Reichenbach. Die „Jungen Teamer“ übernehmen in der evangelischen Kirchengemeinde in Reichenbach viele Aufgaben, in erster Linie sind sie ein Garant für die Jugendarbeit in der Gemeinde. Anstatt sich darüber zu beklagen, dass alles langweilig ist und nichts für die Jugendlichen passiert, zeigen sie Engagement und setzen sich für junge Menschen und für die Kirchengemeinde ein.
Den ersten Kontakt mit ihnen nehmen Jugendliche auf, wenn sie die Konfirmandenzeit bei Pfarrer Jan Scheunemann erleben. Mit dabei sind dann auch die „jungen Teamer“, die den Seelsorger beim sozialen und gesellschaftlichen Miteinander unterstützen. Es ist eine bis zu 14 Menschen zählende Gruppe mut Leuten aus verschiedenen Ortschaften der Gemeinde. Geleitet wird sie von Laura Koob. Koob ist seit zehn Jahren dabei und sitzt im Kirchenvorstand. Auch René Kippel gehört dem Kirchenvorstand an. Seit sieben Jahren gehört er wie sein Bruder Marcel zu den „Jungen Teamern“. Maximilian Wüst ist seit drei Jahren dabei, auch er sitzt im Kirchenvorstand.
Mitmachen können junge Menschen ab der Konfirmation. Sie werden dabei unterstützt, die Ausbildung zur Jugendleiter-Card (Juleica) zu machen. Alle Jugendleiter haben die Juleica, die sie befähigt im Umgang mit jungen Menschen. Durch diese Ausbildung können sie auch Probleme erkennen und wissen, wie man Konflikte löst.
Bald soll es wieder Auslandsfahrten geben
„Das Team ist eine emotionale Brücke“, sagt Jan Scheunemann. Der Zugang zu jungen Menschen sei in aller Regel durch fast Gleichaltrige oder wenig Ältere einfacher. Sie fühlten sich dann eher verstanden. „Wenn es Probleme gibt, können die Jugendlichen jederzeit zu uns kommen. Wir haben immer ein offenes Ohr.“
Eine wichtige Aufgabe der „Jungen Teamer“ ist die Betreuung der Konfirmanden, die sich alle 14 Tage treffen. Das ist auch für die Betreuergruppe gut möglich, denn die Treffen beginnen um 17 Uhr. „Die Schüler haben heute Schulzeiten bis zum Nachmittag“, erklärt Pfarrer Scheunemann. Im Unterricht unterstützen ihn die „Jungen Teamer“ bei Gruppenarbeiten und in der Freizeitgestaltung. Bei Ausflügen mit Übernachtungen übernehmen sie die Vorbereitung, den Küchendienst und kümmern sich um das Programm.
„Das Konzept in der Konfirmandenzeit besteht aus der kirchlich-theologischen Ausbildung in den Unterrichten. Aber auch der Gemeinschafts- und Freizeitaspekt wird großgeschrieben“, sagt Jan Scheunemann. Er möchte klassischen Schulunterricht vermeiden. „Im Freizeitaspekt nehme ich mich zurück.“
Zur Konfirmandenzeit gehören auch Ausflüge und Urlaube. 2017 bis 2019 wurde dabei auch ins Ausland gefahren, nach Italien und Spanien. „Da waren wir zwei Wochen weg und genossen unsere Freizeit mit dem Katamaran oder Tauchen“, erzählte Laura Koob. Dieses Sommerferienangebot soll in „zwei bis drei Jahren“ wieder ins Programm genommen werden, kündigte Pfarrer Scheunemann an.
Mittwochs und donnerstags ist der Jugendraum geöffnet
Eine Gemeindepartnerschaft mit dem Evangelischen Kirchenkreis Eisleben-Sömmerda in Sachsen-Anhalt, mit der Kirchengemeinde Gerbstedt, wird gelebt, es gibt gegenseitige Besuche und einen Austausch.
Eine weitere Aufgabe, die die „Jungen Teamer“ übernommen haben, ist die Betreuung des zwanglosen Jugendtreffs. Jeden Mittwoch zwischen 16.30 und 20 Uhr und neuerdings auch donnerstags von 16 bis 19 Uhr ist der Jugendraum im evangelischen Gemeindehaus geöffnet. „Alle Jugendlichen, egal welcher Konfession sie angehören, sind willkommen, wir machen eine offene Jugendarbeit“, betonen Pfarrer Jan Scheunemann und Laura Koob.
Die Treffen können die Jugendlichen nach ihren Wünschen gestalten, mit Kochen, Gesellschaftsspielen oder einer Ruhephase. Im November gab es eine Netzwerkparty. Jeder durfte seinen Computer mitbringen für einen Spielabend mit persönlicher Begegnung. Wer in Ruhe lernen oder Hausaufgaben machen möchte, kann montags im Jugendraum arbeiten.
In den Sommerferien gestalten die „Jungen Teamer“ auch ein Angebot, von dem rege Gebrauch gemacht wird. Unterstützung bekommt bei Bedarf auch die Gemeindepädagogin Heidi Dahl bei ihrer Kinderarbeit.
Da Jugendarbeit Geld kostet, sind die „Jungen Teamer“ dabei, wenn es etwas zu feiern gibt. Sie unterstützen die Gemeinde bei Festen wie dem Adventsmarkt und der Nacht der Kirchen. Ihre Einnahmen werden für die Jugendarbeit genutzt.
Die „Jungen Teamer“ seien „unverzichtbar“, bestätigte Pfarrer Jan Scheunemann. Unterstützt wird bei Bedarf Küsterin Tatjana Bauer. Mit Videotechnik wurden bereits Gottesdienste ins Internet übertragen. Bei der Gestaltung der Internet-Seite der Kirchengemeinde und den Auftritten in den sozialen Medien sind die „Jungen Teamer“ dabei.
Jugendliche fordern Mitsprache bei der Kirchenreform
Geschätzt wird auch das Mitwirken der jungen Menschen im Kirchenvorstand. So können sie sich für die Belange einsetzen, die ihrer Altersgruppe wichtig sind. In den Räumen der Kirche haben sie mit ihrem handwerklichen Geschick verschiedene Arbeiten durchgeführt.
Die jungen Leute wollen, dass möglichst wenige Räume durch das Sparprogramm der Kirche aufgegeben werden müssen. Sie helfen beim Sparen, indem sie etwa die Putzarbeiten selbst erledigen. Die Reichenbacher Gebäude stehen bisher denn auch nicht zur Diskussion.
Die jungen Mitglieder der Kirche möchten ein Mitspracherecht bei der derzeit laufenden Gebäude-Debatte, weiß Pfarrer Scheunemann, der Jugendpfarrer im Vorstand der Evangelischen Jugend im Dekanat Bergstraße ist. Hierzu habe die Evangelische Kirche im November 2023 einen „Jugendcheck“ beschlossen, mit dem Ziel, „die Lebensrealitäten der jungen Generation in kirchliche Entscheidungsprozesse einzubeziehen“.
Auf der Internet-Seite der Kirche ist dazu zu lesen: „Diese wirkungsorientierte Gesetzesfolgenabschätzung überprüft systematisch, wie Gesetzesvorhaben junge Menschen betreffen. Damit setzt die EKHN ein klares Zeichen für mehr Generationengerechtigkeit.“
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