Lautertal. Mit einem Fünf-Punkte-Programm geht Lautertals Bürgermeister Andreas Heun (BILD: fred) in die Endphase des Bürgermeister-Wahlkampfs. Heun hatte jetzt zur Vorstellung seiner Ziele eingeladen. Die Themen seien alle nicht neu, er habe aber bewusst für die Wähler seine Anliegen noch einmal bündeln wollen, sagte Heun.
An erster Stelle steht dabei für den Amtsinhaber die finanzielle Lage der Gemeinde. Lautertal habe „einen schwierigen Weg zurückgelegt“, und es sei auch einiges erreicht worden. So habe die Gemeinde das Schutzschirm-Programm des Landes Hessen verlassen können. Entwarnung könne aber nicht gegeben werden. „Das Geld fällt nicht vom Himmel.“
Die Wünsche müssten sich nach den finanziellen Möglichkeiten richten. Es sei „nicht seriös“, den Bürgern zu versprechen, die Grundsteuer B können weiter abgesenkt werden und es seien gleichzeitig stabile Gebühren möglich, sagte Heun.
„Grundsteuer stabil halten“
Die Senkung der Grundsteuer im vergangenen Jahr gehe zulasten der Rücklagen der Gemeinde, die das dadurch aufgelaufene Defizit ausgleichen müssten. Das könne man so machen, aber nur kurzfristig. Weitere Grundsteuer-Senkungen hält Heun nicht für möglich. Das Ziel müsse sein, den aktuellen Hebesatz von 850 Punkten stabil zu halten.
Dem stünden aber immer neue Herausforderungen entgegen, unter anderem die neuen Kosten für die Unterbringung von Flüchtlingen. „Es wird nicht mit Geld herumgeschmissen“, sagte Heun. Die Verwaltung gehe verantwortungsvoll mit den finanziellen Ressourcen um. Das zeige sich daran, dass in den vergangenen Jahren die Haushaltsabschlüsse immer besser ausgefallen seien als die Planung im Etat selbst. Er erwarte dies auch für 2022, sagte Heun, der aber noch keine Zahlen nennen wollte.
Bei der Sanierung und dem Ausbau der gemeindlichen Infrastruktur will Heun Prioritäten setzen. Wichtig sei die Sicherung der Trinkwasserversorgung. Hier sei „enorm viel investiert“ worden, das müsse allerdings in den kommenden Jahren so bleiben. Die 2019 begonnene Zusammenarbeit mit der Stadt Lindenfels sei äußerst positiv. Die beiden Gemeinden unterhalten seither eine gemeinsame Wassermeisterei. Heun sagte, die noch offene Frage des künftigen Standorts der Wassermeisterei lasse sich möglicherweise im Zusammenhang mit dem geplanten gemeinsamen Feuerwehrhaus für Gadernheim und Kolmbach lösen. Perspektivisch kann sich Heun vorstellen, die Wassermeisterei in einen Zweckverband umzuwandeln.
„Wir sind keine Schlafgemeinde“
Lautertal habe auch große Aufgaben bei der Sicherung der Kinderbetreuung, bei den Feuerwehren und der Sanierung der öffentlichen Gebäude vor sich. Die Gemeinde sei im Schnitt dazu in der Lage, eineinhalb Millionen Euro im Jahr zu investieren. Das zeige die Größe der Herausforderungen. Unter diesen Umständen sieht Heun kaum die Möglichkeit, auch noch in die Straßen zu investieren. „Dafür haben wir eigentlich keine finanziellen Mittel.“ Laut dem Straßenzustandskataster für die Gemeinde summieren sich die Aufwendungen, die nötig wären, auf 30 Millionen Euro, erinnerte Heun.
Kritisch sieht Heun die Theorie, dass Lautertal Baugebiete ausweisen müsse, um seine Steuereinnahmen zu erhöhen. Die Einkommensteuer der Bürger geht zum Teil an die Kommune, so dass es hier einen Zusammenhang gibt. Die Frage sei aber, ob man dieser „Wachstumsideologie“ uneingeschränkt folgen solle. Er sei dafür, „sorgsam“ mit den Flächen umzugehen und sehe auch in der Gemeindevertretung nicht den Willen dazu, die Zahl der Einwohner immer weiter zu steigern. „Wir bleiben eine kleine Kommune.“
Einen „guten Branchenmix“ sieht Heun in der Wirtschaft. Die Lautertaler Unternehmen seien gut geführt und erfolgreich. Lautertal sei keine Schlafgemeinde, „hier wird auch gearbeitet“. Dabei seien die Beschäftigten oft aus der näheren Umgebung. Er habe ständig Kontakt zu den Firmen, auch wenn es für die Gemeinde von Vorteil wäre, wenn es einen zentralen Ansprechpartner gebe. Die Kommune könne die Firmen aber nicht dazu zwingen, sich entsprechend zu organisieren.
„Mehr Wald stilllegen“
Beim Thema Umwelt sieht Heun unter anderem die Notwendigkeit, die Elektro-Mobilität in Lautertal auszubauen und Freiflächen-Photovoltaikanlagen zuzulassen. Ein Schwerpunkt liege aber bei der Waldwirtschaft. Es sei erforderlich, noch mehr Waldflächen als bisher stillzulegen. Das sei nicht nur für den Schutz des Waldes wichtig, sondern auch, weil die Gemeinde die damit erreichbaren Ökopunkte benötige.
So müsse Lautertal für den geplanten neuen Kindergarten in Elmshausen Ausgleichsflächen kaufen, eben weil die Gemeinde keine Ökopunkte einbringen könne. Heun erinnerte daran, dass sich Naturschutzverbände, Hessen-Forst und die Gemeinde darauf verständigt hätten, auch am Felsenmeer die stillgelegten Waldflächen deutlich zu vergrößern. Das werde Einschränkungen für die Besucher bringen, sei aber notwendig, damit sich die Natur erholen könne.
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