Bürgerversammlung

Mehr Pflege für die Landschaft im Odenwald und an der Bergstraße

Von 
Thorsten Matzner
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Geschäftsführer Martin Schaarschmidt stellte in der Bürgerversammlung in Gadernheim die Arbeit des Landschaftspflegeverbandes Bergstraße vor. © Dirk Zengel

Lautertal. Bei der Bürgerversammlung in Gadernheim ging es vor allem um harte Zahlen. Es gab aber auch positive Nachrichten, nämlich vom Landschaftspflegeverband Bergstraße. Dessen Geschäftsführer Martin Schaarschmidt berichtete über die Arbeit der Organisation, die immerhin ihren Sitz im Lautertaler Rathaus in Reichenbach hat.

Dem 2022 gegründeten Verband gehören inzwischen 18 der 22 Städte und Gemeinden des Kreises Bergstraße an. Außerdem sind einige Vereine, Verbände und Privatleute Mitglieder.

Im Verband arbeiteten Kommunalpolitik, Landwirtschaft und Naturschutz gleichberechtigt, hob Schaarschmidt hervor. Daher sei der Vorstand paritätisch aus diesen Gruppen besetzt. Ziel sei es, die Kulturlandschaft zu erhalten oder zu verbessern und dabei ein Netz von Lebensräumen für die einheimische Tier- und Pflanzenwelt aufzubauen.

Am Beispiel der Stadt Heppenheim zeigte Schaarschmidt, wie der Mensch zunächst die Kulturlandschaft an der Bergstraße geschaffen hat. Aus ausgedehnten Wäldern sei eine offene Landschaft mit kleinteiligen Äckern, Ackerrandstreifen und Streuobstwiesen geworden. An den Hängen des Odenwaldes wurde und wird zudem Weinbau betrieben. Diese Veränderungen hätten dazu geführt, dass sich zahlreiche auf diese Verhältnisse angepasste Tier- und Pflanzenarten angesiedelt hätten.

In der Folgezeit sei die über Jahrhunderte gewachsene Landschaft aber in kurzer Zeit deutlich verändert worden. So seien die Acker- und Wiesenflächen in der Ebene vielerorts durch neue Baugebiete ersetzt worden. In Richtung Odenwald würden viele Flächen – Wingerte, aber auch Äcker und Wiesen – nicht mehr bewirtschaftet. Die Folge sei, dass dort zunächst Büsche wüchsen und später Wald entstehe, berichtete Martin Schaarschmidt.

Diese Entwicklung möchte der Landschaftspflegeverband aufhalten und umkehren. Wald sei zwar wichtig, aber „mehr Wald ist nicht unbedingt besser“, wie es Schaarschmidt ausdrückte. Es müsse daneben noch andere Landschaftsformen geben.

Der Landschaftspflegeverband sei dabei auf die Mitarbeit anderer angewiesen, so der Geschäftsführer. Daher sei die Kommunikation mit Grundstückseigentümern, den Landwirten und den Kommunen wichtig. Es bringe nichts, wenn eine verbuschte Fläche in eine Streuobstwiese zurückverwandelt werde, wenn sich anschließend niemand für die Pflege finde. Dann sei das letztlich hinausgeschmissenes Steuergeld.

Die Finanzierung läuft meistens über Fördertöpfe

Zum Thema Geld berichtete Schaarschmidt, dass die Kommunen sich nicht vor neuen Ausgaben zu fürchten bräuchten. In der Regel gelinge es dem Verband, Fördermittel für seine Arbeit zu finden. Beim Thema Naturschutz gebe es zahlreiche Töpfe, aus denen man sich bedienen könne. Man müsse aber wissen, wie. Daher berate der Verband auch andere, die Fördergeld haben wollten.

Anhand von Bild-Gegenüberstellungen demonstrierte Martin Schaarschmidt, was der Verband bereits erreicht hat. Unter anderem am Knodener Kirchpfad bei Reichenbach und am Wambolder Sand bei Bensheim war er tätig. Hier wurden Streuobstwiesen wiederhergestellt und wilder Bewuchs beseitigt.

Auch Trockenmauern hat der Landschaftspflegeverband bereits saniert. Die für zahlreiche Tiere wichtigen Mauern wurden freigeschnitten – etwa in Schönberg – und eingestürzte Teile neu aufgebaut.

Der Verband ist aber nicht nur direkt in der Natur tätig, sondern sorgt auch für die Fortbildung vieler Gruppen. So werden für die Mitarbeiter von kommunalen Bauhöfen Kurse zur Obstbaum- und Grünlandpflege angeboten. Aber auch Privatleute können sich beim Verband fortbilden. Erst vor Kurzem hat die Organisation ein Wanderbuch mit dem Titel „Natur-Rabe“ herausgegeben, das sich an Grundschulkinder richtet. Es bietet 55 sogenannte Entdeckertouren zu Zielen im Kreis Bergstraße an.

Weitere Informationen zum Landschaftspflegeverband gibt es im Internet unter landschaftspflegeverband-bergstrasse.de. Förderndes Mitglied können auch Privatpersonen werden.

Redaktion Lokalredakteur Lautertal/Lindenfels

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