Geologie - Hans-Peter Hubrich hat im Rathaus in Reichenbach einen Vortrag gehalten und darin Auszüge aus seiner wissenschaftlichen Arbeit über das Harzgebirge vorgestellt

Lautertaler hat im Alter von 85 Jahren die Promotion gemeistert

Von 
Christa Flasche
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Bei seinem Vortrag „Kontinente in Bewegung“, stellte Hans-Peter Hubrich in Reichenbach Teile seiner wissenschaftlichen Arbeit über den Harz vor. © Thomas Neu

Reichenbach. Wenn sich jemand nicht nur im Lautertal, sondern darüber hinaus mit Geologie auskennt, dann ist das Hans-Peter Hubrich. Das hat er auch in einem sehr komplexen Vortrag im Rathaus unter Beweis gestellt. Inhaltlich ging es dabei auch um einen Teil seiner Dissertation – die er noch im Alter von stolzen 85 Jahren gemeistert hat.

Die Dissertation, die er mit dem akademischen Grad eines Doktor-Ingenieurs des Fachbereichs Material- und Geowissenschaften an der Technischen Universität Darmstadt abgeschlossen hat, hat sich als sehr arbeitsintensiv herausgestellt. Das Thema seiner Doktorarbeit spiegelte sich auch im Titel des Vortrags: „Aufklärung der tektonischen Struktur des Harz-Südrandes und dessen Genese seit dem Perm nach Erfassung der Geologie des Südharzer Zechsteins im Maßstab 1:10.000“. Wie der Titel bereits vermuten lässt, war der Vortrag für die Zuhörer´alles andere als leichte Kost. Der Referent hatte sich nicht nur ein herausforderndes Thema ausgesucht, sondern mit dem Harz auch ein Mittelgebirge, das geologisch gesehen äußerst vielfältig ist. Für die Gäste im Rathaus war es ein facettenreicher Vortrag – mit zwei Schwerpunkten. Hubrich sprach zum Einen über eine besondere Form der Bewegung der Erdkruste. Zum anderen berichte der Referent über die Herausforderungen, die man meistern muss, wenn man aus ganz unterschiedlichem Kartenmaterial, das aus über 100 Jahren stammt, am Ende eine einheitliche, moderne geologische Karte gestalten möchte.

Praxis-Erfahrung als Bergmann

Doch Hubrich konnte bei dem Projekt auf eigenes, fundiertes Wissen bauen. Viele Jahre arbeitete er als Bergmann, bevor er studierte und promovierte. Damit vereint er geballtes praktisches Wissen über die Geologie, das er mit Studium und Promotion untermauern konnte. Diese Kombination war sicher ein wichtiger Punkt bei der Vermittlung des Themas an die Gäste. Immer wieder ging er zu den zwei an der Wand befestigten Karten und erklärte seine Erkenntnisse.

Was das Kartenmaterial aus gut 100 Jahren betrifft, müsse man auch den Blick auf die Historie des Gebiets rund um den Harz richten, wie er erklärt. Der Brocken, der höchste Gipfel im Harz, war zu DDR-Zeiten ein ganz besonderer Mikrokosmos. Dort arbeiteten DDR-Grenzsoldaten, Abhörexperten der Staatssicherheit und der russische Geheimdienstler an der Abschottung der DDR. Natürlich wollte man damals keine noch so kleinen „Geheimnisse“ nach außen dringen lassen – und das galt auch für das Kartenmaterial.

Der Brocken war als Hochsicherheitstrakt bekannt und deshalb war auch auf den Karten einiges geschwärzt. Auch das machte es sehr schwer, Kartenmaterial aus rund 100 Jahren zusammenzufügen. Doch Hubrich biss sich durch. Viele Jahre arbeitete er an der geologischen Erforschung des ausgesuchten Gebiets. Dazu kamen zahlreiche Termine vor Ort, die am Ende zu einem Ergebnis führten, auf das er heute durchaus stolz sein darf. Bereits im Vorfeld seiner Arbeit hatte er viel investiert.

Auch vor Ort geforscht

Als er – im Rentenalter – im Wintersemester 2002/03 mit dem Studium der Angewandten Geowissenschaften an der TU Darmstadt begann, beschäftigte er sich alleine ein Jahr lang mit der entsprechenden Literatur zur Vorbereitung seiner Untersuchung. Immerhin hatte er sich ein 80 Kilometer langes Gebiet am Südhang des Harzes vorgeknöpft.

Für seine Arbeit musste er sich zudem mit der entsprechenden Software beschäftigen, die für die Erfassung seiner Forschungsdaten nötig war. Peter Hubrich reiste oft mit dem Geologenhammer in den Harz, sammelte viele Steine und trug die Materialien in Karten und Tabellen ein. Die Arbeit war ziemlich mühevoll und dauerte länger, als er es einmal erwartet hatte, wie er dem Publikum gestand. Ein paar der gesammelten Steine brachte er zum Vortrag mit und gab sie zum Anfassen in die Runde. In seinem Vortrag veranschaulichte Hubrich die geologischen Vorgänge im Laufe der vielen Millionen Jahre und gestaltete den Abend trotz des Spezialgebiets auch für das Publikum spannend.

Freie Autorin

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