Beedenkirchen. Mit schwerem Gerät ist eine Fachfirma gestern der 200 bis 300 Jahre alten Sommerlinde auf Beedenkirchens altem Friedhof an der Straße nach Brandau zu Leibe gerückt. Der als Naturdenkmal ausgewiesene Baum sei durch starke Winde stark beschädigt worden, teilte der Kreis Bergstraße mit. Bei einem Sturm in der vorigen Woche waren Teile der Krone heruntergebrochen. Die Untere Naturschutzbehörde hatte daraufhin die Fällung Baums veranlasst.
Gestern blieb nun aber doch der Stamm stehen. Am Mittwoch hatte es vom Kreis noch geheißen, dass eine Reduktion der Krone das Gefährdungspotential „nur unwesentlich mindern“ würde, so dass eine Fällung „aus verkehrssicherungs- und haftungsrechtlichen Gründen“ nötig sei. Dies sei durch ein Gutachten bestätigt worden.
Dann schaltete sich der hauptamtliche Kreisbeigeordnete Matthias Schimpf (Grüne) in der Fall ein, der für die Untere Naturschutzbehörde zuständige Dezernent. Er habe entschieden, dass zunächst eine Reduktion der Krone des Baumes vorgenommen werde, schrieb Schimpf gestern in einer weiteren Mitteilung aus dem Landratsamt in Heppenheim.
Seltene Flechten könnten dem Stamm das Überleben retten
Von Umweltverbänden sowie Bürgern seien Hinweise eingegangen, die unter anderem den Bestand von seltenen Flechten an dem Baum beträfen. „Diese müssen nun zunächst geprüft werden. Das weitere Vorgehen nach dem Rückschnitt wird unter der strengen Prüfung der Bruch- und Standsicherheit sowie unter Berücksichtigung der Anregungen und Hinweise abgestimmt“, teilte Schimpf weiter mit.
Das „Schicksal“ der Sommerlinde habe viele Menschen bewegt, hatte das Landratsamt bereits nach unserem ersten Bericht in der Mittwoch-Ausgabe berichtet. Es habe zahlreiche Reaktionen aus der Bevölkerung auf die geplante Fällung gegeben. Der alte Friedhof in Beedenkirchen wurde Mitte des 19. Jahrhunderts angelegt. Möglicherweise wurde die Linde damals gepflanzt oder stand bereits auf dem Gelände.
Es war beeindruckend, wie der Baum mit den schweren Maschinen abgeräumt wurde. Ein riesiger Kran knipste ganze Stammteile ab, als wären es Bleistifte. Die Baumteile wurden noch auf der gesperrten Modaustraße mit einer im Greifer des Krans eingebauten Säge gekürzt. Ein weiterer Hydraulikgreifer verlud das Astwerk in einen Container, so dass die gesamte Arbeit nur wenige Stunden dauerte.
Der Autoverkehr auf der Modaustraße war umgeleitet worden, nur Linienbussen wurde die Durchfahrt ermöglicht. Einige Bürger verfolgten die Schnittarbeiten vom Straßenrand aus. koe/tm
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