Kultur

Sänger von Garden of Delight sieht die Band-Szene "beschädigt"

Corona-Pandemie und Energiekrise haben viele Musiker schwer getroffen. Viele Gruppen hätten sich aufgelöst und Veranstaltungsstätten geschlossen, klagt Michael Jung, Sänger der Band Garden of Delight.

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Konrad Bülow
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Garden of Delight ist kein Freizeitprojekt - die Bandmitglieder verdienen mit der Musik ihren Lebensunterhalt. © Thomas Zelinger

Bergstraße/Odenwald. Für die Celtic-Rock-Band Garden of Delight steht die Winterpause vor der Tür. Am Freitag stehen die Musiker um den Gadernheimer Michael Jung noch einmal im Irish Pub An Sibin auf der Bühne, dann war es das für dieses Jahr.

„Im Januar stehen nochmal drei bis vier Konzerte an“, sagt Jung. So richtig losgehen soll es mit den Auftritten dann wieder im späteren Frühling, ab April oder Mai, wenn sich das Leben wieder mehr ins Freie verlagert.

Weniger Zuschauer in der aktuellen Zeit

Solche Winterpausen gehörten nicht immer zum Jahresablauf von Garden of Delight. Früher gab es im Sommer in etwa genauso viele Konzerte wie im Winter. Knapp drei Corona-Jahre und zehn Ukrainekrieg-Monate später sieht das anders aus.

„Von Mai bis September hatten wir fast schon mehr Konzerte als meiner Stimme guttat“, blickt der Sänger und Gitarrist zurück. Im Grunde habe die Band in dieser Zeit ihr Geld für dieses Jahr verdient. Dann ging es wieder in die Innenräume. Zwar erlaubt die Corona-Lage auch wieder solche Konzerte. Der Andrang ist aber verhalten, beobachtet Jung. Viele hätten noch Angst vor einer Infektion oder sparten aus Sorge vor den anstehenden Strom- und Gasrechnungen ihr Geld.

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Da Garden of Delight kein Freizeitprojekt ist und die Bandmitglieder mit der Musik ihren Lebensunterhalt verdienen, muss die Gruppe wirtschaften - und somit auch abwägen, ob sie etwa die Fahrtkosten für Konzerte auf sich nimmt, wenn dort nur eine Handvoll Gäste erwartet werden. Deshalb nimmt Jung in der kalten Jahreszeit nur noch die Anfragen an, die sich lohnen und gute Einnahmen versprechen. So wird die Bühnenpräsenz zum Saisongeschäft.

Auch sonst haben die Krisenjahre für Garden of Delight, aber auch für die Musikbranche, viel verändert. „Viele Bands gibt es nicht mehr, viele Veranstaltungsorte haben dichtgemacht. Die Szene ist nachhaltig beschädigt“, bedauert Jung. Seine eigene Band sei da mit ihrer Beliebtheit noch in einer privilegierten Situation. Für einen Fehler hält der Gitarrist, dass viele Veranstalter auf Konzerte mit vergleichsweise hohen Eintrittspreisen setzen, aus denen sich die Gagen für die Bands finanzieren. Konzerte für kleines Geld, bei denen der Gewinn vor allem aus dem Getränkeverkauf zusammenkommt, gebe es so kaum noch. „Ein breites Publikum wird so nicht angesprochen“, fürchtet Jung.

Zwischen CD-Verkauf und Spotify

Mittlerweile besteht die Band nur noch aus drei festen Mitgliedern, nur bei größeren Auftritten holt Jung noch weitere Musiker mit ins Boot. Medien wie Facebook und Instagram haben derweil in der Öffentlichkeitsarbeit der Formation über die vergangenen drei Jahre eine große Bedeutung gewonnen.

CDs verkauft die Band nicht mehr im großen Stil - auf den Konzerten gibt es neben den Bühnen nur noch Koffer mit Restposten, die gegen Spenden verkauft werden. Ansonsten finden sich die Lieder auf Plattformen wie Spotify. „Unsere Einnahmen daraus haben sich verfünffacht“, sagt Jung. Der Verkauf der Platten über den Onlineshop sei mit Kosten verbunden und am Ende sogar eher ein Minusgeschäft gewesen.

Musikvideos selbst produziert

Auch bei den Musik-Plattformen sei Garden of Delight in einer besseren Position als andere. Es brauche hohe Zahlen von Aufrufen der Lieder, damit die Bands daran etwas verdienen. Die Musiker von der Bergstraße erzielen diesen Zuspruch. Eine kleinere Band verdiene aber auf solchen Portalen nicht so viel, wie es früher mit CDs möglich gewesen wäre.

Auf den Höhepunkten der Pandemie erreichte Jung das Publikum vor allem über Musikvideos, die er häufig alleine produzierte. Das hat sich auch auf den Stil seiner Songs ausgewirkt. Neue tanzbare Lieder, wie sie die Folkfreunde von den Auftritten her kennen, komponiert er nicht mehr, eher Musik, die sie sich beim Aufräumen, Autofahren oder Kochen anhören können. Auf den Konzerten dominieren hingegen die Klassiker der Bands, die das Publikum zum hüpfen und drehen animieren sollen.

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Auch dabei war ein Umdenken nötig. Viele Fans der ersten Stunde sind in einem Alter, in dem sie nicht mehr regelmäßig Konzerte besuchen. Neue Fans rücken zwar nach, mit neuen Lieblingsliedern.

Um die jüngere Generation an die Band zu binden, setzt die Band jetzt aber mehr auf bekannte und beliebte Lieder, anstatt wie bisher nur mit den eigenen, aber weniger bekannten Eigenkompositionen zu punkten. Deshalb sind auf den Konzerten mittlerweile auch berühmte Irish-Folk-Songs zu hören, wie etwa das Traditional „Whisky in the Jar“ oder auch „Rose Tattoo“ von den Dropkick Murphys. Das gehe auch einher mit der Aufgabe, diesen Stil in der schwierigen Zeit am Leben zu erhalten, sagt Jung.

Besondere Auftritte in Planung

Im kommenden Jahr feiert die Band ihr 25-jähriges Bestehen. Wie genau sie es feiern will, weiß Jung noch nicht, auch weil die Krisen der 2020er Jahre eine Planung erschweren. Es werde aber wohl den einen oder anderen besonderen Auftritt geben.

Ihren letzten Auftritt für 2022 hat die Band Garden of Delight am Freitag, 16. Dezember, im Irish Pub An Sibin in Darmstadt. Beginn ist um 21 Uhr.

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