Gadernheim. Zum Lachen in den Keller? Nein, zum Lachen lieber in die Kirche gehen. Die Kirche hat Platz für eine gute Portion Humor. Das bewies ein Gottesdienst, den Pfarrerin Marion Mühlmeier mit einem Team in Gadernheim organisiert hatte. Das Ergebnis gab ihr Recht. Die Kirche war rappelvoll, die Atmosphäre locker. An jeder Bankreihe waren Luftballons mit lachenden Gesichtern befestigt; bei den Gästen herrschte eine heitere Stimmung.
Schnell gab es viel zu lachen. Die Pfarrerin hatte darum gebeten, dass sich die Gruppen und Vereine in der Gemeinde Gedanken zu Witzen machen sollten, die sie im Gottesdienst präsentierten. Unter anderem ging es um die ältesten Handwerksberufe. Der Elektriker sagte, sein Beruf sei doch wohl eindeutig der älteste. Warum?, fragten Maurer und Gärtner. Als Gott sprach „Es werde Licht“ hätten die Handwerker aus Gadernheim dazu die Leitungen verlegt.
Die Abstimmung darüber, welcher Witz am besten bei den Besuchern ankam, erfolgte mit Klatschen und die Intensität dazu wurde exakt gemessen. Die Feuerwehr machte das Rennen mit der Geschichte von dem Mann, der sich nur von Gott und nicht einmal von der Feuerwehr retten lassen wollte.
Zwischendurch sorgte eine Band für die musikalische Untermalung mit modernen Texten, eingepackt in flotte Rhythmen.
Als Pfarrerin Mühlmeier vor zehn Jahren in Gadernheim ankam, sagte sie zu ihrem Mann, dass die Gottesdienstbesucher – warum auch immer – nie lachen. Das sollte sich ändern. Auch der Philosoph Friedrich Nietzsche, geboren in einer Pfarrersfamilie, hätte es zu seiner Zeit wohl besser gefunden, wenn es in der Kirche mehr Humor gegeben hätte, stellte Mühlmeier in ihrer Predigt fest.
Anschließend wurde im Gemeindehaus noch gefeiert
Bei Nietzsche war alles noch viel ernster und Lachen in der Kirche nicht denkbar. Im Pfarrhaus auf dem Kirchberg in Gadernheim sehe das jedenfalls ganz anders aus, so die Pfarrerin. Hier werde viel gelacht, und es gebe viel Humor. „Humor ist, wenn man trotzdem lacht.“. Dazu berichtete Mühlmeier, wie sie das selbst schon erlebt hatte.
Der Ausdruck Humor komme in der Heiligen Schrift nicht vor, sagte sie. „In der wohl ältesten Bibelstelle zum Thema Lachen – im 1. Buch Mose – sagt Sarah: Gott hat dafür gesorgt, dass ich lachen kann. Jeder, der davon hört, wird mit mir lachen.“ Die Kirche solle durchaus ein Ort sein an dem gelacht werden dürfe, ergänzte Mühlmeier.
Der Gottesdienst endete mit dem Lied „Geh unter der Gnade“, einem gemeinsamen Gebet und dem Segen von Vikar Joshua van der Linden. Unter dem großen Baum vor der Eingangstür bestand die Möglichkeit, sich persönlich segnen zu lassen. Bevor sich alle auf das Außengelände begaben, dankten Pfarrerin Mühlmeier und Vikar van der Linden allen, die im Rahmen der langen Vorbereitungsphase mitgeholfen hatten, den Gottesdienst auszugestalten.
Der Gottesdienst war der dritte dieser Art, den die Pfarrerin mit Helfern ausgestaltet hatte. Doch nach dem Segen war noch lange nicht Schluss. Alle waren eingeladen, noch zu bleiben. Im Gemeindehaus gab es Suppe, Kuchen und Kaffee. Der Bastelkreis bot liebevoll gefertigte Handarbeitsprodukte passend zur Herbstzeit zum Verkauf an. Für gute Laune sorgten außerdem eine Fotoecke, die mit zahlreichen alten Aufnahmen bestückt war, sowie fröhliche Aktionen für die Kinder.
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