Lautertal. 13 000 Euro wird das Defizit im Lautertaler Gemeindewald in diesem Jahr betragen. Davon geht Hessen-Forst im neuen Waldwirtschaftsplan aus, der im Umweltausschuss der Gemeindevertretung beraten wurde. Forstamtsleiter Ralf Schepp stellte dort die Zahlen vor. Einnahmen in Höhe von 126 000 Euro stehen dabei Ausgaben von 139 000 Euro gegenüber.
Die Ausgaben liegen leicht höher, weil hier bereits Kosten für die neue Forsteinrichtung eingeplant wurden. Diese Zehn-Jahres-Planung für den Wald muss im Lauf des Jahres fortgeschrieben werden.
Schepp zeichnete ein eher bedenkliches Bild vom Wald in Lautertal. Der Holzeinschlag richte sich inzwischen hauptsächlich danach, welche geschädigten Bäume entfernt werden müssten. Hier gehe es einerseits darum, Gefahren für die Waldbenutzer zu vermeiden. Andererseits müsse darauf geachtet werden, dass aus geschädigten Bäumen wenigstens noch etwas Geld erwirtschaftet werde. „Schadholzorientiert“ nannte Schepp die Strategie.
Bei der Buche stellte sich die Lage dabei noch etwas besser dar. Hier sei bei einer nachhaltigen Forstwirtschaft ein Einschlag von 2500 Festmetern möglich. Geplant seien aber zunächst nur 1500 Festmeter. Bei der Fichte dürfte unter den Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit gar nichts geerntet werden und trotzdem würden 1000 Festmeter fehlen, weil die Schäden in den vergangenen Jahren sehr groß gewesen seien, sagte Schepp.
Das zeige sich auch daran, dass die besonders anfälligen Fichten im Lautertaler Wald inzwischen nur noch neun Prozent des Baumbestandes ausmachten. Seit 2018 habe das Forstamt im Rahmen der Holzernte nur Schäden beseitigt.
Der Markt ist dabei nach Schepps Angaben derzeit eine Hilfe, denn die Preise sind hoch, so dass das Holz gut verkauft werden kann. Für Fichten-Bauholz würden rund 100 Euro je Festmeter aufgerufen, bei der Buche sei es noch etwas mehr. Selbst Buchen-Brennholz bringt noch 80 Euro pro Festmeter. Bei der Buche gebe es inzwischen einen ausgesprochenen Mangel. Teilweise erhielten Sägewerke nicht mehr ausreichend Material, um ihren Betrieb aufrechtzuerhalten.
Hohe Nachfrage nach Brennholz
Beim Brennholz ist die Nachfrage deutlich angestiegen. Dafür hat nicht zuletzt die Energiekrise gesorgt, die einen Boom bei den Verkäufern von Holz- und Kachelöfen verursacht hat. Ralf Schepp verdeutlichte das an Zahlen bezogen auf Lautertal. Hier gebe es inzwischen 70 Haushalte, die als Brennholz-Kunden beim Forstamt registriert seien. Bei einer durchschnittlichen Abnahme von zehn Festmetern komme so ein Bedarf von 700 Festmetern zusammen, was ungefähr der Menge entspreche, die der Gemeindewald liefern könne.
Die Trockenheit in den vergangenen Jahren stresst nach Angaben des Forstamtsleiters die Bäume stark. Die Bäume bezögen ihr Wasser vorrangig aus den ersten drei Metern der Bodenschicht. Dort fehle aber immer häufiger das Wasser. „Wir haben noch nie erlebt, dass der Oberboden so ausgetrocknet war.“ Während bislang hauptsächlich die Fichten unter der Situation gelitten hätten, seien immer mehr auch die Buchen betroffen. Ältere Bäume hätten einen hohen Wasserbedarf, um sich zu versorgen. Fehle das Wasser, werde der Baum anfällig, zum Beispiel für Pilze. Inzwischen sei auch der Buchen-Borkenkäfer zu einem Problem geworden. Schepp machte keine Hoffnung auf eine schnelle Änderung: „Wir rechnen mit weiteren Schadprozessen.“
6000 neue Bäume
Bei der Aufforstung setzt Hessen-Forst nach Schepps Angaben vorwiegend auf die Naturverjüngung. Wo alte Bäume gefällt wurden, soll sich durch das Keimen von Baumsamen gewissermaßen von selbst neuer Wald bilden. Bei größeren Flächen klappe das aber nur eingeschränkt, weswegen auch Bäume gepflanzt würden. 6000 Pflanzen hat Hessen-Forst im Wirtschaftsjahr 2023 vorgesehen.
Frank Maus (Grüne) forderte, auf Neuanpflanzungen weitgehend zu verzichten. Sie seien nicht nur aufwendig, sondern auch anfällig für den Klimawandel. Ralf Schepp widersprach dem mit dem Argument, dass für größere Flächen nicht immer eine Naturverjüngung geeignet sei. Wenn auf dem Areal bisher Fichten gewachsen seien, dann sei sie sogar kontraproduktiv, weil ja gerade keine neuen Fichten-Monokulturen erwünscht seien. Bei Buchenbeständen funktioniere die Naturverjüngung dagegen relativ gut.
Schepp empfahl, über die Einstellung eines Forstwirtes nachzudenken. Zusammen mit einem Mitarbeiter der Stadt Lindenfels könne dieser dann bei der Bewirtschaftung des Waldes helfen. Ohne Unternehmer-Einsätze werde es aber nicht gehen. Dafür seien die Flächen im Revier Lautertal/Lindenfels zu groß.
URL dieses Artikels:
https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/lautertal_artikel,-lautertal-lautertaler-gemeindewald-schreibt-rote-zahlen-_arid,2041692.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/lautertal.html