Wahrzeichen

Der Kaiserturm bei Gadernheim soll möglichst bald wieder geöffnet sein

Wahrzeichen: Nils Grabe plant mit seiner Firma Wiesengrabe an und in dem Turm wieder ein gastronomisches Angebot. Start könnte schon in diesem Jahr sein.

Von 
Thorsten Matzner
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Der Kaiserturm auf der Neunkircher Höhe bei Gadernheim. © Nicole Konecny

Gadernheim. Noch in diesem Jahr könnte es am Kaiserturm auf der Neunkircher Höhe wieder ein kleines Angebot für Wanderer geben. Das sind jedenfalls die Pläne von Nils Grabe, der das historische Bauwerk von der Gemeinde Lautertal gepachtet hat. Wie Bürgermeister Andreas Heun auf Anfrage bestätigte, hat der Gemeindevorstand dem Pachtvertrag mit Grabe zugestimmt.

Unter anderem habe sich der Gastronom empfohlen, weil er in der Nähe bereits geschäftlich aktiv ist. Grabe betreibt in Lützelbach ein sogenanntes Bistrorant und in Neunkirchen das traditionsreiche Gasthaus Zum grünen Baum.

Mit dem Kaiserturm wolle er sein Angebot verbreitern, berichtete Nils Grabe. An den drei Standorten solle es jeweils unterschiedliche Angebote geben. Während man im Grünen Baum klassisch einkehren kann, wird es am Kaiserturm nur kleine Speisen geben. So hat das dort auch Tradition. Der einst vom Odenwaldklub erbaute Turm verfügt nur über eine kleine Gaststube und erst recht nicht über eine Gastro-Küche.

Die Turmstube wird zurzeit renoviert und ganz neu gestaltet

Die Turmstube wird von Grabe zurzeit grundlegend modernisiert. Das aus den 70er Jahren stammende Interieur werde entfernt, die Steinmauern wieder freigelegt, berichtete er. Zudem müssen die Installationen erneuert werden. Gerade jetzt in der Sommersaison sei das zeitlich schwieriger zu stemmen. Er hoffe dennoch, noch vor dem Jahresende mit einem Angebot an den Start gehen zu können.

Die erste Etappe soll – wenn möglich noch in diesem Jahr – mit der Installation eines von außen zugänglichen Getränkeautomaten absolviert werden. Dort sollen sich Spaziergänger und Wanderer dann rund um die Uhr mit Getränken versorgen können. Grabe sagte, dies sei am einfachsten umzusetzen. Dabei wird modernste Technik zum Einsatz kommen: Bezahlt wird (nur) mit Karte.

Den Platz rund um den Turm, auf dem es zahlreiche Möglichkeiten zur Rast gibt, habe er schon hergerichtet. Schließlich gehe es auch darum, ein attraktives Ambiente zu schaffen, wo man gerne eine Pause einlege, sagte Nils Grabe.

Die Gaststube soll wieder zugänglich sein, sobald dies möglich ist. Das hänge aber auch davon ab, welche Auflagen er zu erfüllen habe. Bürgermeister Heun hatte bereits in der Gemeindevertretung berichtet, dass die Behörden hier wegen der Neuverpachtung genau hinschauten. Der Vorbesitzer habe unter anderem Wasser in Tanks vorgehalten, was so vermutlich nicht mehr genehmigt werde. Auch gebe es im Turm keine Toiletten, weswegen Chemie-WCs aufgestellt worden seien.

Das Gadernheimer Wahrzeichen ist fast 120 Jahre alt

Nils Grabe ist aber optimistisch, dass die Wiedereröffnung der Gaststube gelingt. Dann soll es dort kleine Speisen geben. Geplant ist auch, Terminals zu installieren, an denen die Kunden ihre Bestellung aufgeben können. Anschließend bekommen sie eine Benachrichtigung, wenn sie ihr Essen in der Turmstube abholen können. Und auch die Aussichtsplattform soll wieder zugänglich sein.

Der Kaiserturm stammt in seiner heutigen Form aus dem Jahr 1907. In zwei Jahren kann also das 120-jährige Bestehen gefeiert werden. Einen Vorgängerbau gab es bereits seit 1888. In diesem Drei-Kaiser-Jahr starb zunächst Wilhelm I., der erste Kaiser des neuen, 17 Jahre zuvor gegründeten Deutschen Reiches. Nur 99 Tage später starb aber auch sein Nachfolger Friedrich III und Wilhelm II. übernahm den Kaisertitel. In Erinnerung an dessen Großvater Wilhelm I. wurden zahlreiche Bauwerke konzipiert, so wie später auch für Reichskanzler Otto von Bismarck.

Ein Banner weist am Turm auf die geplante Wiedereröffnung hin. © Thorsten Matzner

Der vom Odenwaldklub zunächst geschaffene Holzturm hielt allerdings nur 16 Jahre. 1904 wurde er bei einem Sturm zerstört. Der Neubau in Stein war entscheidend dafür, dass das Bauwerk bis heute überdauerte. Ein 1886 aus Metall errichteter Aussichtsturm bei Knoden – zu Ehren des hessischen Großherzogs Ernst-Ludwig-Turm genannt – war in der Unterhaltung so teuer, dass er in den 1920er Jahren abgerissen werden musste.

Zurück auf die Neunkircher Höhe: Beim Angebot am und im Kaiserturm will Nils Grabe den Schwerpunkt – wie schon in Lützelbach und Neunkirchen – auf regionale Produkte legen. So arbeitet er mit einem Metzger aus Lützelbach zusammen, der gerade erst seinen Betrieb deutlich erweitert hat und nun auch selbst schlachtet.

Das Angebot wird sich primär an die Wanderer richten, die in großer Zahl an der Neunkircher Höhe unterwegs sind. Im Unterschied zu anderen touristischen Zielen – etwa dem Felsenmeer – ist hier auch im Winter etwas los. Vor allem, wenn nach Schneefall sich sonnige Tage einstellen. Dann ist die Rodelwiese an der Zufahrt zur Radarstation und zum Kaiserturm bei Neunkirchen dicht belegt, und selbst Langlauf wird dann hier betrieben. Auch das hat Tradition, immerhin gab es in Neunkirchen bis vor wenigen Jahren sogar einen Skilift.

Das Projekt von Nils Grabe ist auf lange Zeit angelegt

Mit der Wiedereröffnung des Kaiserturms geht Nils Grabe nach eigenen Worten ein Langzeitprojekt an. Er kalkuliert zunächst mit zehn Jahren. Schließlich investiere seine Firma Wiesengrabe viel Geld, um die Gastronomie auf dem mit 605 Metern höchsten Berg im hessischen Odenwald wiederzubeleben. Der Turm solle daher deutlich öfter geöffnet sein als bisher.

Langfristig könne er sich auch ganz neue Angebote vorstellen. „Wir müssen daraus mehr machen“, so Grabe.

Positiv vermerkt hat er, dass bereits jetzt das Interesse an seinem Projekt groß ist. Er werde oft auf seine Pläne angesprochen, zum Beispiel, wenn er an und in dem Turm arbeite. Am Kaiserturm weist ein großes Banner mit dem Logo von Wiesengrabe auf die geplante Wiedereröffnung hin.

Auch in Lautertal wird aufmerksam verfolgt, was auf der Neunkircher Höhe rund um das Wahrzeichen von Gadernheim passiert. In der Gemeindevertretung war auf Betreiben des Vorsitzenden Helmut Adam bereits darüber diskutiert worden, wie der Erhalt des Turms sichergestellt werden kann, wenn es dort keinen Pächter mehr gibt.

Redaktion Lokalredakteur Lautertal/Lindenfels

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