André Schmitt als neue Mieter in den Startlöchern steht. Flankiert wird die Gruppe vom Mediendienstleister Ulrich Gabler. Er wird sich um die Außendarstellung kümmern. Ab Anfang August tritt die Gruppe als neuer Mieter auf. Dann läuft der alte Vertrag aus. Pieper ist optimistisch, sieht keine Hürden.
Funkstille mit Gehrisch
Auch die Innenstadtlage mitten in einem Wohngebiet soll die Pläne nicht ausbremsen. Uwe Seitz betont, dass man das neue Rex "nachbarschaftsverträglich" konzipieren will. Seitz, ein Getränkehändler, gehört zu den unmittelbaren Anliegern an der Hirschstraße und kennt die Probleme mit Lärmbelästigung aus eigener Erfahrung. Die Verweigerung eines der Nachbarn, einen zusätzlichen Notausgang zu installieren, war einer der Gründe für Gehrisch, dem etablierten Standort den Rücken zu kehren. Dadurch war die Zahl der Gäste auf 199 begrenzt - zu wenig für die Rex-Chefin, die den Namen mit nach Bensheim nimmt.
Die neuen Mieter, die künftig als Betreibergesellschaft auftreten werden, glauben nicht, dass es aufgrund der regionalen Namens-Dopplung zu Irritationen kommen wird. Der designierte Geschäftsführer Werner Pieper weist darauf hin, dass der Name Rex nicht geschützt ist - im Gegensatz zur neuen Bezeichnung "Rex. Kulturhaus". Auch der Vermieter des Gebäudes lege wert darauf, dass der Name erhalten bleibt, so Pieper beim gestrigen Pressegespräch. Wie Margit Gehrisch die Namensgebung kommentiert, ist den neuen Betreibern nicht bekannt. Man redet nicht miteinander. Pieper bedauert die Funkstille und preist die gute Arbeit, die Gehrisch für die lokale und regionale Kulturlandschaft geleistet habe.
Was sich baulich vor Ort genau verändern wird, steht noch nicht fest. "Das werden wir sehen, wenn wir im August das Ruder übernehmen", so der Architekt, der gespannt ist, in welchem Zustand das Gebäude wirklich ist. Fest steht, dass Mängel in Abstimmung mit Bauamt und Brandschutz ausgebessert werden sollen. Das Team will alle Möglichkeiten abwägen. Peter Straub unterstreicht, dass es im neuen Kulturhaus keinen regulären Kneipenbetrieb geben wird, eine Konkurrenz zur innerstädtischen Gastronomie soll so ausgeschlossen werden. Was den Lärmschutz betrifft, so planen die neuen Hausherren unter anderem eine Raucher-Lounge im Innenraum, um dem kommunikativen Qualmen vor der Tür ein Ende zu bereiten. Auch für die Empore gibt es bereits Pläne. Besucher sollen künftig schon vorab auf die Parkmöglichkeiten in Lorsch (Festplatz) hingewiesen werden.
In punkto Nutzung grenzt sich das neue Rex vom bisherigen Konzept am Standort deutlich ab. Als offenes Haus will man eine große Spannweite an Veranstaltungen abdecken: Vereinsfeste und Jubiläen, Hochzeiten und Ausstellungen. Auch junge Künstler aller Art und Newcomerbands sollen an der Hirschstraße gefördert werden. Ein breites Repertoire.
Geld stehe nicht im Vordergrund
"So etwas gibt es in der Region sonst kaum", sagt Ulrich Gabler, dem eine enge Zusammenarbeit mit Kulturtreibenden in der Nachbarschaft und ortsansässigen Vereinen vorschwebt. Die Türen sollen allen offen stehen. Das Spektrum reicht von Tanztees für Senioren bis zum Kindertheater. Sogar ein gelegentlicher Kinobetrieb als Reminiszenz an alte Zeiten sei denkbar. Auch dem nahen Theater Sapperlot will man eine größere Bühne anbieten, auf die es bei Bedarf zurückgreifen kann.
"Uns geht es nicht zuerst ums Geld", sagt Peter Straub. Das Kulturhaus, das auch als Werbeträger für die Stadt Lorsch fungieren soll, wird ausschließlich mit Eigenmitteln finanziert. "Wir sind zufrieden, wenn wir im ersten Jahr die Miete einspielen." Er kündigt an, dass in Zukunft sicher weniger Veranstaltungen als im scheidenden Lorscher Musiktheater stattfinden werden. In der bisherigen Dichte sei der neue Kulturbetrieb kaum möglich. Erste Anfragen liegen bereits vor. Pieper bittet um Geduld: "Wir stecken noch mitten in der Planungsphase."
Stadtspitze sagt Hilfe zu
Lorschs Bürgermeister Christian Schönung (CDU) bedauert den Wegzug von Rex-Chefin Margit Gehrisch, begrüßt aber ausdrücklich die Initiative der Nachfolger, den alten Standort mit einem neuen Konzept weiterhin mit Leben füllen zu wollen. Für die Stadt Lorsch sei es in erster Linie wichtig, Leerstände zu vermeiden und die kulturelle Vielfalt zu erhalten.
Schönung und seine Kulturamtsleiterin Gabi Dewald kündigten an, das neue Betreiberteam nach Kräften zu unterstützen. Der Rathauschef spricht von Hand- und Spanndiensten, eine finanzielle Förderung sei nicht vorgesehen. Der örtliche Verein zur Förderung von Kunst und Kultur unter Vorsitz von Altbürgermeister Klaus Jäger habe bereits Interesse bekundet, den ehemaligen Kinosaal für Veranstaltungen zu nutzen. Schönung kann sich vorstellen, dass auch die Stadt auf die zentral gelegenen Räumlichkeiten zurückgreift. Auch beim Stadtjubiläum 2014 könnte das neue Kulturhaus eine prominente Rolle spielen.
Indes dauert die Zusammenarbeit mit dem Musiktheater von Margit Gehrisch an. Im laufenden Jahr sind diverse Veranstaltungen in der Nibelungenhalle sowie das Open Air an der Klostermauer fix geplant. Christian Schönung hofft, dass die Kooperation trotz des Standortwechsels weiter gehen wird. tr
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