Reichenbach. Eine Pfarrsekretärin sitzt heutzutage keineswegs mehr über dicken Kirchenbüchern und trägt in Schönschrift Geburten, Taufen, Hochzeiten oder Sterbefälle ein. Sabine Mink von der evangelischen Gemeinde in Reichenbach formuliert es so: „Sie möchten wissen, was ich mache? Fragen Sie mich lieber, was ich nicht mache. Mink hat nicht zu viel versprochen. Mit ihrer Halbzeitstelle, die sie teils im Büro, das sich in Sichtweite zur Kirche befindet, und teils im Homeoffice macht, ist sie mit vielfältigen Aufgaben betraut.
Die gelernte Anwaltsgehilfin hat vor ihrem Job in Reichenbach in der Kirchenverwaltung in Darmstadt gearbeitet. Als sie nach einer Familienpause wieder in den Beruf einsteigen wollte suchte Pfarrer Thomas Blöcher gerade nach einer Pfarrsekretärin. Das war vor 13 Jahren. Seitdem gehört Sabine Mink zu einem „tollen familiären Team“ mit Pfarrer Jan Scheunemann, Küsterin Tatjana Bauer und der Vorsitzenden des Kirchenvorstandes, Ingeborg Eichhorn. „Ich fühle mich hier wohl“, bestätigt sie. Sie ist dabei nicht nur während der offiziellen Bürostunden ansprechbar, sondern eigentlich zu jeder Zeit. Es kommt also schon etwas Ehrenamt für die Kirche dazu.
Im Büro hat Sabine Mink Sprechzeiten am Montag und Mittwoch zwischen 9 und 11 Uhr sowie donnerstags von 15 bis 18 Uhr. Die Besucher haben vielfältige Wünsche und Anliegen. Junge Familien möchten mit ihr die formellen Anforderungen für eine Taufe besprechen, Paare kommen wegen Hochzeiten. „Das ist dann der erste Kontakt, bei dem besprochen wird, welche Unterlagen gebraucht werden und welche Wünsche auch bei den Terminen bestehen.“
Der Schwerpunkt der Arbeit liegt bei den Finanzen
Auf Wunsch werden in die Stammbücher der Familien Taufen mit den Paten, Konfirmation oder auch die Bestattung eingetragen. Das Führen der Kirchenbücher selbst läuft in Reichenbach schon seit 2008 digital. „Vieles wird heute verkompliziert“, findet Sabine Mink. Dafür nutzt sie dann lieber die ruhigen Stunden im Homeoffice. „Das ist aber nur ein kleiner Ausschnitt meiner Arbeit.“
Der Schwerpunkt ihrer Tätigkeit liegt bei den Finanzen. Mink erledigt alle in der Kirchengemeinde anstehenden Abrechnungen, Statistiken und die Führung des finanziellen Haushaltes sowie die Jahresabschlüsse. „Ich bin für die Bestellungen von Bleistiften und Hygieneartikeln bis zum Büromöbel zuständig und dann für die Abwicklung der Rechnungen.“ Da sich bei der Finanzverwaltung und auch bei den elektronischen Kirchenbüchern die Computerprogramme in kurzen Zeiträumen verändern und anpassen, muss sie regelmäßig Fortbildungen besuchen.
Zu Minks Aufgaben gehört auch das Führen der Personalakten: das Eintragen von Arbeitsstunden bis zur Gestaltung der Urlaubspläne. Das elektronische Postfach muss im Auge behalten werden, Mails müssen beantwortet oder weitergeleitet werden. „Ich bin auch für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig“, sagt Sabine Mink und erwähnt die Aktualisierung der Aushangkästen am Pfarrhaus und an der Kirche sowie die Planung der Verteilung der Gemeindemitteilungen an die Haushalte.
Für den Pfarrer bereitet sie für den sonntäglichen Gottesdienst die sogenannten Abkündigungen vor. Der Pfarrer kündigte dabei der Gemeinde an, was wann und wo in der folgenden Woche in der Kirchengemeinde stattfindet. Sabine Mink weiß auch, wenn Besuche zu Geburtstagen und Jubiläen anstehen. Sie besorgt Grußkarten und kleine Geschenke und bereitet die Besuche vor.
Reformprozess stellt bisherige Strukturen infrage
Wichtig ist Sabine Mink nicht nur das gute Miteinander in der Gemeinde, sondern auch die regelmäßigen Treffen zum Austausch mit den Pfarrsekretärinnen Ellen Bergoint aus Beedenkirchen und Anette Ehemann aus Gadernheim. Die enge Zusammenarbeit mit den anderen Kirchengemeinden ein Thema bei der Kirchenreform unter dem Titel „EKHN 2030“. Dabei können auch Stellen von Pfarrsekretärinnen zur Disposition gestellt werden. „Genaues wissen wir heute noch nicht“, sagt Sabine Mink, die aufgrund ihres Alters und in Hinblick auf die Rente diese Entwicklung eher gelassen sieht.
Wichtig sei das Hier und Jetzt. Sie ist mit Freude bei ihrem Job und freut sich über die vielen Kontakte mit den Mitgliedern der Kirchengemeinde. „Selbst wenn die Sprechzeiten zu Ende sind, werde ich niemand wegschicken, wenn die Person zu spät kommt.“
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