Finanzausschuss

Alle sind dafür, dass der Spielplatz aufgegeben wird

Einhelliger Beschluss, Wohngebiet an der Zedernstraße zu ermöglichen / Siedlungsdruck / Bauausschuss tagt am 2. Juli

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Nina Schmelzing
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Das gut 1000 Quadratmeter große Grundstück an der Zedernstraße soll kein Spielplatz bleiben, waren sich die Mitglieder im Finanzausschuss einig. Es soll Bauplatz werden. Vorwiegend Sozialwohnungen könnten dort entstehen. © Schmelzing

Lorsch. Gut 20 Zuhörer kamen am Donnerstagabend in den Paul-Schnitzer-Saal, um die öffentliche Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses mitzuerleben. Das waren zwar deutlich weniger als in der vorangegangenen Sitzung im Mai, als 50 Lorscher auf den Publikumssitzen Platz nahmen. Aber es waren immer noch sehr viel mehr Besucher, als in einer durchschnittlichen Zusammenkunft des Ausschusses zu sehen sind, denn oft tagt das Gremium vor leeren Zuhörer-Reihen. Gekommen waren die Bürger wegen Platz eins der Tagesordnung: Die geplante Aufgabe des Spielplatzes in der Zedernstraße – und diesmal gab es eine Entscheidung.

In der Mai-Sitzung war eine Beschlussfassung zwar laut Tagesordnung erwartet worden, sie wurde dann aber doch zurückgestellt und auf den Juni-Termin verschoben. Zu entscheiden hatten die Kommunalpolitiker über eine Bebauungsplanänderung. Der Magistrat mit Bürgermeister Christian Schönung an der Spitze hatte vorgeschlagen, dass das Spielplatzgelände zu Bauland werden sollte. Vor allem Sozialwohnungen könnten dann dort errichtet werden. Die Ausschuss-Mitglieder sollten diesem Vorhaben jetzt zustimmen – und sie taten dies, und zwar einstimmig.

Lagerfeld-Anlieger hatten ihre Befürchtung geäußert, dass ihr hochwertiges Wohngebiet durch die geplante Bebauung an Wert verlieren werde. Sie hatten Sorge um den sozialen Frieden vorgebracht und zudem die Natur-Schädigung beklagt. Auch am Donnerstag meldete sich ein Sprecher der Anwohner vor der Sitzung mit mehreren Fragen und Anmerkungen zu Wort. Ob sich die Ausschuss-Mitglieder seit der Vertagung der Entscheidung noch einmal Gedanken über das Projekt gemacht und ob sie sich die Situation vor Ort selbst angeschaut hätten, wollte er etwa wissen.

Die Anwohner rund um die Zedernstraße jedenfalls hatten sich intensiv mit der möglichen Veränderung dort befasst, machten sie klar. Die Wirtschaftlichkeit des Vorhabens sollte überprüft werden, auch die Abstandsregelung zum Wald, forderte der Sprecher unter dem Beifall des Publikums. Wie viel Abholzung erforderlich werde, wollten sie erfahren. Sie selbst hätten sich inzwischen verschiedene Areale in Lorsch angesehen und festgestellt: Mehrere davon seien besser geeignet für das Bauvorhaben als das Spielplatz-Gelände vor ihrer Haustür – und einige der Flächen seien bestimmt im Besitz der Stadt.

Viel Nachfrage, kaum Angebote

Der Mangel an Bauplätzen, die sich im Besitz der Stadt befinden, wurde in Lorsch schon oft als großes Problem benannt. Dass es an Wohnraum fehlt, vor allem an bezahlbaren Immobilien, ist gleichfalls ein Dauer-Thema. Auch am Donnerstag wiesen mehrere Ausschuss-Mitglieder auf das Dilemma hin. In den sozialen Medien könne man „wahnsinnig viele Such-Anfragen“ lesen, Angebote aber finde man nicht, berichtete Dirk Sander (SPD). Selbstverständlich habe sich seine Fraktion das Spielplatz-Areal noch einmal angeschaut. Grundsätzlich aber seien die Sozialdemokraten weiterhin dafür, es zu „verwerten“, sagte er – und zwar „bevorzugt“ für den sozialen Wohnungsbau.

Ein größeres Angebot sei dringend nötig, es gehe leider nicht schnell genug mit der Umsetzung. Sander erinnerte an mehrere Adressen, die in Planung dafür sind. Er nannte die Lagerfeldstraße, die Seehofstraße sowie die Lagerhausstraße, in dieser sollen statt der bisherigen Schlichtwohnungen bald moderne Sozialwohnungen zur Verfügung stehen. Wenn die Stadt aber nicht Eigentümer von Grundstücken sei, dann blieben die Möglichkeiten beschränkt.

Im Gebiet Zedernstraße handle es sich derzeit noch um „reine Entwurfsplanung“, stellte er klar. Erst im weiteren Zuge des Verfahrens werde über die Einzelheiten des Neubaus zu beraten sein. Die Stadtverordneten hätten „vernünftige“ Entscheidungen zu treffen, für die Allgemeinheit der Lorscher.

Mit der Abstimmung im Haupt- und Finanzausschuss erfolge zunächst nur die Beauftragung an den Magistrat für den Aufstellungsbeschluss, sagte auch Matthias Schimpf (Grüne). „Sie werden alle gehört“, erklärte er in Richtung der Anlieger das folgende Beteiligungsverfahren. Dort könnten sie Bedenken vortragen. „Beteiligen Sie sich“, ermunterte er die Zuhörer für die Offenlage. Wie genau der Neubau aussehen werde, könne derzeit noch niemand sagen.

Lorsch stehe unter Siedlungsdruck, so Schimpf. „Wir versuchen einiges“, verdeutlichte er mit Blick auf verschiedene Bemühungen. In der Seehofstraße wolle man bereits seit Jahren zu einer Lösung kommen. Es handle sich aber nicht um stadteigenes Gelände. Spiele der Eigentümer nicht mit, gehe es leider nicht voran.

Null-Akzeptanz macht keinen Sinn

Anlieger hätten es wahrscheinlich am liebsten, wenn sich in ihrer Nachbarschaft nichts verändere. Die Fläche in der Zedernstraße jedoch werde sich verändern, machte er klar. Wie gebaut werde, sei noch nicht entschieden. Der Baukörper sollte aber verträglich sein, sagte Schimpf. Null-Akzeptanz in der Umgebung mache schließlich keinen Sinn.

„Wir haben wenig städtische Fläche“, sagte auch Ferdinand Koob (CDU). In der Grundsatzentscheidung, den Spielplatz aufzugeben und zu bebauen, sei man sich einig. Wie der Neubau aussehen soll, sei dann Thema im Bebauungsplanverfahren. Koob regte zudem an, den geplanten Ersatz für den wegfallenden Kleinkindspielplatz nicht zwingend in der Remise festzuschreiben. Es sei besser, ihn allgemein „im Süden von Lorsch“ zu suchen, sich nicht auf die Remise zu verengen.

„Wir stehen zum Beschlussvorschlag“, unterstrich für die PWL Christian Walter. Nach der Entscheidung, den Spielplatz in Bauland umzufunktionieren, gelte es, im Bauausschuss über die Art des Gebäudes zu beraten. Akzeptanz sei wichtig und die Frage, was zumutbar sei und ins Wohngebiet passe. Die Anlieger würden in diesem Fall frühzeitig mitgenommen. Lorsch sei „sehr beliebt“, Wohnraum aber Mangelware. Ausschuss-Mitglieder müssten für alle Lorscher planen.

Bevor das Thema in der Stadtverordnetenversammlung aufgerufen wird, steht am 2. Juli die Beratung im Bauausschuss über die Bebauungsplanänderung im Lagerfeld an. Der Spielplatz Zedernstraße steht auf Punkt drei der Tagesordnung. Die öffentliche Sitzung beginnt um 20 Uhr im Paul-Schnitzer-Saal.

Redaktion

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