Gadernheim. Die Suche nach Geschichten für die Kerweredd gestaltete sich in diesem Jahr in Gadernheim nicht so ganz einfach. „Gun Dach er Leit, mer foange jetzt ou und misse a gleij schenne, weil er uns iwwes Joahr mit eire Geschichte dud net die Bud oirenne“, so Kerweparre Ronja Herrmann und Mundschenk Christian Schäfer. Sie hatten dann aber doch einige Begebenheiten finden können.
Nach dem Kerwezug trafen sich alle Kerwegäste in der Heidenberghalle. Für den Kerwebolzen nominiert wurden der Bürger, für den es im vergangenen Jahr eine Herausforderung war, an ein und demselben Wochenende Kerb zu feiern und seine Stimme bei der Landtagswahl abzugeben. „Net erschd dienschdoags, a oan Kerbsounndoag is sou moancher schun rescht verwerrt.“
Es ist klar, dass nach dem tagelangen Feiern am Dienstag so mancher Gadernheimer Erholung braucht. Doch dieser Zeitgenosse war schon am Sonntag etwas verwirrt. „A der Wähler aus’m Ort wollt soine Bürgerpflicht noachkumme, un hoat de loange Wäg zum Wahllokal oan de Käich uff sich genumme. Nur mit dem Setzen des Kreuzchens wurde es schwierig, denn der Gadernheimer hatte eigentlich Briefwahl beantragt und das inzwischen völlig vergessen.
Etliche Gadernheimer sind in der Feuerwehr aktiv. „Woann de Piepser lous geijht, losse se alles falle un foange ou zu renne, un eile ins Feierwehrhaus, sou schnell wie se nor kenne“, so Ronja Herrmann. Nach dem Einsatz und dem Umziehen kommen die Kameraden dann noch einmal zusammen. Erst oben im Gemeinschaftsraum fiel einem Feuerwehrmann auf, dass er beim Umkleiden etwas vergessen hatte: „E bissje dauerts bei ihm, bis es em fällt uff, dass er nor in de Unnerhos is zu de Feierwehr nuff.“
Stadtbummel statt Fußballspiel in London
Merkwürdig erging es einem Gadernheimer, der sich Karten für einen Flug nach London und ein Fußballspiel dort besorgt hatte. „Neierdings sin die Koarde nur noch im Handy drin, weil sou e neimodisch App, macht schun oig veel Sinn.“ Da findet sich auch die Uhrzeit, zu der das Spiel beginnt. Demnach hatte der Gadernheimer noch Zeit für einen Stadtbummel.
Als er sich dann zum Stadion begab, wunderte er sich, dass er da so alleine steht. „Wou sin doann die goanze Leid blouß?“. Eine gute Frage. Die waren schon seit einer Stunde im Stadion. Hätte der Gadernheimer in London nochmals in die App geschaut, hätte er die Zeitverschiebung feststellen können.
Ein Ausflug zum Bensheimer Winzerfest wird am sinnvollsten mit dem Bus unternommen, dachten sich die Mitglieder des Landfrauenvereins. Clever wurde überlegt, Gruppentickets zu kaufen. Entsprechend teilten sich die Frauen auf. „In Reih un Glied werd de Bus erklumme, un de Wäg Rischdung Bensem uff sich genumme.“
In Bensheim wollte jede Frau ihren Anteil am Ticket bezahlen. Das hat in fast allen Gruppen geklappt. „Nuor oa Grupp is aus de Reih gfalle“, wussten Kerweparre Ronja Herrmann und Mundschenk Christian Schäfer. „Bezoahlt hoat beim Busfahrer nämlich koaner vun denne.“, Also waren die Damen dieser Gruppe ganz locker schwarz gefahren. Zum Glück ist es niemandem aufgefallen und alle kamen zu später Stunde auch wieder wohlbehalten zurück nach Gadernheim.
Ein Nachspiel hatte die Gadernheimer Kerb im vorigen Jahr dann auch noch: „En mortz Uffwoand un Ärwerd is des jedes Joahr oan de Kerb, und dienstdoags beim Abbaue is bei sou moanche des Hern noch recht merb.“ Beim TSV wurden die Musikanlage abgebaut und alle Kabel zusammengeräumt. Nur irgendwo spielte immer noch Musik: „Mussig woar do nämlich als noch ou, obwohl oan dere Oanlag koaa oanzisches Kabel woar meij drou.“
Nun waren alle verwirrt; die große Suche nach dem Ursprung der Klänge begann. Interessanterweise begleitete die Musik einen der Helfer, egal wo er war. Und das war dann die Lösung des Rätsels: „Es Handy hoat nämlich in soine Hosetasch musiziert.“ jhs
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