Lorsch. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) hat das aktuelle Fahrradklima ermittelt. Alle zwei Jahre werden in verschiedenen Kommunen Daten dazu erhoben. Auch in Lorsch haben sich Radler wieder an dem Städtevergleich beteiligt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen – das meinen die Mitglieder der ADFC-Ortsgruppe Lorsch ebenso wie auch Bürgermeister Christian Schönung.
In der Gesamtbewertung holt Lorsch nämlich eine 3,3. Das ist zwar in der auf Schulnoten umgerechneten Beurteilung nur ein „befriedigend“. In Lorsch freut man sich aber darüber, dass man damit über dem Durchschnitt aller teilnehmenden Orte in der Größenklasse unter 20 000 Einwohner liegt, der 3,8 beträgt. In Hessen schaffte es Lorsch insgesamt nach weit vorne, auf den fünften Platz. „Ein sehr gutes Ergebnis“, erklärte dazu jetzt erfreut der Bürgermeister. Man dürfe „richtig zufrieden“ und „stolz“ darauf sein. Deutschlandweit kam Lorsch auf den 44. Rang von 418 Bewerbern in der Ortsgröße..
Nachbarn mit schlechteren Noten
Dass Nachbarstädte beim Klimatest schlechter abschnitten, das war beim Gespräch des Verwaltungschefs mit den ADFC-Mitgliedern Wim Roukens und Ernst Janka kein Thema. Bensheim kassierte die Note 3,7, Zwingenberg sogar eine 4,1. Die Lorscher konzentrierten sich lieber darauf, was sie selbst vor Ort an Verbesserungen für Radler erreicht hatten. 2016 hatten sie schließlich selbst auch nur eine Bewertung von 3,7 erhalten. Besser als eine Drei gab es noch nie für Lorsch, zeigt ein Blick in die Statistik seit 2012.
Der ADFC mache immer wieder aufmerksam auf das Radeln, lobte Bürgermeistern Schönung die seitdem erfolgten Anstrengungen. In Lorsch seien außerdem öfter Etappen bedeutender internationaler Meisterschaften ausgetragen worden, zudem habe sich die Stadt an großen Fahrrad-Charity-Veranstaltungen beteiligt. Es gebe ein „aktives Fahrradleben“ in der Stadt, erklärte Schönung. „Wir leben es“, fügte der Bürgermeister an, der selbst für die meisten Strecken das Fahrrad nutzt und auch an das Radverkehrskonzept erinnerte, das mit der Hochschule Darmstadt erstellt wurde. Ein Großteil der Maßnahmen daraus sei bereits erledigt.
Lob von Sportlern
Die Asphaltierung des Weges Richtung Riedrode sei sogar von prominenten Sportlern wie Ironman-Sieger Lothar Leder gewürdigt worden, so Schönung. Eine AG Radverkehr sei in Lorsch aktiv. Weitere Lückenschlüsse und eine neue Brücke nahe am Weschnitzbetriebshof machten Radfahren bald noch attraktiver.
Zu den auffälligen Neuerungen der jüngsten Zeit gehören etwa Fahrradstraßen. Drei Abschnitte sind in Lorsch markiert, in der Oberstraße, in der Nähe des Birkengartens und in der Hügelstraße. Die Neuregelung räumt Radfahrern mehr Platz ein und erlaubt es zum Beispiel, dass sie in diesen Bereichen auch nebeneinander fahren dürfen. In der Oberstraße machen davon viele junge Leute auf dem Weg zur Schule gerne Gebrauch. Neben der Anerkennung für solche Fahrradförderung holt Lorsch beste Noten bei der Erreichbarkeit der Ortsmitte mit dem Fahrrad und der Frage, ob sich auch andere Ziele radelnd gut erreichen lassen.
ADFC: Sicherheit ist wichtig
Die 89 Teilnehmer des Klimatests für Lorsch zeigen sich aber längst nicht mit allen Gegebenheiten einverstanden. Zu großzügig sei man in Lorsch etwa, wenn Autos auf Radwegen parken. Diese würden im Winter auch nicht geräumt. Leihräder seien zudem nicht einfach und preisgünstig nutzbar. An Baustellen würden Radler nicht sicher und bequem vorbeigeführt und Ampelschaltungen seien nicht gut auf die Radfahrer abgestimmt, hieß es. Gerade Sicherheitsaspekte seien den Radlern sehr wichtig, erläuterte für den ADFC Wim Roukens, der auch als ehrenamtlicher Radbeauftragter des Kreises Bergstraße tätig ist.
Man müsse allerdings auch realistisch feststellen, dass die Behebung mancher Mängel teuer ist, machte Schönung klar. In Lorsch gebe es nur eine Kreuzungsampel für den Radverkehr. Für den Bereich Hirschstraße/Friedensstraße werde bereits beraten, ob ein Kreisel eine bessere Lösung sein könnte – sie würde natürlich Geld kosten.
An Baustellen gelinge eine gute Vorbeiführung oft deshalb nicht, weil der Platz fehle. Die Vermarktung von Leihrädern laufe noch nicht gut, räumt er ein. Umsonst ist aber auch die Verbesserung durch Anschluss an Radvermieter wie etwa Nextbike nicht zu haben. Bis zu 15 Euro pro Radverleih-Nutzung seien für die Stadt zu kalkulieren.
Bloß jetzt nicht stehenbleiben
Fälschlicherweise immer wieder gleichgesetzt werden auch Radweg und Schutzstreifen, die rechtlich allerdings unterschiedlich zu bewerten sind.
„Wir sind auf einem guten Weg, dürfen aber jetzt nicht stehenbleiben“, bilanzierte Wim Roukens. Beim nächsten Klimatest wünsche sich der ADFC ein Ergebnis mit einer 2 vor dem Komma.
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