Schannenbach - Therese Benker begleitet die Corona-Zeit mit einer außergewöhnlichen Aktion

Täglich neue Sprüche auf dem Spiegel

Von 
Jutta Haas
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Am Zaun von Therese Benker in Oberschannenbach findet sich jeden Tag ein neuer Spruch. © jhs

Schannenbach. Aphorismen, Zitate und Sprüche sind in vielen Büchern verborgen, die bei Therese Benker im Regal stehen. Lesen ist ein Hobby von der Schannenbacherin: „Ich liebe Bücher mit Sprichworten, aber auch alle Märchen dieser Welt und Biografien“, erzählt Benker vor einem Stapel schöner Bücher sitzend. „Interessant ist, dass so mancher vor 200 Jahren niedergeschriebener Satz noch heute in die Welt passt“, hat sie herausgefunden.

Als Benker vor einigen Wochen im BA las, dass in Bensheim auf Fliesen Witze geschrieben werden, um die Menschen in den strengen Corona-Zeiten aufzuheitern, entwickelte sich in ihrer Familie die Idee, etwas Ähnliches mit einem Tagesspruch zu machen. Schnell war ein schöner alter Spiegel gefunden, der gut beschrieben werden konnte. Sprüche von bekannten Dichtern und Denkern oder auch weniger bekannte Sinnessprüche wechselten von Tag zu Tag.

An Muttertag lautete der Spruch: „Der Superheld ohne Umhang heißt Mama.“ Ein anderer Spruch war ein Zitat von Helmut Schmidt: „Wer ein fernes Ziel erreichen will, der muss viele kleine Schritte tun.“

Da die Familie Benker in Oberschannenbach wohnt und dort viele Spaziergänger und Wanderer vorbeikommen, sprach es sich sehr schnell herum, dass an dem Zaun ein Spiegel mit einem Tagesspruch hängt. Nun kamen Leute auch gezielt vorbei, um den Spruch zu lesen. Autofahrer hielten an, beobachtete Therese Benker und freute sich daran. Doch dann wurde Mitte Juni der Spiegel geklaut. Irgendjemand konnte wohl ein Souvenir gebrauchen.

Diebstahl machte Ärger

Therese Benker ließ sich aber nicht entmutigen, schrieb ihren nächsten Spruch des Tages auf ein Papier und fasste dieses in eine Klarsichtfolie: „Den Galgen hat man abgeschafft – die Diebe sind geblieben.“ Damit machte sie ihrem Ärger Luft. „Der Spiegel war zwar nicht viel wert, aber hier geht es um die Sache an sich.“ In den sozialen Netzwerken machte die Information über den Diebstahl schnell die Runde.

Inzwischen hat Therese Benker einen anderen Spiegel gefunden, der wieder von ihr beschrieben wird Als sie den zweiten – „weniger hübschen“ – Spiegel das erste Mal am Zaun aufhängte, zierte ihn ein Spruch aus der Feder von Wilhelm Busch: „Das Gute – dieser Satz steht fest – ist stetes das Böse, das man lässt.“

Inzwischen weiß Therese Benker, dass sie von einer Anhängerin ihrer Spiegelsprüche einen neuen Spiegel geschenkt bekommen wird. Darauf freut sie sich schon. jhs

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