Zehn Bäche fließen in Reichenbach

Hört man den Namen Reichenbach, so assoziiert man damit wohl eine Reihe von Bächen, die dem Odenwalddorf seinen Namen gaben. Eingebettet ist das Dorf in das Tal der Lauter zwischen Felsberg, Hohenstein und Höllberg. Vielen ist nicht bekannt, dass, abgesehen von kleineren Rinnsalen, zehn Bäche auf Karten verzeichnet sind, die auf Reichenbach zufließen.

Von 
Walter Koepff
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Die Bäche rund um Reichenbach: 1: Lauter, 2a+b: Felsbach, 3: Felsenmeerbach, 4: Graulbach, 5: Tränkbach, 6: Bach von Katzenstein, 7: Vorbach, 8: Reichenbach, 9: Flutgraben / Schachertbach, 10: Höhwiesenbächlein / Haurodbach. © Koe

Bis zum Bau der Kanalisation in Reichenbach nach 1964 dienten die Wasserläufe auch als Abwasserkanäle. Nicht erst seit der Flutkatastrophe im Ahrtal beschäftigt die Hochwassergefahr in Lautertal die Bürger. Zu denen, die sich besonders intensiv Gedanken darüber machen, gehört der Reichenbacher Ehrenwehrführer Dieter Horn, der sich mit den Problemen seit langem auseinandersetzt.

Horn sieht vor allem in der Topographie Reichenbachs eine große Gefahr bereits bei Niederschlagsmengen von nur 50 Litern pro Quadratmeter. Mit denen sei in Zukunft öfter zu rechnen. Durch den Zusammenfluss von Graulbach und Lauter im Zentrum Reichenbachs können hier gewaltige Wassermassen zusammenkommen.

Die Fläche, die von Felsberg und Zehnes in den aus Richtung Beedenkirchen kommenden Wasserlauf entwässert, ist einige Quadratkilometer groß. Die relativ steilen Hänge führen zu einer erhöhten Fließgeschwindigkeit. Wie in einem Trichter werden die Niederschläge nach Reichenbach hineingedrückt.

Ein beachtliches Einzugsgebiet

Ausgebremst und dadurch aufgestaut wird das Wasser bereits am Felsenmeerparkplatz, wo es in den Untergrund verschwindet und den SSV-Sportplatz unterquert. Bei Hochwasser werden die Bachläufe ihren Weg überirdisch suchen und die tieferliegenden Grundstücke überfluten.

Die Lauter hat allein in der Reichenbacher Gemarkung ein beachtliches Einzugsgebiet. Sowohl vom Böhl aber besonders aus Richtung Raidelbacher Höhe strömt viel Regenwasser der Lauter zu. Hinzu kommen der Vorbach und der Reichenbach, deren Einzugsgebiete teilweise fast bis nach Knoden reichen. Besonders viel Wasser kommt im Unterdorf von Reichenbach zusammen, da hier in der Lauterverdolung, und an deren Ende der Graulbach und der Reichenbach einmünden. Bis zu Reichenbachs Ortsgrenze gibt es noch zwei weitere Wasserläufe, die die Hänge zwischen Hahnenbusch und Hohberg entwässern.

Auch Beedenkirchens Wehrführer Kai Jährling stellte in der Mitgliederversammlung in diesem Jahr seine Gedanken hinsichtlich der Probleme im Zusammenhang mit Hochwasser in Lautertal vor. Der Reichenbacher Werner Opper befasst sich ebenfalls intensiv mit einem möglichen Hochwasserszenario in Lautertal.

Vieles läuft unterirdisch

Bei den Recherchen war leider nicht zu erfahren, wann der Graulbach zwischen Balkhäuser Straße und Seifenwiesenweg unter Beton verschwand. Vermutlich war das Ende der 50er oder Anfang der 60er Jahre. Vielleicht kann sich ein BA-Leser noch an diese Ereignisse erinnern. Bis 1973 hatte die gesamte Strecke vom Rathaus bis zur heutigen Felsbergstraße die Bezeichnung Felsbergstraße. Heute heißt diese Straße ab dem Rathaus bis zum Ortsausgang Reichenbach Beedenkirchener Straße.

Da ein Großteil der Wasserläufe innerhalb Reichenbachs unterirdisch fließen und damit weitestgehend aus dem Blickfeld verschwunden sind, stellen wir die Reichenbacher Bäche in den folgenden Beiträgen vor. Auch wenn in der Region immer von „die Bach“ gesprochen wird, wird hier den Gewässern der männliche Artikel vorangestellt.

Freier Autor Nach Anfängen bei der Schülerzeitung "Kurfürst" des Bensheimer Alten Kurfürstlichen Gymnasiums (AKG), Freier Mitarbeiter bei der Lindenfelser Wochenzeitung "Samstag", 1971 Wechsel zum Bergsträßer Anzeiger. Pressemäßig in Wort und Bild in Lautertal tätig.

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