Reichenbach. Der Umbau des Hochwasser-Rückhaltebeckens zwischen Lautern und Reichenbach verzögert sich weiter. Das berichtete der LBL-Gemeindevertreter Peter Rohlfs, der für die Gemeinde Lautertal der Verbandsversammlung des Gewässerverbandes Bergstraße angehört. Grund dafür ist das Genehmigungsverfahren, das nach Angaben von Verbands-Geschäftsführer Ulrich Androsch „deutlich langsamer“ läuft als geplant.
Seit mehreren Jahren plant der Verband eine Modernisierung des Beckens. Es soll ein zweiter Durchlass eingebaut werden, um beim Abfluss von Wasser flexibler zu sein. Das Becken wurde in den 70er Jahren gebaut, nach dem damals aktuellen Stand der Technik.
Auch der Rechen am Einlauf in den Damm, der groben Schmutz zurückhält, soll umgebaut werden. Androsch sagte, das Genehmigungsverfahren für die Arbeiten laufe bereits seit dem Sommer vergangenen Jahres. Dabei hatte der Gewässerverband damit gerechnet, im Laufe von 2025 die Genehmigung zu erhalten, um im Frühjahr 2026 mit den Arbeiten beginnen zu können.
2026 wird es nur vorbereitende Arbeiten geben können
Den Grund für die neuerliche Verzögerung sieht der Verbands-Geschäftsführer in der sich „stetig verdichtenden, Verwaltungs- beziehungsweise ,Begleitbürokratie‘ der Genehmigungs- und Aufsichtsbehörden des Landes“. Der Umfang der Genehmigungsplanung komme der eines Neubaus gleich.
Der Gewässerverband rechnet immer noch mit einem Baubeginn im nächsten Jahr. Das werde allerdings wohl so spät im Jahr sein, dass vermutlich nur noch Vorbereitungen für die Hauptarbeiten getroffen werden können, etwa die Einrichtung der Baustelle und die Schaffung von Zuwegungen. Die Durchbohrung des Damms für den zweiten Durchlass sei nur „zu abflussarmen Zeiten“ möglich, also nicht in den Wintermonaten. Damit werde sich dies auf das Frühjahr 2027 verschieben.
Der Damm kann etwas mehr als 100.000 Kubikmeter Wasser zurückhalten und staut die Lauter normalerweise selbstständig auf. Sobald die Wassermenge im Fluss das Fassungsvermögen des Ablaufs – ein bis zwei Kubikmeter pro Sekunde – übersteigt, bleibt Wasser im Becken zurück, das dann abfließt, wenn die Lauter wieder abgeschwollen ist. Für den Notfall gibt es eine Überlauf-Vorrichtung, über die 30 Kubikmeter Wasser pro Sekunde abfließen können, falls das Becken voll ist.
Mit der Steuerung kann das Wasser aus dem Oberlauf der Lauter – vor allem dem weiten Talkessel zwischen Beedenkirchen, Gadernheim und Raidelbach – zurückgehalten werden. Damit kann zunächst das aus den zahlreichen Nebenflüsschen in Reichenbach zuströmende Wasser abfließen. Ziel ist es, die Unterlieger – Elmshausen und die Stadtteile sowie die Innenstadt von Bensheim – zu schützen. In Bensheim kann am Rinnentor zusätzlich Wasser aus der Lauter in den Neugraben in Richtung Weschnitz abgeleitet werden.
Der Durchlass an dem Damm oberhalb von Reichenbach kann auch von Hand geregelt werden. Das wurde zum Beispiel genutzt, als bei dem schweren Hochwasser 2013 am TSV-Sportplatz in Reichenbach sich Strohballen losgerissen und an einer Brücke verfangen hatten. Der Durchfluss wurde kurzzeitig gesenkt, damit Feuerwehr und Technisches Hilfswerk die Möglichkeit hatten, die Ballen zu bergen. Trotzdem musste seinerzeit die Brücke abgerissen werden, weil sich Stroh darunter verfangen hatte und den Abfluss des Wassers behinderte.
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