Reichenbach. Bei schönem Wetter trafen sich zahlreiche Helfer und Organisatoren mit dem Ehepaar Bettina und Ferdinand Schreiner an der Gabelung Höllackerweg – Friedhofstraße, um eine gespendete Ruhebank einzuweihen. Erinnern soll diese Bank an die Eltern von Ferdinand Schreiner: Dr. Gertrud Koepff-Schreiner und Dr. Martin Schönicke.
Den Älteren wird Dr. Koepff-Schreiner noch in Erinnerung sein. 1958 übernahm sie die Hausarztpraxis von Dr. Paul Baunach, der in einem stattlichen Haus aus Odenwaldgranit und Fenster- und Türgewanden aus rotem Sandstein praktiziert hatte. Dieses Haus findet sich noch heute am Ortsausgang von Elmshausen.
Zunächst eröffnete Schreiner ihre Praxis im Haus von Peter Weimar, in dem sich heute eine Bäckereifiliale befindet. 1968 erwarb sie ein Grundstück an der Steinaue, die ehemalige Polsterei Karl Horn. Die bestehenden Gebäude wurden größtenteils abgerissen, und es entstand ein Wohnhaus mit Praxisräumen. Die Praxis gab sie 1989 auf. Bis zu ihrem Tod 2003 lebte Koepff-Schreiner in dem Haus an der Steinaue.
Dr. Martin Schönicke wurde in Berlin geboren. Er studierte und promovierte in Greifswald in Volkswirtschaftslehre. Anschließend arbeitete er bei der Deutschen Rundfunkgesellschaft bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. Nach verschiedenen Stationen, eingeschlossen die amerikanische Gefangenschaft, kam er nach Darmstadt. Später arbeitete er als Geschäftsführer der Firma Thermoplastik in Bensheim bis zu seinem Renteneintritt 1972.
Hinter diesen nüchternen Daten stehen bewegte Lebensläufe mit nahezu sämtlichen Facetten, die das Auf und Ab des Lebens bestimmen, und es teilweise schwierig gestalten.
Dr. Koepff-Schreiner ist Teil der Reichenbacher Dorfgeschichte. Zu der Zeit gab es noch einen zweiten praktischen Arzt im Ort, Dr. Wolfgang Müller. Dr. Koepff-Schreiner vertrat aus heutiger Sicht einen sehr modernen Behandlungsansatz. Sie erstellte zunächst eine fundierte Diagnose, bezog Lebensweise und Umfeld mit ein. Der erste Schritt war dann die Empfehlung, schädliche Gewohnheiten zu ändern, natürliche Heilmittel anzuwenden und die Selbstheilungskräfte zu unterstützen. Ein ganzheitlicher Ansatz wie man heute sagen würde. Danach erst gab es erst ein Rezept.
In einer kleinen Ansprache ließ Ferdinand Schreiner das Leben seiner Eltern Revue passieren. Er dankte allen Beteiligten für ihren Einsatz verbunden mit dem Wunsch, dass die Bank vielen Besuchern die Möglichkeit zum Ausruhen und für schöne Gespräche bietet. red
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