Reichenbach. Am Ende der fast drei-stündigen Hauptversammlung des TSV Reichenbach stand das ernüchternde Ergebnis, dass unter den derzeit rund 800 Mitgliedern kein Nachfolger für die bisherige Vorsitzende Carmen Maus-Gebauer gefunden wurde. Maus-Gebauer stand wie angekündigt bei der Vorstandswahl nicht mehr für dieses Amt zur Verfügung. Sie war 2021 als erste Frau an die Spitze des größten Lautertaler Vereins gewählt worden und nahm unter anderem in Ermangelung eines Rechners während der vergangenen zwei Jahre auch diese Aufgabe wahr. Zuvor hatte sie schon zehn Jahre lang dem Vorstand als stellvertretende Vorsitzende angehört.
Auch der aktuelle Stellvertreter Nils Kutscher stellte sich nicht mehr zur Wahl. Doch zu einer Wahl kam es erst gar nicht, da sich kein Kandidat für den Vorsitz aufstellen ließ. Was – auch vor dem Hintergrund der an diesem Abend gefassten Beschlüsse – weitreichende Folgen hinsichtlich der Handlungsfähigkeit des Vereins hat. So müsste vom Amtsgericht nun ein Notvorstand eingesetzt werden, dessen einzige Aufgabe dann darin besteht, eine außerordentliche Mitgliederversammlung einzuberufen, um dann einen Vorstand zu wählen. Sollte dies nicht innerhalb eines Jahres möglich sein, drohe dem Verein die Auflösung, schilderte Carmen Maus-Gebauer den Mitgliedern eindrücklich.
Sportlich läuft alles bestens
So weit wollte jetzt noch niemand denken, doch die Betroffenheit innerhalb der Mitgliederschaft war deutlich zu spüren. Auch ein Ansatz aus der Versammlung, Aufgaben auf mehrere Personen zu verteilen, führte zu keinem Ergebnis. Immerhin erklärte sich Dominic Eckert bereit, das Amt des Schriftführers zu übernehmen. Benjamin Knappe und Marc Ohlemüller als bisherige Kassenprüfer stehen noch einmal für diese Aufgabe zur Verfügung. Darüber hinaus aber steht der Verein, bei dem im sportlichen Bereich alles nach Plan verläuft, im 130. Jahr seines Bestehens zunächst einmal vor unsicheren Zeiten.
Vor dem Einstieg in die Tagesordnung hatte die Versammlung der verstorbenen Mitglieder Georg Göckel, Robert Essinger, Robert Dehus und Gerhard Fehr aus Reichenbach, sowie Ludwig Rausch aus Gadernheim und Karl Heinz Essinger aus Modautal gedacht.
Aktuell hat der TSV 799 Mitglieder – 247 Kinder und Jugendliche, 199 Mitglieder zwischen 19 und 49 Jahren und 348 Mitglieder über 50 Jahre. Der Mitgliederbestand vor der Corona-Pandemie (2019: 832) wurde bisher nicht wieder erreicht.
Der geschäftsführende Vorstand mit den beiden Vorsitzenden, der Schriftführerin Ursula Kindinger-Bickel sowie den Beisitzern Martin Schneider und Marcus Vetter traf sich im vergangenen Jahr 2022. Ein Rechner wurde weiterhin nicht gefunden. Carmen Maus-Gebauer nahm an mehreren Sitzungen politischer Gremien im Zusammenhang mit der möglichen Fusion von SSV und TSV und der damit ins Spiel gebrachten Erweiterung des Trainingsgeländes am Falltorweg teil.
Es gelte weiterhin, neue Mitglieder zu gewinnen und diese an den Verein zu binden, um die Infrastruktur des TSV auch zukünftig finanzieren zu können, so Maus-Gebauer. Sie dankte in diesem Zusammenhang allen Übungsleitern, Trainern und jeder „helfenden Hand“ für deren Vereinstreue und Mithilfe. Mit den Aktivitäten in den Abteilungen könne man sehr zufrieden sein. Auch die Zusammenarbeit mit dem SSV im Fußball laufe sehr gut.
Das Sportplatzhaus wurde renoviert, umgebaut und mit energiesparenden Geräten ausgestattet. Im Anbau hinter der Kegelbahn wurde ein Archiv eingerichtet. Ein besonderer Dank ging dabei an Walter Murowatz, Nils Kutscher, Monika Walter, Stefan Hiller und Marcus Vetter. Zudem wurden in der Halle Glasbausteine durch Glasfenster ersetzt.
Es gab einen erfolgreichen Familientag ausgerichtet, bei dem zahlreiche Helfer im Einsatz waren. Auch die Veranstaltungen zur Reichenbacher Kerb waren ein Erfolg. Weitere Termine kamen aus unterschiedlichsten Gründen nicht zustande.
Ärger mit parkenden Autos
Carmen Maus-Gebauer machte auf ein Ärgernis am Sportgelände am Falltorweg aufmerksam. Dort parken seit geraumer Zeit unerlaubt und dauerhaft Fahrzeuge.
Die in den Abteilungen gewählten Abteilungsleiter und Stellvertreter wurden von der Hauptversammlung in ihren Ämtern bestätigt.
Die Vorsitzende stellte als kommissarische Rechnerin auch den Kassenbericht für das Jahr 2022 vor. Er schließt mit einem Minus ab. Benjamin Knappe und Marc Ohlemüller hatten sich von der Vollständigkeit und Eindeutigkeit der Kassenbelege ein Bild gemacht.
Carmen Maus-Gebauer brachte wichtige Themen vor, um die Hauptversammlung darüber diskutieren und abstimmen zu lassen. Dies betraf zum einen die Infrastruktur der Turnhalle. An dem Gebäude im Brandauer Klinger müssen nach einer Begehung mit der Bauaufsicht bis zum kommenden Herbst einige Änderungen vorgenommen werden. Die letzte Begehung hatte vor 21 Jahren stattgefunden. Inzwischen sind einige neue gesetzliche Vorgaben wirksam geworden, die das erforderlich machen. Die Mitglieder beschlossen die hierzu vorgelegten Pläne des Vorstands.
Ebenfalls gaben die Mitglieder ein einstimmiges Votum dazu ab, den neuen Vorstand zu ermächtigen, weitere Fusionsgespräche mit dem SSV und der Gemeinde Lautertal zu führen und – falls erforderlich – Vorverträge mit der Gemeinde abzuschließen.
Mitgliedsbeiträge steigen
Carmen Maus-Gebauer machte deutlich, dass es sich noch nicht um die endgültige Abstimmung zu einer Fusion handele, sondern dass dies ein weiterer wichtiger Schritt sei, um die Planungen im Zusammenhang mit der Erweiterung des Sportgeländes am Falltorweg voranzubringen. Es gebe auf dem Weg dahin noch jede Menge zu tun.
Mit einem weiteren Beschluss wurden die Mitgliedsbeiträge zum 1. Juli erhöht. Damit sollen die Baumaßnahmen an der Halle finanziert werden. Die letzte Beitragserhöhung hatte es vor neun Jahren gegeben. Nach ausführlicher Diskussion wird der Beitrag für alle Mitglieder um zwei Euro steigen und beträgt jetzt monatlich zehn Euro für Erwachsene und acht Euro für Kinder und Jugendliche. Ein letzter Beschluss zur Annahme einer Versicherungsleistung fiel ebenfalls einstimmig aus.
Zum Abschluss gab es mehrere Ehrungen treuer Mitglieder. Herausragend waren dabei Willi Eckel und Frank Rettig, die dem Verein schon seit 50 Jahren die Treue halten. Es folgten Liane Knappe, Marion Kaffenberger, Elisabeth Jahn, Kim Klein und Stefan Hiller mit 40 Jahren Mitgliedschaft. Ausgezeichnet für 25 Jahre TSV-Mitgliedschaft wurden Mathias Schweidler, Torben Müller und Thomas Wolf. Die Ehrungen nahmen die beiden Vorsitzenden vor.
Unter dem Applaus der Mitglieder dankte Martin Schneider den beiden scheidenden Vorsitzenden für ihre Arbeit und ihr hohes Engagement für den TSV Reichenbach.
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