Heimatgeschichte

Geopunkt in Schannenbach wird am Samstag eingeweiht

Besucher, die am Schannenbacher Dorfgemeinschaftshaus parken, fällt ein Platz sofort ins Auge. Es ist der Geopunkt, der über den Natursteinabbau am Krehberg informiert. Am Samstag soll er feierlich eingeweiht werden.

Von 
Jutta Haas
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Die museale Gestaltung des Schannenbacher Geopunktes wird am Wochenende feierlich eingeweiht. © Haas

Schannenbach. Besuchern, die am Schannenbacher Dorfgemeinschaftshaus vorbeikommen, fällt ein Platz meist sofort ins Auge. Es ist der Geopunkt, der über den Natursteinabbau am Krehberg informiert. Am kommenden Samstag, 10. September, soll er feierlich seiner Bestimmung übergeben werden. Seit gut fünf Jahren arbeiten der Verschönerungsverein von Schannenbach, der Geo-Naturpark Bergstraße Odenwald und die Gemeinde Lautertal daran.

Die Texte auf den Plakaten hatte Reiner Rößler geschrieben, Nathalie Benker, Vorsitzende des Verschönerungsvereins, hatte sie Korrektur gelesen und Wolf Nevermann kümmerte sich um die fotografische Ausgestaltung der Plakate. Diese Vorarbeit floss in die Gestaltung der Plakate ein, ihre Herstellung und die Aufstellung übernahm dann der Geo-Naturpark.

Seilwinde und Steinexponate

Der Geo-Naturpark Bergstraße Odenwald warf 2017/2018 die Frage auf, ob sich Schannenbach vorstellen kann auch einen „Geopunkt“ zu errichten. Das Anliegen erreichte Rößler, der vor seinem Ingenieurstudium eine Ausbildung zum Steinmetz im Betrieb seines Vaters in Schannenbach gemacht hatte. Auch Benker als studierte Mineralogin war schnell begeistert. Sie ist die Vorsitzende des Verschönerungsvereins in Schannenbach und konnte auch die Mitglieder für dieses Projekt gewinnen. Nevermann mit seinem fotografischen und digitalen Wissen kam auch dazu und so nahm das Thema Fahrt auf.

Die Idee zu einem Projekt dieser Art ist in Schannenbach schon älter, sie entstand während der Dorferneuerung im Jahr 2008. Der Platz am Gemeinschaftshaus sollte bereichert werden. Ein Thema könnten die Natursteine auf dem Krehberg sein, hieß es. So kam dann eins zum anderen. Schließlich beantragte Lautertal beim Geo-Naturpark Bergstraße Odenwald Fördergelder.

Zwei Tafeln sollten es anfangs sein, jetzt wird eine dritte dazu kommen. Für den Antrag auf Förderung brauchte es die Vorstellung des Projektes mit zwei Tafeln. Doch nur zwei Tafeln für ein solches Thema erschien der Vorsitzenden Benker zu wenig. Sie hatte auch so ihre Ideen und fand schnell Befürworter dafür. Bei der Gemeinde Lautertal fanden die Vorschläge zur Gestaltung des Geopunktes Zustimmung. Der Platz am Dorfgemeinschaftshaus gilt als ideal für eine museale Gestaltung der Geschichte des gesamten Krehberges. Die Schannenbacher fanden Unterstützung bei der Gemeinde, die bereit war mit Hilfe des Zweckverbands Kommunalwirtschaft Mittlere Bergstraße (KMB) den Platz zu pflastern und auch eine rückwärtige Bruchsteinmauer konnte errichtet werden.

Nun war der Raum für die Ausgestaltung geschaffen, im Hintergrund war Platz für die Plakate. Der Verschönerungsverein setzte sich dafür ein, dass Exponate wie eine im Steinbruch übliche Seilwinde und eine Lastenlore als Leihgabe nach Schannenbach kamen. In den Brüchen um Schannenbach gewonnene Steinexponate kamen dazu. Mit Schildchen auf den Steinen und einem geologisch gestalteten Plakat lässt sich ermitteln, von welcher Stelle im Krehberg der Stein stammt.

Geologisch gilt der Krehberg als interessant. Er hat sich in der Erdgeschichte aufgefaltet und an die Oberfläche kamen Diorite, die geologisch zu den Graniten gehören. Diese Diorite sind teils sehr harte und gut spaltbare Steine, die vielfach Verwendung gefunden haben, etwa zu Straßenpflasterung oder beim Bau von Häusern. Fenster- und Türumrahmungen oder Stufen wurde beispielsweise aus den Graniten gestaltet. Mit dem Aufkommen der Steinindustrie um 1900 entstanden am Krehberg viele Steinbrüche. Besonders faszinierend finden Geologen die vielen Farben, welche die Steine aufweisen. Jeder Steinbruch hatte seine Besonderheit. Bei Scheuerberg gab es schwarze Steine, die als Grabmäler begehrt waren.

Aus seiner Kinderzeit kannte Reiner Rößler noch viele Steinbrüche, „aber nicht alle“. Ein Flug über den Krehberg mit speziellen Luftaufnahmen, die später ohne den Wald eingescannt wurden, brachte Klarheit. Nun konnten die ehemaligen Steinbrüche kartiert werden. Bei der Kartierung half der Geologe Jochen Baptiste, Mitarbeiter im Geo- Naturpark.

Brüche verschiedener Größen

Die dann erfolgte Historienarbeit ergab, dass es kleinere Brüche gab, die von zwei, drei Arbeitern bewirtschaftet wurden, ebenso wie mittelgroße und auch große Steinbrüche mit über 30 Arbeitern. Einen regen Wechsel gab es bei den Betreibern der Steinbrüche, manchmal auch in kurzer zeitlicher Folge.

Hilfreich waren die Stadtarchive von Bensheim und Heppenheim. Der älteste Steinbruch am Krehberg war im Heppenheimer Stadtwald in der Nähe von Scheuerberg. Dort wurde ein hochwertiges, gut spaltbares Material gewonnen. „Das war ein sehr harter Diorit“, so Rößler. In der Historienarbeit halfen auch örtliche noch bestehende Steinmetzbetriebe, so übergab die Firma Heldmann wertvolle Informationen zur Ausarbeitung.

Vitrine mit Werkzeug im Dorfgemeinschaftshaus

„Ich kenne noch die Werkzeuge, mit denen in den Steinbrüchen gearbeitet wurde“, sagt Reiner Rößler und er erinnert sich daran, wie er dem im Bruch arbeitenden Vater das Mittagessen brachte: „Das Essen wurde im Schmiedewasser erwärmt.“

Im Dorfgemeinschaftshaus gibt es einen zweiten Platz zum Geopunkt. Die IGO (Interessengemeinschaft Odenwald) förderte die Anschaffung von Vitrinen und einer Schautafel. In den Vitrinen liegen die Werkzeuge, die als Dauerleihgaben beispielsweise von der Familie Arnold die Ausstellung bereichern. Historische Schriftstücke und Karten lassen sie dort nachlesen. Hinzu kommt nun ein Relief, das die Geländestruktur des Odenwaldes zeigt. Der Geo-Naturpark erklärt auf einem Plakat die Besonderheiten mit der Überschrift „Zwischen Granit und Sandstein Landschaft erleben“.

Wenn diese Arbeit abgeschlossen ist, gibt es die Idee, einen Lehrpfad zu gestalten. Viele Wollsteine um Schannenbach waren Werkplätze, die als Zuerwerb bearbeitet wurden. Der Steinmetz ist mit seinen Werkzeugen im Rucksack zum Stein gewandert, den er zuvor beim Forstamt erworben hatte. Dort arbeitete er das Werkstück heraus, dass dann von einem Landwirt mit dem Fuhrwerk aus dem Wald geholt wurde. jhs

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