Germania - Lorscher Männergesangverein feierte 120-jähriges Bestehen / 13 Chöre auf der Bühne

260 Stimmen beim Open Air im Depot

Von 
Dieter Helmling
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Zu einem Festival der Chöre hatte die Germania am Wochenende eingeladen. Gospels waren dabei ebenso zu hören wie Volkslieder. © Helmling

LORSCH. Der Lorscher Männergesangverein MGV Germania feiert in diesem Jahr sein 120-jähriges Bestehen. Rund 260 Stimmen erklangen aus diesem Anlass beim Festival der Chöre. Mit dabei beim Open Air im ehemaligen Straßenbaudepot in Lorsch waren Sänger aus Heidelberg, Mannheim, Viernheim, Worms, Hüttenfeld, Bensheim und Heppenheim.

14 verschiedene Chöre – Gemischte Chöre, Männer- und Frauenchöre sowie verschiedene Ensembles – waren gemeldet. Terminliche Schwierigkeiten hatte allerdings der Gesangverein Liederkranz Lorsch. Deshalb sagte Klaus-Dieter Schmidt die Teilnahme seines Männer- und gemischten Chores ab. Die Sänger feierten 2017 ihr 165-jähriges Bestehen mit einem grandiosen Kirchenkonzert.

Germania-Vorsitzender Klemens Diehl-Blust begrüßte rund 200 Zuhörer, unter ihnen Klaus-Dieter Schmidt und Heinz Ritsert, Vorsitzender des Sängerkreises Bergstraße. „Das Festival der Chöre bildet den Höhepunkt zum 120-jährigen Bestehen der Germania“, sagt Klemens Diehl-Blust. Er moderierte auch das Programm.

Der Liederzyklus begann mit traditionellen Volksliedern: Die Germania-Sänger nahmen auf der großzügig errichteten Bühne Aufstellung. Chorleiter Tobias Freidhof und seine Sänger fanden mit jedem vorgetragenen Stück mehr zu sich und gewannen an Stärke. Eingangs erfolgte die Aufforderung an ihr Publikum: „Stimmt mit ein in unser Lied“ von Friedrich Silcher nach Versen von Joseph Freiherr von Eichendorff – a-capella gesungen. Klassiker wie „Die Sonne erwacht“ und zwei Strophen des Stückes „Marina“ sowie ein kroatisches Volkslied, folgten.

Das Publikum hatte an den eingängigen Melodien viel Gefallen und belohnte die Leistung mit Zwischenapplaus. Mit dem Spiritual „Down by the Riverside“ – als Solist Stefan Hoffmann – und „Happy Day“ unterstrichen die Sänger ihre Dynamik. Ein besonderes apartes Repertoirejuwel, „Das Tal in den Bergen“, bildete den Abschluss des Lied-Vortrages der Germania.

Ein vielfältiger Mix von traditionellem klassischen a-capella-Chorgesang bis hin zu modernem Liedgut mit Gospel, Pop- und Rocktiteln war beim Festival zu hören. Unter anderem traten auf der Bühne auch die Blue Notes aus Heidelberg, die Sänger Spirits of musik aus Mannheim, der Männergesangverein Liederkranz aus Viernheim, der Gospelchor „Voices“ aus Lorsch und nicht zuletzt die New Harmonists vom Gesangverein Liederkranz in Heppenheim auf.

Der Senior unter den Vereinen war der Gesangverein Harmonie 1878 aus Ober-Schönmattenwag. Als jüngster Chor war der Männerchor CG 2012 Worms Horchheim mit dabei.

Gospels kommen eigentlich immer gut an. Das stellte auch das Ensemble „Voices“ mit seinem musikalischen Beitrag beim Festival unter Beweis mit dem Leiter Thomas Adelberger.

Gastgeber setzte Schlussakkord

Das Vokalensemble Takt-Fest vom gastgebenden Gesangverein Germania setzte den Schlussakkord. Dann übernahm die Germania Band. Dabei griff Alois Leidner am Keyboard in die Tasten, Bernhard Brunnengräber spielte an den Drums und Andy Dirkmann begleitete an der Gitarre.

Aus der Chronik des Lorscher Männergesangvereins

Der Männergesangverein Germania ist der zweitälteste noch aktive Verein in Lorsch. Am 21. August 1898 kamen acht Männer im damaligen Gasthaus zum „Goldenen Stern“ in der Römerstraße zusammen, um den Gesangverein zu gründen. Schnell hatte man sich auf den Vereinsnamen Germania geeinigt.

Unter Mitgliedern und Gästen im Vereinsheim „Zum Goldenen Stern“ wurde Geld eingesammelt. Der jährliche Mitgliedsbeitrag betrug anschließend 50 Pfennig.

Als erster Dirigent wurde 1898 der singende und Geige spielende Bäckermeister Wilhelm Ludwig gewonnen. Im Sommer 1900 kauften die Sänger für 560 Mark ihre eigene Vereinsfahne. Mitte Juni wurde zur Fahnenweihe drei Tage lang auf dem Kaiser-Wilhelm-Platz gefeiert.

Als 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, rückten die jungen wehrpflichtigen Sänger und ihr damaliger Dirigent Johann Reisinger ein.

Die Aufzeichnungen in der Chronik enden schlagartig nach dem 40-jährigen Bestehen der Germania am 29. August 1938. Zahlreiche Mitglieder des Gesangvereins wurden zur Wehrmacht eingezogen. Nach Kriegsende fanden sich wieder Sänger unter dem Dirigenten und Chorleiter Heinrich Heckmann zusammen. Er führte den Germania-Chor zu neuer Blüte. 1954 wurde für 1300 Mark der erste eigene Flügel angeschafft.

Es folgten Live-Auftritte im Radioprogramm des Hessischen Rundfunks in Frankfurt. Die Fidelios wurden 1959 gegründet. Ein Jahr später landeten sie einen Fernsehauftritt beim „Blauen Bock“. Die Fidelios waren 36 Jahre sehr aktiv. Danach war aus Sängermangel Schuss.

Karl-Heinz Boll übernahm am 10. März 1990 bis 18. April 2008 als Vorsitzender die Vereinsgeschäfte. Die Einweihung des Sängerheims am Fortsbann vor 30 Jahren im August 1988 fiel noch in die Ära des damaligen Vorsitzenden Anton Bohrer.

Die Geschicke des Gesangvereins lenken heute erfolgreich Klemens Diehl-Blust und Andreas Keil. ted

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