Tradition

Gadernheimer suchten im Bach nach weggeschwommenen Bierfässern

Kerweparre Ronja Herrmann und Mundschenk Christian Schäfer unterhielten die Zuhörer bei der Kerbredd mit lustigen Anekdoten aus Gadernheim.

Von 
Jutta Haas
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Kerweparre Ronja Herrmann und Mundschenk Christian Schäfer fuhren während des Kerbzugs auf Quads durch Gadernheim. © Thomas Zelinger

Gadernheim. Nach einem gelungenen Umzug durch Gadernheims Straßen warteten Kerweparre Ronja Herrmann und Mundschenk Christian Schäfer, bis sich alle Kerwegäste in der Heidenberghalle versammelt hatten, um ein paar „lusdische Gschichte“ zu präsentieren. Mit „Gun Tach“ und für die eben aufgestandenen „Gemoije“ grüßten sie in die Runde. Die Symbolfiguren erinnerten an das gelungene Fest im vergangenen Jahr zum 25-jährigen Bestehen des Kerwevereins. „Gfraat häwwe mer uns, dass er sou zahlreich zu uns kumme seid.“

In der ersten Anekdote ging es um ein Pärchen in Gadernheim, das seine Hochzeit feiern wollte. Nach guter alter Tradition wollte der zukünftige Bräutigam seinen Schwiegervater um die Hand seiner Tochter bitten. Die Bitte um den Segen fiel dem Bräutigam gar nicht so leicht, er besuchte seinen künftigen Schwiegervater draußen auf der Wiese. Dieser wunderte sich doch sehr, den jungen Mann zusehen: „Zum schaffe häb ich den doch heit goar net gebraucht.“ Etwas ängstlich sagte der junge Mann: „Ich bin do, um um doin Segen zu bitte.“ Diesen Satz muss jemand erst einmal verstehen und so denkt der Landwirt zunächst in eine völlig andere Richtung: „Noja gut, welli willd du doann hou? Die Rout, die Schwarz orre die Brou?“ Seine Rede war von den Kühen im Stall. Nach einigem Hin und Her fiel beim Senior der Groschen: „Er hoats kapiert, warum der junge Mann die goanz Zeit mit ehm uff dere Wies diskutiert.“ Er entschuldigte sich bei dem inzwischen völlig verwirrten jungen Mann: „Moi Mädche sollst du hegen und pflegen, der gäb ich gern moin Segen.“ Für diesen doch etwas holprigen Start sollte es später den Kerwebolzen für den Schwiegervater geben.

Wenn man im falschen Hotel auf Mallorca einchecken will

Eine andere Feier lief auch nicht so wie gedacht, es sollte eine richtige Alkohol-Party werden. „En Day-Drinking-Doag“ hatten zwei junge Männer mit zwölf Liter Apfelwein vorbereitet und trafen sich dazu schon morgens um elf Uhr, um zunächst einen Film zu schauen und den Apfelwein zu genießen. „Im Geijesatz zum Friehschoppe an der Kerb sin se oam Oawwend noch 10 Liter Äbbelwoi noch topfit, sou en junge Körper moacht hoalt oinisches mit“, dachten sie. Weil nichts passierte und es im Kopf immer noch nicht nebelig wurde, kam einer der zwei Trinkhelden auf die Idee, sich die Flasche mal ganz genau anzuschauen: „Er liest es Etikett und lässt foahrn en Schrei, woar der Abbelwoi doch wäjiklich alkoholfrei.“

Ein Schrei eines Gadernheimers galt jüngst im Fußballstadion nicht einem erfolgreichen Spiel seiner Mannschaft, sondern hatte zur Verwunderung der anderen Zuschauer um ihn herum einen völlig anderen Grund. Als der Gadernheimer auf seinem Platz im Stadion saß, merkte er, dass sein Geldbeutel weg ist. Zunächst wurde die Frau angeschrieben, die sich natürlich auch aufregte. „Noach em Speel muss er zu de Polizei werre dem Geldbeidel Bericht erstatte, oab dem Zeitpunkt hoat koane meij woas vun dem Speel katte.“ Sie versuchten, alle Kreditkarten zu sperren. Der Sohn fragte vorsichtig, ob der Geldbeutel vielleicht im Auto liegt, und bekam sogleich eine Abfuhr. Schließlich kam das Paar auf die Idee, den daheimgebliebenen Sohn anzuschreiben. Die rettende Antwort: „Uff em Tisch in Garen hoat horre soin Geldbeidel vergesse.“

Auf Rettung warteten auch zwei junge Männer, für die ihr Urlaub auf Mallorca etwas turbulent begann. „En Flug und e Hotel woarn a gleij gefunne, und sie woarn schun will druff, sich in de Sunn vum Malllorca zu sunne.“ Von Frankfurt ging es nach Malle und auch der Mietwagen stand bereit. Im Hotel angekommen, merkten sie, dass sie zu früh dran waren. Macht nichts. Kurzerhand wurde die Badehose angezogen und die Zeit im Pool genossen. „Um Punkt 14 Uhr dun se zu de Rezeption spaziern, weil se jetzt endlich wolle ehr Zimmer inspiziern.“ Jetzt begann das Drama, denn das Hotel checkte an diesem Tag gar nicht ein und die Namen der Männer standen in keiner Liste. „Sinn mer oam falsche Toag oukumme? Häwwe mer oam End de falsch Fliescher genumme?“ Jetzt wurde alles überprüft und tatsächlich: Die Herren wollten im falschen Hotel einchecken. Ab dann ging alles rund und sie konnten ihren Urlaub genießen.

Die letzte Geschichte drehte sich um den Kerweumzug 2024 in Gadernheim. Um das Bier genießen zu können, gab es noch ein paar spezielle Hürden zu überwinden. Die Fußballer der Spielgemeinschaft Brandau/Gadernheim wollten Bier ausschenken. Damit es richtig kühl ist, folgten sie der Idee eines Vaters: Die Fässer wurden in die Lauter zum Kühlen gelegt. „In de Bach beim Eichhorn & Walter wern die Fässer deponiert und voller Hoffnung schäines Wetter oikalkuliert.“ Nette Idee, nur in der Nacht hatte es ordentlich geregnet. Als die Fußballer am Sonntag dann nach ihren Fässern schauten, waren die fort. „E poar Fässer finne se recht schnell, doch vun de oanne Hälft fehlt jedi Spur, soi Fußball-Kollesche freje sich wer uff sou a bleedi Idee kimmt nur.“ Schließlich statteten sich die Fußballer mit Gummistiefeln aus und eine Bachwanderung begann: „Faschd in Lautern im knietiefe Wasser häwwe se die Außreißer doann kat, groad noch rechtzeitig bevor de Umzug is gestart.“

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