Heimatgeschichte

Deutsche Soldaten starben bei Flugzeugabsturz in Gadernheim

Der Übungsflug mit drei Messerschmitt-Flugzeugen am 25. Dezember 1943 endete für die sechsköpfige Besatzung in einer Tragödie.

Von 
Thorsten Matzner
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Am Weinweg oberhalb der Allmeihütte sind während des Zweiten Weltkriegs am 25. Dezember 1943 drei Flugzeuge abgestürzt. © Thorsten Matzner

Gadernheim. Es ist nur ein unscheinbares Stück Wald gleich am Weinweg, doch im Zweiten Weltkrieg war es Schauplatz einer Tragödie. Dabei ist der Vorgang heute nahezu vergessen. Es erinnert hier auch nichts mehr an die Geschehnisse des 25.Dezembers 1943. An diesem Tag starben in dem Wald beim Absturz von drei Flugzeugen sechs Menschen.

Das Unglück unterscheidet sich deswegen deutlich vom Absturz eines Lancaster-Bombers der britischen Armee nur einen Monat vorher am benachbarten Westergiebel. Dort gibt es mittlerweile ein Denkmal für die sieben Besatzungsmitglieder, die nach einem Angriff auf Frankfurt von einem deutschen Flieger abgeschossen wurden. Das Flugzeug verfehlte Brandau nur knapp.

Die drei Flugzeuge lösten sich aus der Formation

Im April 1944 stürzte dann ein amerikanischer Bomber in Reichenbach ab, ungefähr dort, wo heute das Haus der Landeskirchlichen Gemeinschaft steht. Sie war in einem Pulk unterwegs, der Angriffe unter anderem auf Augsburg und Schweinfurt fliegen sollte. Vorher hatte sich ein Luftkampf mit deutschen Verteidigern entwickelt, wie der Heimatforscher Richard Matthes berichtete. Matthes arbeitete damals an der Reichenbacher Volksschule und beobachtete die Vorgänge vom Schulhaus aus. Eine weitere US-Maschine stürzte am Hohberg in Elmshausen ab, ein deutsches Flugzeug zwischen Bensheim und Heppenheim.

Auch im Fall des Absturzes in Gadernheim kamen deutsche Soldaten ums Leben. Sie waren nicht auf einem Feindflug, sondern flogen neue Messerschmitt-Flugzeuge ein. Es handelte sich um drei Maschinen vom Typ BF 110, wie sie von der Luftwaffe in großer Zahl als Jagdbomber eingesetzt wurden. Jede Maschine hatte zwei Mann Besatzung, als sie am Mittag in einer größeren Gruppe von Flugzeugen in Frankfurt auf ihren Übungsflug starteten. Die drei Maschinen lösten sich während des Flugs aus der Formation. Als sie über Gadernheim waren, fielen sie dort bereits wegen der niedrigen Flughöhe auf. Die mag den Soldaten nicht bewusst gewesen sein, denn am Nachmittag dieses Ersten Weihnachtsfeiertags herrschte im Odenwald dichter Nebel.

Flugzeuge rasten in den Buchenwald

Einer der Zeitzeugen im Dorf war Heinrich Rettig. Der damals 15-Jährige hörte die Maschinen und kurze Zeit später drei Explosionen. Die Flugzeuge hatten zu wenig Flughöhe, um den Berg zu überwinden, obwohl sie nordwestlich von der Kuppe der Neunkircher Höhe flogen. Es fehlte auch nicht viel, und die Maschinen wären unbeschadet geblieben.

So aber rasten sie in den Buchenwald und zerschellten auf dem felsigen Boden. Ein ausgedehntes Trümmerfeld war alles, was übrig blieb. Von den Besatzungen wurden nur noch Leichenteile gefunden. Schnell wurde der Unglücksort abgesperrt und wenige Tage später die Wrackteile abtransportiert.

Redaktion Lokalredakteur Lautertal/Lindenfels

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