Lautern. Die Malerin und Ärztin Gudrun Rossmann löst nun nach vielen Jahren ihr Atelier, das sie selbst liebevoll Schatzkiste nennt, auf. Sie will neue Bilder und Skulpturen schaffen in ihrem aktuellen Atelier in Ladenburg.
Deshalb hatte sie jetzt alle Kunstfreunde und Förderer unter dem Titel: "Frei für Freiraum im Quadrat" in die ehemalige Katakombe auf dem Ciba-Geigy-Gelände in Lautern eingeladen. Der Raum mit seinen Säulen und der wohl einmaligen Akustik ist wie geschaffen für die großformatigen Bilder der Künstlerin.
Zur Einstimmung auf die Kunstauktion las der Schauspieler Gerhard Sattler "Künstlers Apotheose" von Johann Wolfgang von Goethe. Darin beschreibt Goethe zuerst die Schwierigkeiten des Künstlers beim Malen eines Bildes und dann die des Verkaufs zu einem angemessenen Preis. Denn schließlich muss der Künstler ja davon leben können.
Zu den sehnsuchtsvollen Melodien von Geiger Dietrich Balser öffnete Gudrun Rossmann dann ihre Schatzkammer: ein Raum, in dem sie ihre Werke aus 35 Jahren Kunstschaffen gesammelt hat. "Sucht Euch ein Werk aus und gebt mir einen symbolischen Betrag. In fünf Jahren bekommt ihr dann ein neues Gemälde oder eine Skulptur von mir", forderte sie die Gäste auf.
Medizin und Malerei studiert
Gudrun Rossmann hat zwei Berufe. Sie studierte von 1979 bis 1985 Gestaltung und Malerei in Offenbach am Main. 1986 machte sie ihr Diplom in Malerei. Von 1987 bis 1990 studierte sie Medizin in Gießen und Heidelberg. 1989 arbeitete sie zum ersten Mal auf einer geschlossen psychiatrischen Station mit Patienten. "Ich war damals völlig geschockt, wie es dort aussieht. Ich habe einen jungen Mann betreut, der unter Veitstanz - der Huntington Krankheit - litt", berichtet sie. Aus dieser Zeit stammt auch ein Gemälde. Selbst Laien haben das Gefühl: Hier schaut einem ein psychisch kranker Mensch aus den Tiefen seiner verstörten Seele mitten ins Gesicht. Direkt daneben hat sie einen Tatort inszeniert: Eine mittelalterliche Axt, ein Kreuz in ein blutiges Leinentuch eingewickelt und eine blutige Stichwaffe. Beim Betrachten des Tatorts bleibt jedoch unklar: Wurde hier ein bekannter Mensch ermordet oder ist es eine Familientragödie?
An der Wand finden sich auch leere Bilderrahmen. "Sie stehen für die neuen Werke, die in meinem Atelier in Ladenburg entstehen sollen", erzählt die Künstlerin.
Neben vielen abstrakten, großen Gemälden in düsteren Farben gibt es auch Leinwände mit hellen, leuchtenden Farben. Eine Besucherin nimmt gleich drei Werke mit: Blau, Aquamarin und Gelb sind die Farben dieses Modesommers. Dazu passen diese grünen und roten Gemälde.
Wer in Lautern noch kein passendes Bild gefunden hat, der konnte mit der Künstlerin ins Heilig-Geist-Hospital in Bensheim fahren. Denn hier sind ihre Bilder in den Fluren der Notaufnahme, der Radiologie und der Intensivstation zu sehen.
Es sind einfühlsame Porträts von kranken, verängstigten Menschen. Bilder, die sich die Künstlerin und Ärztin von der Seele gemalt hat, um mit dem schwierigen Arbeitsalltag in der Psychiatrie fertig zu werden. gg
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