Reichenbach. Seit 50 Jahren ist die Reichenbacher Vogelschutzgruppe nicht nur in Sachen Vogelschutz, sondern auch in der Pflege der Geselligkeit sowie im dörflichen Leben äußerst aktiv.
Bis heute standen nur drei verschiedene Vorsitzende an der Spitze des Vereins. Bei der Vereinsgründung am 18. Mai 1973 gehörten 20 Personen dem Verein an. Dieter Oster übernahm die Vereinsführung, der zuvor schon einer 1965 bestehenden Vogelliebhabergruppe vorgestanden hatte und Vogelbeauftragter der Gemeinde Reichenbach war.
Gleich begann der neue Verein mit dem Bau von Nistkästen, deren Anzahl auch durch Zukauf bis heute auf 380 Stück angestiegen ist. Ab 1975 unterhält die Gruppe einen Lehrraum im Hainzenwald, der zunächst ausgebaut werden musste, um seine Aufgabe erfüllen zu können. Seitdem sind die Räumlichkeiten für Treffen der Vereinsmitglieder einmal im Monat geöffnet.
Spatenstich für Amphibienteich
Ein fester Bestandteil der Vereinstätigkeiten sind die Vogelstimmenwanderungen, die bis heute angeboten werden.
Legende sind die erlebnisreichen einwöchigen Vereinsausflüge. Ihr erstes Ziel war 1976 die Lüneburger Heide. Weitere Touren führten in viele europäische Länder wie Österreich, Italien, Ungarn, Norwegen und Frankreich, um nur einige zu nennen. Sie erfreuten sich immer sehr großen Zuspruchs, mussten jedoch in den Jahren der Pandemie ausfallen.
Zur Information von Wanderern wurden auf dem Weg zum Borstein zahlreiche Bildtafeln mit Beispielen aus der heimischen Vogelwelt aufgestellt. Die Einweihung dieses Vogellehrpfads fand nach zweijähriger Bauzeit 1979 statt. 1995 musste diese Einrichtung renoviert werden.
Ebenfalls 1979 erfolgte der erste Spatenstich zum Bau des Amphibienteichs im Hainzenwald, der ein viel beachtetes Feuchtbiotop mitten im Wald geworden ist.
Zur Pflege der Geselligkeit wurde der Terminkalender ab 1980 um ein Grillfest und einen Familienabend erweitert, die sich beide bis heute mit Ausnahme der Corona-Zeit großer Beliebtheit erfreuen.
Die Familienabende standen oft unter bestimmten Themen, boten mehrere Jahre immer wieder Tanz-, Gesangs- und Showeinlagen der Mitglieder und Auftritte professioneller Künstler. Sketche, Ratespiele und Comedy erfreuten nicht nur Vereinsmitglieder.
Greifvogelstation bis 2012
Rückblicke auf die Vereinsausflüge und Vereinsjahre in Bild und Ton rundeten das jeweilige Jahresprogramm ab.
Eine weitere große Bautätigkeit wurde mit der Greifvogelstation bei der Familie Zastrow 1983 in Angriff genommen. Bis 2012 wurden dort nicht nur verletzte Vögel wieder aufgepäppelt.
1985 erhielt der eingetragene Verein seine Gemeinnützigkeit. Ein weiterer Amphibienteich entstand 1986 im Höllacker mit zahlreichen Amphibien, der gerne von Spaziergängern besucht wird. Zu einem Eulenturm mit Brut- und Nistplätzen umgestaltet wurde 1990 eine alte Trafostation im Felsbergwald, der an den Felsenmeer-erlebnistagen für interessierte Gäste geöffnet wird.
Mit dem Erwerb eines Grundstückes im Brandauer Klinger ergab sich 1986 die Möglichkeit zum Bau eines weiteren Amphibienteiches, der bis heute ebenfalls von den Vogelschützern regelmäßig gepflegt wird.
Im Jahr 1998 konnte das 200. Mitglied begrüßt werden. Ab dem Jahr 2000 bestand bis 2012 eine mitgliederstarke Jugendgruppe, die dank engagierter Betreuer äußerst aktiv war. So gehörten der Bau von Nistkästen und Futtereinrichtungen für die Winterfütterung, Grillnachmittage, Tagesausflüge und Nachtwanderungen zum Programm. In Ermanglung von Leitungspersonal musste die Jugendarbeit beendet werden. Groß war die Freude bei den Vogelschützern als 2021 ein Neustart mit 17 Jugendlichen gelang.
Oster wird Ehrenvorsitzender
Mit Walter Gehbauer wurde 2001 ein Nachfolger für den langjährigen Vorsitzenden Dieter Oster gefunden. Gleichzeit erfuhr der Vorstand insgesamt eine Verjüngung. Oster ist seitdem Ehrenvorsitzender der Reichenbacher Vogelschutzgruppe.
Mit dem Vorstandswechsel zog auch die Digitalisierung in die Vorstandsarbeit ein, um den Mitgliederbestand zu verwalten und die Kassenführung zu vereinfachen. Bis in das Jahr 2004 war der Verein auf 300 Mitglieder angewachsen. Um den Gästen bei vereinseigenen Festen mehr Komfort zu bieten, wurde 2008 ein Bauwagen erworben und zu einem Toilettenwagen umgebaut.
Dank versierter Vorstandsmitglieder steht der Verein finanziell auf gesunden Füßen. Die Investitionen sind zukunftsorientiert und dienen der Erleichterung der Vereinstätigkeiten. So wurden diverse Arbeitsgeräte angeschafft zur Instandhaltung und Pflege der Gebäude und Liegenschaften. 2014 ging die vereinseigene Homepage (www.vogelschutz-lautertal-reichenbach.de) mit einem gelungenen Auftritt an den Start und informiert seitdem umfassend über das Vereinsleben der Reichenbacher Vogelschützer. Zahlreiche Aufrufe belegen das Interesse an diesem Medium.
Verjüngung des Vorstands
Ab 2020 lähmen vor allem Waldbrandgefahr und Corona das Vereinsleben. Die öffentlichen Veranstaltungen mussten gänzlich entfallen. Dennoch weiter durchgeführt wurden die notwendigen regelmäßigen Pflege-, Mäh- und Instandsetzungsarbeiten sowie die Reinigung der zahlreichen Nistkästen.
2021 gab es erneut einen Wechsel in der Vereinsleitung: Jan-Niklas Gehbauer löste Walter Gehbauer an der Spitze ab. Einher ging eine weitere Verjüngung des Vorstands, dem jetzt neben dem Vorsitzenden dessen Stellvertreter Tobias Peter, Schriftführer Simon Schäfer und Rechnerin Mona Wörle angehören. Als Beisitzer ergänzen Walter und Udo Gehbauer sowie Jutta Hornung, Heike Hellwig, Michael Schneider, Roger Dehus, Uwe Peter und Thomas Kaufmann den Vorstand.
Zum Ende der Pandemie stieg die Mitgliederzahl bei den Vogelschützern 2022 auf 340.
Das Jubiläumsjahr wird mit verschiedenen Veranstaltungen begangen. Dabei hatte der Frühjahrsumtrunk im Lehrgehölz bereits ganz im Zeichen des Gründungsjahres 1973 gestanden (wir berichteten).
Der Frühjahrsumtrunk bildete den Startschuss für die Jubiläumsfeierlichkeiten
Im 50. Jahr seines Bestehens feiert die Reichenbacher Vogelschutzgruppe ihr Jubiläum in diesem Jahr mit verschiedenen Veranstaltungen. Auftakt bildete bereits der Frühjahrsumtrunk in Lehrgehölz.
Ein weiterer Programmpunkt im Jubiläumsjahr ist ein Frühschoppen des Vereins am Samstag, 1. Juli, ab 11 Uhr auf dem Gelände des Rassegeflügelzuchtvereins (RGZV) im Höllacker. Der RGZV wird dabei die Bewirtung mit Speisen und Getränken übernehmen. Pfarrer Jan Scheunemann segnet bei diesem Termin die Aktivitäten des Vereins.
Vorgesehen ist ferner ein Grillfest am 12. und 13. August. Dabei werde das Jubiläum mit entsprechenden Ansprachen gewürdigt. Die Band Lärmfeuer wurde für samstags und Alleinunterhalter Peter Fischer für sonntags engagiert. Die Jugendgruppe bietet am Sonntag ein Unterhaltungsprogramm für Kinder an.
Der traditionelle Vereinsausflug ist noch nicht festgelegt, da bisher kein Reiseunternehmen gefunden werden konnte.
Sein Jubiläum präsentieren wird die Vogelschutzgruppe auch beim Festzug zur Kerb in Reichenbach am Sonntag, 27. August, unter dem Motto „50 Jahre Vogelschutz“.
Unter derselben Überschrift wird der Familienabend am Samstag, 11. November, stehen. Die Gäste sollten möglichst in Kleidung der 70er-Jahre erscheinen. Die musikalische Unterhaltung liefert Gerhard Pfeifer. Vorgesehen ist noch ein buntes Programm mit Sketchen, Männerballett und Rückblick auf das Gründungsjahrzehnt.
Die Jahresabschlusswanderung wird am Donnerstag, 28. Dezember, zu Liegenschaften des Vereins führen. Unterwegs sind verschiedene Stationen mit typischen Getränken aus denletzten 50 Jahren vorbereitet. Ihren Abschluss findet die Tour im Vereinsheim des RGZV bei Bratwurst und Bier. koe
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