Reichenbach. Im Rahmen der Reihe „Wer will, kann kommen“ lud Christine Hechler die Freunde klassischer Musik zum Neujahrskonzert in die ehemalige Gärtnerei ein. Über 30 Zuhörer fanden den Weg trotz Eis und Schnee. Das Neujahrskonzert stand unter dem Motto „Soli Deo Gloria“. Übersetzt bedeutet der lateinische Satz „Gott allein die Ehre“. Komponisten wie Johann Sebastian Bach oder Georg Friedrich Händel setzten die Buchstaben „S. D. G.“ gerne unter ihre neuen musikalischen Werke. Die lateinische Redewendung „Soli Deo Gloria“ gilt als fünfter Grundsatz der Reformatorischen Kirche.
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„Wir singen und musizieren heute für Gott allein“, begrüßte Christine Hechler die Zuhörer, bevor sie „Soli Deo Gloria“ anstimmte. Das Cembalo, das Klavier des 15. bis 18. Jahrhunderts, spielte Andrea Gulden. Die Melodie stammt von Paul Kickstat, einem norddeutschen Organisten und Komponisten. Die Zuhörer mochten den Klang des mittelalterlichen Tasteninstruments des Barock.
Zwischen Bourrée und Menuett
Im Anschluss erklang eine Bourrée – ein flotter Gesellschaftstanz im Zweier-Takt aus dem 16. Jahrhundert. Komponiert wurde der höfische Tanz vom Briten Henry Purcell. Arnold Schäfer auf der Altblockflöte und Andrea Gulden am Cembalo sorgten für Tanzmusik im Blumenladen der Gärtnerei Hechler.
Auf die Bourrée folgte ein Menuett, ein Gesellschaftstanz im Dreiviertel-Takt, dem Takt des Walzers. Komponiert hat ihn ebenfalls Henry Purcell. Er galt schon zu seinen Lebzeiten als der bedeutendste englische Komponist. Das lateinische Lied „Dona nobis pacem“ (übersetzt „Gib uns Frieden“) von Valentin Rathgeber ist ein Weckruf in der heutigen Zeit. Der Augsburger Komponist hat die Kriegszeiten im 17. Jahrhundert erlebt. Die Melodie für diesen Kanon stammt von Wolfgang Amadeus Mozart. Das bei Mozart vorkommende „Herr, gib uns deinen Frieden“ gilt nach dem „Vaterunser“ als wichtigstes Gebet der Christenheit überhaupt.
Anschließend spielten Arnold Schäfer und Andrea Gulden „Preludio“ von Arcangelo Corelli, einem italienischen Violinisten. Arcangelo Corelli lebte im Zeitalter des Barock. Ausgebildet in Rom und Bologna galt er als Meister der Violine. Seine Musik trug zur Entwicklung moderner Musik bei: Der Sonate und des Instrumentalkonzerts. Das Instrumentalstück begeisterte das Publikum.
„Lobe den Herrn meine Seele“ nach Psalm 103, 2-4 zur Melodie von Andreas Hammerschmidt erfreute die Zuhörer ebenfalls. Andreas Hammerschmidt (1611 – 1675) gehört zu der Gruppe evangelisch-lutherischer Kirchenkomponisten wie Heinrich Schütz und Johann Sebastian Bach. Durch die Umstände des Dreißigjährigen Kriegs handelte es sich bei seiner ersten Komposition um ein Dankgebet für den Sieg der Sachsen. Der Gesang von Christine Hechler und die Cambalo-Klänge von Arnold Schäfer wirkten feierlich.
Publikum sang begeistert mit
Dann forderte Christine Hechler das Publikum auf, beim Kanon „Soli Deo Gloria“ nach der Melodie von Tai Lee Park mitzusingen. Der koreanische Zahnarzt lebt in Norden in Ostfriesland und leitet dort den Kirchenchor „Soli Deo Gloria“. Alle sangen mit Begeisterung mit, was Arnold Schäfer dazu veranlasste, zu fragen: „Wollen Sie nicht Mitglied in unserem Kirchenchor werden?“
Nach der Pause, in der die Gäste mit Sekt und Orangensaft verköstigt wurden, spielte das Musikteam von Christine Hechler „Heiteres und Vergnügliches“ aus dem Augsburger Tafelkonfekt von Valentin Rathgeber. Die Stücke „Aufforderung zur Freude“ und „Heute wird viel Spaß gemacht“ sowie „Mein’ Stimme klinge“ waren ein musikalischer Genuss und gaben den Zuschauern ein Gefühl für barocke Orchestermusik. Zu Gesang und Cembalo kam an dieser Stelle noch die Tenorblockflöte hinzu, gespielt und gesungen von Ellen Bergoint und Jutta Weis.
Gesang und Cembalo erklangen bei „Als Gott die Welt erschaffen“, „Narrat omnis homo“, „Der hat vergeben, das ewig Leben“ und dem „Kehraus“, bei dem ebenfalls alle Musiker mitspielten. Es war ein barockes Konzert, für das das Publikum viel Applaus spendete. Gastgeberin Christine Hechler lud das Publikum abschließend noch zum Frühlingskonzert am 27. April um 17 Uhr in die Gärtnerei ein.
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