Lorscher Weihnachtsmarkt

Das Lorscher Weihnachtswunder läuft auch auf der Wiese gut

Von 
Nina Schmelzing
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Lorsch. Alarmierende Meldungen wegen der Corona-Lage sind wieder allgegenwärtig. Die Appelle, Kontakte zu reduzieren und am besten daheim zu bleiben, gleichfalls. In Lorsch konnte man drei Tage lang auch anderes hören: Adventsmusik, live dargeboten. Man konnte über ein schön gestaltetes Gelände mit mehr als 40 Buden spazieren. Es war möglich, in der für alle hochbelastenden Situation eine weihnachtliche Stimmung zu erleben, einen Moment aufzutanken. Ignoriert wurde Corona deshalb nicht.

Voriges Jahr hatte Lorsch, wie alle anderen Städte auch, den Weihnachtsmarkt wegen der Pandemie gestrichen. Diesmal hat Lorsch – als einzige Stadt im Kreis – die Veranstaltung nicht abgesagt. Sehr früh schon wurde allerdings ein Umzug für das „Blaue Weihnachtswunder“ beschlossen. Erstmals wurde der Standort von der Stadtmitte auf die weiträumige Klosterwiese verlegt.

Zudem hatte der Magistrat jede Menge Auflagen erlassen: Besucher mussten sich an die 2G-Regel halten, auf dem Freigelände herrschte außerdem Maskenpflicht. Festgelegt wurde noch dazu, dass die Zahl der Besucher, die sich zeitgleich auf dem abgegitterten Areal aufhalten, 2500 nicht überschreiten durfte. Die Zahl der Security-Mitarbeiter wurde erhöht. Immer wieder erinnerte auch eine Ansprache vom Band an die Abstandsregeln.

Kontrollen und Platzverweise

An den beiden Eingangstoren wurden von Freitag bis Sonntag Impfnachweise und Personalausweise kontrolliert. Nicht jeder erfüllte die Zugangsvoraussetzungen und durfte deshalb passieren, hieß es gestern auf Nachfrage von den Sicherheitskräften.

Es gab außerdem auch einige Weihnachtsmarkt-Besucher, die sich zwar korrekt auswiesen, sich auf dem Gelände aber später dennoch nicht den strikten Regeln entsprechend verhielten. Das Gerücht, es habe deshalb auch Platzverweise gegeben, war jedenfalls keines. Tatsächlich seien einige Besucher sowohl am Freitag- als auch am Samstagabend des Marktes verwiesen worden, wurde auf BA-Nachfrage von Seiten der Stadt bestätigt.

Abgesehen von den Einzelfällen hielten sich die Gäste an die Auflagen. Diejenigen, die gekommen waren, genossen das Ambiente auf dem Areal unterhalb der Welterbestätte Kloster Lorsch. Zwei Damen aus Zwingenberg hatten es unter anderem die blau angestrahlten und weihnachtlich geschmückten Bäume angetan, die sie mehrfach begeistert fotografierten. „Sehr schön“, lobten sie.

Sie gaben zu, dass sie zunächst durchaus „Bedenken“ hatten, ob sie die Veranstaltung in Lorsch besuchen sollten, nachdem Adventsmärkte in ihrem eigenen Wohnort angesichts der Corona-Situation abgesagt wurden.

Die Bedenken aber hätten vor Ort ausgeräumt werden können. „Es verläuft sich“, stellten sie am Samstag mit Blick aufs Publikum auf dem großen Platz fest. Das „Weihnachtswunder“ sei also „sehr angenehm“.

„Wir wollten mal gucken“, berichtete auch ein Trio junger Leute aus Lorsch am Freitagabend. Man habe sich der Veranstaltung mit Vorsicht genähert. „Man kann Abstand halten“, beobachteten die Besucher dann beruhigt und holten sich Glühwein.

Die 2G-Regelung, die Impfnachweis- und Personalausweis-Kontrollen, wurden auch von einer Besuchergruppe gutgeheißen, die sich von Lindenfels aus auf den Weg nach Lorsch gemacht hatte. Dass sogar aus Mannheim Gäste kamen, ist insofern nicht außergewöhnlich, als das „Weihnachtswunder“ immer einen weiteren Einzugskreis hat als normale Glühwein-Veranstaltungen andernorts.

Mit dem Umsatz zufrieden

Nicht nur das Programm auf dem Weihnachtsmarkt war wegen Corona deutlich reduzierter als gewohnt. Auch einige Lorscher Vereine hatten ihre Teilnahme abgesagt. Die Bürger-Funken aber waren ebenso mit einem Stand präsent, an dem Punsch und Winzerglühwein angeboten wurde, wie zum Beispiel der SC Olympia. Die Sportler backten ihre beliebten Kräppel und boten heiße Getränke an. Man habe angesichts der besonderen Umstände mit deutlich weniger Besuchern als gewohnt gerechnet, hieß es am SCO-Stand. Gestern äußerten sich die Sportler aber positiv überrascht vom Zuspruch. Man habe jedenfalls einen „sehr guten Umsatz“ für die Vereinskasse erzielt.

Die erfahrenen Weihnachtsmarkt-Teilnehmer hatten allerdings auch einen besonderen Service organisiert. Besucher konnten die Kräppel an Tischen im Freien essen, die mit „Wärmetonnen“ ausgerüstet waren – eine willkommene Gelegenheit für ein Sonntagsfrühstück.

An den Buden gab es alles, was einen Weihnachtsmarkt ausmacht: Kinderpunsch, Lebkuchen, Magenbrot und Zuckerwatte ebenso wie Wollsocken, Mützen und Schals, Schmuck und Deko-Artikel, große Luftballons und edle Seifen. Wer Hunger hatte, konnte sich unter anderem mit Reibekuchen und Apfelmus, mit Apfelstrudel und Germknödeln, mit Frühlingsrollen oder einem herzhaften Imbiss versorgen. Verbundenheit zur Klosterstadt konnte man mit dem Kauf Lorscher Tassen oder einem Lauresham-Ochsen aus Plüsch zeigen. Für Kleinkinder drehte sich ein Karussell, bei einer Benefiz-Aktion konnte man sich zugunsten von jungen Leuten engagieren, die unter den Folgen der Flut im Ahrtal zu leiden haben.

Die Klostermauer wurde blau angestrahlt, der Parkplatz an der Welterbestätte war stark frequentiert. Neben Autos mit Bergsträßer Kennzeichen waren auch Fahrzeuge mit Wormser, Darmstädter und Heidelberger Nummernschildern zu sehen. Die Publikumsmenge auf dem Festplatz blieb dennoch überschaubar, die maximale Besucherzahl einzuhalten, war trotz manchmal längerer Warteschlangen vor dem Einlass, offenbar kein Problem. In der Spitze seien es am Samstag 900 Personen gewesen, hieß es von Seiten der Stadt gestern auf Nachfrage. Gezählt wurde händisch.

Von der Atmosphäre auf dem Festplatz zeigten sich viele Besucher beeindruckt. Vorstellbar ist es daher, dass es nicht beim einmaligen Aufenthalt für das „Weihnachtswunder“ dort bleibt, sondern dass der Markt an diesem Standort vielleicht sogar eine Neuauflage erfährt.

Wie geht es weiter im Advent in Lorsch?

Gedränge gab es auf dem Weihnachtsmarkt nicht, auch ein weiträumiges Ausweichen bei „Gegenverkehr“ von Besuchern auf dem Areal war jederzeit möglich. Der Aufenthalt – zugelassen waren nur Geimpfte und Genesene – war insofern weniger bedenklich als etwa Besuche von geschlossenen Räumen wie Einkaufszentren, Fitness-Studios oder Musikveranstaltungen. Obwohl die Ansteckungsgefahr unter freiem Himmel als gering gilt, waren außerdem Masken zu tragen. Zum Essen und Trinken durften sie am Stand abgenommen werden.

In öffentlicher Runde wird es wohl so bald keine politische Bewertung des besonderen Weihnachtsmarktes geben. Bis zur nächsten Sitzung des Kulturausschusses – das Gremium hatte den Standortwechsel auf die Wiese beschlossen – wird es zumindest einige Zeit dauern. Die Sitzung, die für Anfang Dezember vorgesehen war, ist abgesagt worden. Ob es für die weiteren Weihnachtsaktionen – etwa die geplanten Stände am Wochenende an der Christbaum-Allee – wegen der Corona-Lage Änderungen gibt, wird der Magistrat beraten. sch

Redaktion

Thema : Weihnachtsmärkte in der Region

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