Corona-Pandemie

Geselligkeit war am Vatertag in Lautertal und Lindenfels wieder tabu

Von 
Thomas Zelinger
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Lautertal/Lindenfels. Die Gänseblümchen auf der Wiese vor dem Dorfgemeinschaftshaus in Schan-nenbach dürften sich gefreut haben: Kein Kopfeinziehen, weil Schuhsohlen ihnen gefährlich nah hätten kommen können. Und auch die Enten am Striethteich in Elmshausen mögen die Ruhe genossen haben. Keine Menschenmassen, die das Grün rund um den See enterten.

Anderes Empfinden haben sicherlich viele Feierwillige gehabt. Ist doch Himmelfahrt und Vatertag, der Donnerstag dieser Woche, traditionell ein Tag, um auszuschwärmen ins Grüne, in Städtchen und Dörfer. Ein Tag zum Feiern.

Gefeiert wird – unter normalen Umständen – an vielen Ecken in geselligen, großen Runden. Prost auf den Frühling, Prost, weil Vatertag, auf die Väter. Doch derzeit ist nun einmal nichts normal. Die Corona-Pandemie stellt alles auf den Kopf. Kein Verein, keine Feuerwehr, die zum Fest eingeladen hätten. Schon im zweiten Jahr in Folge waren die Festivitäten aus den Veranstaltungskalendern gestrichen: Lockdown.

Dabei gibt es gewöhnlich gerade in den Lautertaler Ortschaften und auch in Lindenfels etliche Adressen, an denen die Vatertagsausflügler gut unterkommen. Das Striethteichfest in Elmshausen und das Krehbergfest in Schannenbach sind nur zwei Beispiele dafür. Die Reihe lässt sich beliebig fortführen, viele Geschichten ließen sich aus den vergangenen Jahren rund um die Feste erzählen. Viel von den fleißigen Helfern berichten, die ehrenamtlich Stunden um Stunden auf den Beinen sind für ihren Verein, ihre Feuerwehr, ihre Gruppierung.

Eine Hoffnung, die trügerisch war

Aufbau, Thekendienst, Dienst im Service am Festtag oder Kinderbelustigung, Abbau – vieles gibt es zu tun. Nur eben nicht in diesem Jahr. Wie schon im vorigen nicht. Anders betrachtet: Diesmal hatte mancher, der ansonsten fest eingespannt ist, Zeit fürs Minigrillfest mit der Familie im eigenen Garten. Wer will, kann – zu anderen Zeiten – eine wunderbare Tour durch die Region machen, von Fest zu Fest spazieren, wandern, radeln, kann sich stärken mit Gegrilltem und einem kühlen Getränk.

Doch Geselligkeit in großer Runde war am Vatertag 2021 tabu und die Hoffnung, die mancher Veranstalter im vergangenen Jahr hatte, als er bei der Absage seines Festes auf dieses Jahr vertröstete, schon früh wieder zerstoben.

Was nicht nur für Feierfreudige traurig gewesen sein dürfte. Auch für die Ausrichter ist es ein herber Einschnitt. Fehlen doch Einnahmen in den Kassen, mit denen sonst fest kalkuliert wird.

Trotzdem war viel los

Bestenfalls kamen einige Spaziergänger, Wanderer, Mountainbiker vorbei. Mancher mag im Vorbeigehen oder beim kurzen Pausieren in Erinnerungen geschwelgt haben an die Zeit, als an gleicher Stelle Festzelte standen, sich der Duft von auf den Grills brutzelnden Bratwürsten und Steaks breitmachte, Menschen gut gelaunt auf Partybänken an Partytischen saßen und plauderten, Kapellen mit Hits von einst und jetzt einheizten.

Mit solcherlei Gedanken mag die Hoffnung einhergehen, dass im kommenden Jahr die Pandemie doch endlich Vergangenheit ist oder zumindest soweit beherrscht wird, dass die Feste wieder gefeiert werden können. Dass Veranstaltungen seit langem passé sind, zeigt sich inzwischen. Auf dem Grillplatz im Steinbruch bei Lindenfels dauert der Winterschlaf, obwohl gewöhnlich um diese Zeit längst vorbei, inmitten des Frühlings an. Alles ist eingemottet. Ein Areal, das darauf wartet, wachgeküsst zu werden – Sinnbild für die Situation dieser Tage.

Und auch wenn es an den Orten der Vatertags-Feste erneut ruhig war, hat sich doch gezeigt, dass der Feiertag ein Tag ist, an dem es viele nach draußen zieht. Ausflüge haben das Wetter und die Spielregeln schließlich zugelassen. Wenn auch nicht in großen Gruppen. Der Autoverkehr in und aus dem Lautertal wie auch an der Bergstraße ließ erahnen, dass die Sehnsucht nach einer Tour in die Natur manchen nach draußen gedrängt hat. Außer Autos waren auch viele Fahrrad- und Motorradfahrer zu sehen. Einzig die Bollerwagen und mit Grün dekorierte Traktoranhänger, wie sonst an Vatertagen Teil des Bildes, blieben diesmal in den Kellern, Garagen und Scheunen.

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