Lautertal. Als „fatales Signal aus dem Gemeindevorstand“ sieht die Fraktion der Lautertaler Grünen in der Gemeindevertretung die Entscheidung, Freiflächen-Photovoltaikanlagen in Lautertal grundsätzlich abzulehnen. Wie berichtet, liegen bei der Gemeinde drei Angebote zur Schaffung solcher Solaranlagen auf Wiesengrundstücken vor.
Die Teilnehmer der Sitzung des Ortsbeirats von Reichenbach hätten „ungläubig den Kopf geschüttelt“, als Bürgermeister Andreas Heun in der Sitzung die Entscheidung der Beigeordneten bekanntgegeben habe, schreiben die Grünen in einer Mitteilung. Heun hatte zuvor im Rathaus eine Prüfung der Technik eingeleitet. Für die Grünen ist dies ein „verantwortungsvoller und mutiger Schritt zur Sicherstellung der Daseinsfürsorge“.
Bleibe es bei der Entscheidung aus dem Vorstand, dann sei unübersehbar, „dass zumindest Teile der konservativen Mehrheit aus CDU und LBL scheinbar alles daran setzen, die Energiewende in Lautertal auszubremsen und letztlich zu verhindern“. Die Grünen loben daher den Beschluss des Reichenbacher Ortsbeirats, die Nutzung von Freiflächen-Photovoltaik grundsätzlich zu begrüßen. Ortsbeiratsmitglieder aller vier Fraktionen – also auch von CDU und LBL – hätten einen Antrag an den Vorstand formuliert, den Beschluss zu überdenken.
Übliche Freiflächenanlagen seien etwa fünf Hektar groß und produzierten Strom für rund 1700 Haushalte, schreiben die Grünen. „Somit könnte etwa die Hälfte aller Lautertaler Haushalte durch eine vernünftige Anlage versorgt werden – eine beachtliche Chance. Die Initiative des Bürgermeisters verdient daher volle Unterstützung.
„Blockade überwinden“
Wir hoffen sehr, dass die Gemeindevertretung die Relevanz einer starken Photovoltaik-Anlage in Lautertal positiver einschätzt als der Gemeindevorstand. Wir gehen davon aus, dass es gelingt, hier eine konstruktiv agierende Mehrheit zu finden und die Blockade aus dem Gemeindevorstand zu überwinden.“
Grüne und SPD seien sich bei der Bedeutung der erneuerbaren Energien „meist einig“. Die Grünen hoffen nun auf genügend Unterstützung von CDU und LBL, damit die Gemeinde „einen vernünftigen Beitrag zur Energiewende leistet, der über Lippenbekenntnisse hinausgeht“, wie Fraktionsvorsitzender Frank Maus sagte. Lautertal habe die Chance, einen „maßgeblichen Beitrag zur Energieversorgungs-Sicherheit zu leisten und ein deutliches Signal gegen den Klimawandel zu setzen“. Maus kündigte einen Antrag der Grünen in der Gemeindevertretung an, um Freiflächen-Photovoltaikalagen zu ermöglichen.
Gemeindevertreter Olaf Harjes, der auch dem Reichenbacher Ortsbeirat angehört, wies auf die Relevanz von Solarenergie hin: „Um die Klimaziele Deutschlands zu erfüllen, bedarf es Anstrengungen auf allen Ebenen. Wir dürfen nicht ständig die Verantwortung nach oben schieben, während wir selbst die Hände in den Schoß legen.“ Um das Ziel zu erreichen, die Erderwärmung auf eineinhalb Grad zu begrenzen, würden zurzeit die Ziele in Bund und Land korrigiert, um schneller Kohlendioxid-neutral zu werden. „Die Photovoltaik leistete 2022 bundesweit bereits einen Beitrag von rund elf Prozent am Gesamtstrommix. Bedenkt man, dass der Anteil 2003 noch bei 0,1 Prozent lag, erkennt man, wie wichtig die Photovoltaik ist und welchen starken Anteil sie weiter leisten kann“, sagte Harjes weiter.
„Bürger können profitieren“
In Heppenheim gebe es bereits Freiflächenanlagen, in Bensheim und Modautal stünden Projekte in den Startlöchern. Da diese Nachbarkommunen alle CDU-geführt seien, müsse die Partei „auch in Lautertal erkennen, dass hier ein vernünftiger gesellschaftlicher Auftrag besteht“, fordern die Grünen.
Es gehe darum, die Energieversorgung dauerhaft für alle sicherzustellen und einen Beitrag für eine lebenswerte Zukunft der Kinder zu leisten, so die Gemeindevertreterin Sandra Maus. „Erneuerbare Energien wie die Sonnenkraft schicken uns keine Rechnung. Lasst uns klug sein und dieses Potenzial nutzen“, appellierte sie an die Fraktionen. Gleichzeitig bestehe eine Chance, „einen vernünftigen finanziellen Beitrag zur Haushaltskonsolidierung zu machen“, da die Betreiber von Freiflächenanlagen eine Abgabe an die Standortkommunen zahlen müssten – „und das auf viele Jahre“.
Fraktionsmitglied Jörg Gebauer verwies auf die Chance, Bürgerkraftwerke zu realisieren. Da sich auch regionale Energiegenossenschaften beworben hätten, könne die Photovoltaik als Bürgerprojekt umgesetzt werden. Kleinere Projekte mit der Energiegenossenschaft Starkenburg gebe es bereits. Die beteiligten Bürger profitierten zuverlässig von den Stromerträgen. In einem Bebauungsplan könnten wichtige Kriterien festgelegt werden, damit die Anlagen so entstünden, wie Lautertal sich das wünsche. tm/red
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