Gemeindevertretung

Große Nachfrage nach Sozialwohnungen in Lautertal

Bebauungspläne in Gadernheim und Lautern beschlossen

Von 
Thorsten Matzner
Lesedauer: 
18 Tagesordnungspunkte hatte die Lautertaler Gemeindevertretung zu bearbeiten – und schon nach zwei Stunden war Schluss © Funck

Lautertal. So schnell kann’s gehen: 18 Tagesordnungspunkte hatte die Lautertaler Gemeindevertretung zu bearbeiten – und schon nach zwei Stunden war Schluss. Gut, einiges wurde dabei in den Bauausschuss verschoben. Aber nicht nur die Älteren erinnern sich noch an Sitzungen mit einer kürzeren Tagesordnung, die dann doch nicht abgearbeitet werden konnte.

Konfliktpotenzial gab es allerdings auch wenig, obwohl sogar das Thema Windkraft zu beraten war. Die Gemeindevertretung sollte zum Teilregionalplan Windenergie Rhein-Neckar Stellung nehmen. Auf Wunsch der LBL wurde hier festgehalten, dass Windkraftanlagen auch dann einen Kilometer Abstand halten müssen, wenn es um Einzelhäuser oder „Siedlungsflecken“ geht. In Lautertal sind allerdings keine Vorrangflächen für die Windkraft vorgesehen, sodass sich eine politische Auseinandersetzung über dieses Thema erübrigte.

Investoren sollen ihre Pläne zur Freiflächenphotovoltaik vorstellen

Auch der Teilregionalplan Freiflächen-Photovoltaik wurde ohne Weiteres zur Kenntnis genommen. Zu dem Thema wird allerdings der Bauausschuss bald wieder beraten. Denn inzwischen hat der Gemeindevorstand drei Angebote zum Bau solcher Anlagen vorgelegt, die nicht auf Dächern, sondern auf dem Erdboden stehen. Wie von den Grünen gewünscht, sollen die potenziellen Investoren ihre Vorstellungen im Ausschuss vortragen. Dort soll auch darüber gesprochen werden, ob und wie die von der Gemeindevertretung festgelegten Kriterien erfüllt werden.

Hartmut Krämer (CDU) sah hier allerdings das Pferd von der falschen Seite aufgezäumt. Zunächst müsse einmal klar sein, ob die Investoren überhaupt Flächen in Lautertal erhalten würden. Also sei der erste Schritt, Grundstückseigentümer mit ins Boot zu holen. Sonst könne man sich die Beratung im Ausschuss sparen.

Das war allerdings nicht mehrheitsfähig. Bürgermeister Andreas Heun sagte, es sei in der Tat das Problem der Investoren, wie sie an die Flächen kämen. Andererseits werde es aber auch Grundstückseigentümer geben, die gerne auf die Technik zurückgreifen würden, aber keinen Investor an der Hand hätten. Aufgabe der Gemeinde sei lediglich, die Einhaltung der Kriterien zum Landschaftsschutz und zum Schutz der Landwirtschaft zu gewährleisten und gegebenenfalls Baurecht zu schaffen.

Gemeinde muss für zweiten Rettungsweg nicht zahlen

Beschlossen wurden in der Sitzung zwei Bebauungspläne, bei denen das Verfahren beendet ist. Einmal das zur Wilhelm-Leuschner-Straße in Gadernheim. Hier sollen zwischen der Nibelungenstraße und der Lauter auf einer Brachfläche Häuser gebaut werden. Außerdem ist das Verfahren zu Marienberg-Nord in Lautern beendet. Hier geht es um den Umbau des früheren Laborgebäudes der Ciba-Geigy zu einem Wohn- und Geschäftshaus.

Auf Antrag von Tobias Poth (CDU) wurden zwei Konkretisierungen zum Brandschutz aufgenommen. Demnach sollen der Gemeinde Lautertal keine Kosten entstehen, falls für das Haus ein zweiter Rettungsweg gebraucht wird. In früheren Zeiten gab es auf der Höhe des zweiten Stocks noch einen Fluchtweg, allerdings steht jetzt nur noch das Treppenhaus zur Verfügung. Poth wies darauf hin, dass die Feuerwehren der Gemeinde kein Drehleiterfahrzeug besitzen, mit denen im Ernstfall Menschen über die Fenster oder das Dach gerettet werden könnten. Außerdem wurde festgeschrieben, dass die Löschwasserversorgung Sache des Bauherrn ist, die Gemeinde also auch hier nicht investieren muss, wenn Mängel zu beseitigen sind.

In die zweite Runde der Offenlage geht die Satzung „Westlich der Reichenbacher Straße“ in Beedenkirchen. Hier möchte ein Geschäftsbesitzer an seiner Firma ein Wohnhaus errichten.

LBL sieht bei Ciba-Gebäude Chancen für Sozialwohnungen

Auf Antrag der SPD wird der Gemeindevorstand prüfen, ob und wie in Lautertal sozialer Wohnungsbau möglich ist. Jürgen Röhrig (LBL) wandte ein, dafür müsse die Kommune erst einmal Grundstücke haben, sodass zunächst in die Richtung geforscht werden müsse. Bürgermeister Andreas Heun sagte allerdings, es sei auch denkbar, die laufenden Verfahren auf sozialen Wohnungsbau hin zu prüfen. Er könne sich das zum Beispiel beim Hofacker in Reichenbach vorstellen. Das hatten CDU und LBL allerdings abgelehnt, als im Februar von der Gemeindevertretung die Planung in Auftrag gegeben wurde. „Bedarf besteht auf jeden Fall“, sagte Heun. Es kämen immer mehr Anfragen in die Richtung, und die Gemeinde müsse auch immer wieder wohnungslosen Menschen helfen.

Jürgen Röhrig wiederum sah Chancen, beim neuen Ciba-Wohnhaus Sozialwohnungen einzubinden. Das Gebäude sei „prädestiniert“ dafür. Poth fand, die Gemeinde müsse „mit gutem Beispiel vorangehen“. So könne sich die Möglichkeit für Sozialwohnungen ergeben, wenn das SSV-Sportgelände in Reichenbach einmal umgenutzt werde.

Redaktion Lokalredakteur Lautertal/Lindenfels

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger

VG WORT Zählmarke