Nachruf

Trauer um den früheren Reichenbacher Kommunalpolitiker Heinz Eichhorn

Der Reichenbacher Kommunalpolitiker war bis 2016 aktiv. Als Ortsvorsteher stieß er zahlreiche Projekte an und war auch Autor zahlreicher Schriften und Texte zur Heimatgeschichte.  

Von 
Thorsten Matzner
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Heinz Eichhorn war fast 50 Jahre lang für die SPD politisch aktiv und engagierte sich auch im Verschönerungsverein Reichenbach. © Wolfgang Hechler

Reichenbach. Der frühere Reichenbacher Kommunalpolitiker Heinz Eichhorn ist tot. Eichhorn starb im Alter von 76 Jahren und nach längerer Krankheit.

Er war seit der Gründungszeit der Gemeinde Lautertal – also über fast 50 Jahre – für die SPD politisch aktiv, bevor er 2016 aus dem letzten kommunalpolitischen Amt als Ortsvorsteher von Reichenbach ausschied.

1972 trat Heinz Eichhorn in die SPD ein – ein vorhersehbarer Schritt, stammte er doch aus einer traditionell sozialdemokratischen Familie. Es war die Aufbruchszeit, die mit dem Namen von Bundeskanzler Willy Brandt verbunden ist. In Lautertal gehörte Eichhorn zu den „jungen Wilden“, die der Partei neuen Schwung verleihen wollten. Durch die Gründung der Großgemeinde herrschte hier ohnehin Aufbruchstimmung.

Turbulente Zeiten in den 80ern

Eichhorns erstes Amt war das des Vorsitzenden der Lautertaler Jungsozialisten. Ab 1973 führte er auch den SPD-Ortsbezirk Reichenbach. Außerdem wurde er gleich 1972 Mitglied im ersten Reichenbacher Ortsbeirat. 1977 wechselte er in die Gemeindevertretung. Hier und in seinem Amt als Vorsitzender der SPD Lautertal ab 1981 erlebte er in den 80er-Jahren die turbulente Zeit, in der von Lautertal hauptsächlich wegen der „Lautertaler Verhältnisse“ gesprochen wurde.

In der Gemeindevertretung standen die politischen Blöcke von SPD sowie CDU und Freier Wählergemeinschaft im harten Konkurrenzkampf. Die SPD war es gewohnt, mit einer absoluten Mehrheit regieren zu können, verlor aber die Kommunalwahl 1981. CDU und Freie Wähler hatten nun die Mehrheit und wählten im Herbst 1984 Gottfried Beyß (CDU) zum Bürgermeister.

Die Direktwahl der Bürgermeister gab es damals noch nicht, das war Sache der Gemeindevertretung. Beyß’ Wahl war ein umstrittener Schritt, denn schon wenige Monate später stand die nächste Kommunalwahl an, und da siegte wieder die SPD.

1000-Jahr-Feier als Höhepunkt

Als 1989 Beyß’ Amtszeit auslief, wurde Josef Weitzel (SPD) ins Amt zurückgeholt, obwohl die SPD sich dabei nicht ganz einig war. Heinz Eichhorn wurde als Erster Beigeordneter Weitzels Stellvertreter. Er stand in diesem Amt auf einer schwierigen Position zwischen dem Bürgermeister und der sich zunehmend von Weitzel entfremdenden Partei.

1993 ging die Kommunalwahl wiederum mit einem Sieg von CDU und Freier Wählergemeinschaft aus. Schuld war die Debatte um einen Golfplatz am Hohenstein, aber auch der erstmalige Einzug der Grünen in die Gemeindevertretung.

Heinz Eichhorn wechselte an die Spitze der SPD-Fraktion. In monatelanger Arbeit gelang es ihm, die SPD zwischen die offiziellen Koalitionspartner zu schieben. Statt der vorherigen Konfrontation kam es immer öfter zu einer Zusammenarbeit aller Gruppen – was freilich nicht allen seinen Parteifreunden recht war, die um das Profil der Partei fürchteten.

Die Folge 1997 – ein neuerlicher Machtwechsel in der Gemeinde – gab Eichhorn allerdings recht. Er blieb dann noch bis 2009 an der Spitze der SPD-Fraktion, als er die Gemeindevertretung verließ. Im Reichenbacher Ortsbeirat engagierte sich Eichhorn noch länger. 1997 war er wieder in das Gremium gewählt worden und wurde nun auch Ortsvorsteher. Ein Amt, das er bis 2016 behielt.

Wegen der scharfen Auseinandersetzungen rund um die Windkraft-Wahl vor sieben Jahren wurde Eichhorn keine offizielle Verabschiedung zuteil, nachdem CDU und LBL die Mehrheit auch im Ortsbeirat errungen hatten. Höhepunkt von Eichhorns Amtszeit als Ortsvorsteher war die 1000-Jahr-Feier des Dorfes Reichenbach, die Eichhorn federführend und mit vielen Helfern vorbereitete.

Es traf sich gut, dass er damals auch Vorsitzender des Verschönerungsvereins war. Dem war Heinz Eichhorn schon 1974 als Gründungsmitglied beigetreten. Vorsitzender wurde er im Jahr 2000.

Als Ortsvorsteher stieß Heinz Eichhorn auch viele andere Projekte an. Als die Gemeinde die frühere Jugendherberge an der Beedenkircher Straße verkaufen wollte, setzte er durch, dass mit ehrenamtlichen Helfern das Haus stattdessen renoviert und zu einem „Vereinshaus“ gemacht wurde. Um die Gemeinschaft im Dorf zu fördern, schuf Eichhorn die „Aktiven Senioren“, die sich mehrere Jahre lang trafen.

Jahrzehntelang für den BA aktiv

Schon in seiner Zeit als Reichenbacher SPD-Vorsitzender in den 70er-Jahren hatte er das Dorf im Blick. Die Sozialdemokraten schufen damals mithilfe der Gemeinde am Felsenmeer den ersten Kinderspielplatz. Sie organisierten zahlreiche Feste, vor allem für Familien und Kinder.

Selbstverständlich war es für Heinz Eichhorn, die örtlichen Vereine zu unterstützen. Sein Heimatverein war der aus sozialdemokratischer Tradition erwachsene SSV, auch wenn er in seiner aktiven Zeit als Fußballer kurzzeitig auch für die Sportgemeinschaft Lautern antrat.

Eichhorn war seit 1968 auch gewerkschaftlich organisiert. Bis zu seinem Tod war er ab 1997 Vorsitzender des DGB – zunächst nur in Lautertal, dann in der gemeinsamen Ortsgruppe Lautertal-Lindenfels.

Das Schreiben war eine seiner Leidenschaften. Für diese Zeitung war er über Jahrzehnte hinweg und bis 2021 als Autor tätig. Mit Beginn seines Ruhestandes 1994 widmete er sich dann noch stärker als zuvor der Heimatgeschichte.

In zahllosen Artikeln ließ er die BA-Leser an der Entwicklung Reichenbachs und des Lautertals in den vergangenen Jahrhunderten teilhaben.

Ehrenbrief und Verdienstkreuz

Schon 1988 hatte er „Die Geschichte der Arbeiterbewegung im Lautertal“ vorgelegt. 1994 folgte „Die Roure vum Eck“, ein Bericht über die Anfänge des SSV Reichenbach.

Die Anfänge der Gewerkschaftsbewegung in der Region nahm er als Thema immer wieder auf. Sie ging auf den Einzug der Steinindustrie in die Region Ende des 19. Jahrhunderts zurück, die zusammen mit der Gründung der Blaufarbenfabrik in Lautern 1852 für eine umfassende gesellschaftliche Umwälzung in den vorher rein landwirtschaftlich geprägten Dörfern sorgte.

Für sein umfangreiches Engagement wurde Heinz Eichhorn 1987 der Ehrenbrief des Landes Hessen verliehen, 2003 folgte das Bundesverdienstkreuz.

Die Trauerfeier für Heinz Eichhorn ist am kommenden Dienstag, 8. August, ab 13.30 Uhr in der evangelischen Kirche in Reichenbach.

Redaktion Lokalredakteur Lautertal/Lindenfels

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