Landeskirchliche Gemeinschaft Lautertal

Früherer Muslim schildert in Reichenbach, wie er Christ wurde

Mohammad Leylami berichtete, wie er im Iran begann, die Bibel zu lesen, und deshalb mit seiner Familie nach Deutschland flüchten musste.

Von 
Ferdinand Derigs
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Der Glaube an Gott und das Vertrauen auf Jesus gaben Mohammad Laylami viel Kraft während seiner Flucht, die ihn vom Iran über die Türkei, Griechenland, Mazedonien, Serbien, Ungarn und Österreich nach Deutschland führte. © Thomas Zelinger

Reichenbach. Vor rund zwei Wochen jährte sich der Satz „Wir schaffen das“, den die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel am 31. August 2015 im Rahmen einer Bundespressekonferenz anlässlich der sich zuspitzenden Aufnahme schutzsuchender Menschen aussprach, zum zehnten Mal. Seither wurde und wird kontrovers über das Thema Migration diskutiert.

Einer dieser Menschen, die damals nach Deutschland geflüchtet sind, ist Mohammad Leylami, der seine Heimat, den Iran, Anfang August zusammen mit seiner Ehefrau und seiner damals 13-jährigen Tochter verlassen hatte und am 29. August 2015 am Frankfurter Hauptbahnhof mit ihnen aus einem Zug stieg.

Von dem Hintergrund und den Umständen dieser Flucht sowie seinem dabei bedingungslosen Vertrauen auf Jesus berichtete nun der 55-Jährige, der inzwischen in Heppenheim lebt, jüngst im Rahmen der Vortragsreihe „Man(n) trifft sich“ in der Landeskirchlichen Gemeinschaft (LKG) Lautertal in Reichenbach unter der Überschrift „Wie ich Christ geworden bin - ein Flüchtling berichtet“.

In Heppenheim ließ er sich christlich taufen

Siegfried Reimund, Vorsitzender der LKG, hatte zuvor alle Anwesenden begrüßt und zu einem gemeinsamen Abendessen eingeladen, das von Manuel Ghiabi mit zwei christlichen Liedern – eines in der persischen Landessprache Farsi und eines in Deutsch – umrahmt wurde.

Mohammad Leylami ist 55 Jahre alt, verheirat und hat eine erwachsene Tochter. Er stammt aus dem Iran und ist gebürtiger Muslim. Im August 2015 flüchtete er mit Ehefrau und Tochter über die Türkei, Griechenland, Mazedonien, Serbien, Ungarn und Österreich nach Deutschland.

Der gelernte Automechaniker hat mit seiner Familie nach Aufenthalten in Mannheim, Trier und Gießen seine zweite Heimat inzwischen in Heppenheim an der Bergstraße gefunden. Hier schloss er sich auch der freien evangelischen Mosaic-Gemeinde an und ließ sich christlich taufen. Er arbeitet als Lagerist bei einer großen Bensheimer Firma. In ein bis zwei Monaten hofft er, die deutsche Staatsbürgerschaft zu erhalten.

Nach einer kurzen Vorstellung berichtete Mohammad Leylami, der in eine muslimische Familie hineingeboren wurde, wie ihm schon früh Zweifel an seiner Religionszugehörigkeit zum Islam kamen. „In der Schule musste ich zwangsläufig den Koran lesen, wollte aber schon da lieber selbst entscheiden“, habe er diesen Zwang schon als Kind nicht verstanden. „Die Leute hatten aber Angst, ihre Meinung zu sagen.“ Im Hintergrund spiele nämlich die Angst vor einer gerichtlichen Vorladung eine Rolle, da der schiitisch dominierte Islam (90 bis 95 Prozent der Bevölkerung) Staatsreligion ist. Christen- und Judentum sowie der Zoroastrismus sind dagegen verschwindend kleine Minderheiten.

Leylami verließ mit 18 Jahren sein Elternhaus, heiratete und arbeitete als Automechaniker. Er und seine Ehefrau, die als Buchhalterin in einem Krankenhaus arbeitete, eröffneten als zweites Standbein ein Geschäft mit Dekorationswaren. Dort sei dann eines Tages ein Mann erschienen, der ihm von Jesus und der Bibel erzählt habe. Die Geschichten fand er interessant und der Mann habe ihm zu Weihnachten eine kleine Bibel geschenkt. Er habe dann darin zu lesen begonnen und festgestellt, dass nicht Politik die Bibel bestimme, sondern Liebe.

In 16 Stunden mit einem kleinen Boot bis nach Griechenland

Nach dieser Erkenntnis habe ihn der Mann bald zu einer christlichen Versammlung mitgenommen und er wurde freundlich von diesen christlichen Männern aufgenommen. Nach und nach fasste er nun den Entschluss, zum Christentum überzutreten. Zu einer angestrebten Taufe kam es aber im Iran nicht mehr.

Ein Regierungsmitarbeiter habe bei einer Kontrolle der Einhaltung von Preisvorgaben die Bibel entdeckt und mitgenommen. Über einen Freund, der Zugang zu Gerichtsakten hatte, habe er dann erfahren, was ihm von Gefängnis bis zum Tod als abtrünniger Muslim drohen könnte. So beschloss er – ohne seine Frau und Tochter darüber aufzuklären – über die Türkei auf einer getarnten Urlaubsreise aus dem Iran zu fliehen.

Seine Frau sei aber misstrauisch gewesen, als er beschlossen habe, die Autos und auch die Artikel aus dem Geschäft zu Geld zu machen. Erst recht, als man nur mit je einem Rucksack mit dem Bus auf die zwölfstündige „Urlaubsreise“ gegangen sei. Erst nach der Ankunft in Istanbul habe er seine Familie über die wahren Gründe aufgeklärt. „Wir sind hier wegen einer Bibel. Ich vertraue deshalb auf Jesus, egal was kommt“, habe er ihnen seine Gründe erklärt.

Ziel sei es nun gewesen, in ein Land der Europäischen Union zu gelangen. Mit einem bezahlten Flüchtlingshelfer gelang dies mit insgesamt zwölf Personen auf einer 16-stündigen Überfahrt nach Griechenland auf einem kleinen Boot. „Dabei vertrauten wir als Nichtschwimmer erneut auf Jesus“, so Laylami.

Von der griechischen Insel Liminos gelangten sie mit einem Kleintransporter und dem Zug über Mazedonien und Serbien schließlich Stück für Stück nach Ungarn. Am dortigen Hauptbahnhof in Budapest lagerten bereits rund 1000 Menschen. Aber auch hier gab es eine Fügung: Ein jüdisch-gläubiger Mann nahm sie vorübergehend auf und verpflegte sie zusammen mit noch weiteren Menschen.

Mitglieder der evangelischen Freikirche wurden zur Familie

Zurück am Hauptbahnhof sei man dann auf einen Transport in einem kleinen Lastwagen mit 40 weiteren Flüchtigen gegangen. Den mussten sie schnell in einem Dorf verlassen, als plötzlich Polizei auftauchte. Zusammen mit zwei Afghanen habe man sich in einem Feld verstecken können. Man habe sie wohl deshalb nicht entdeckt, da ihr Versteck in der Nähe einer Kirche gewesen sei, so Leylamis Annahme. Ein Mann auf einem Fahrrad habe ihnen dann den Weg zu einem Bahnhof gezeigt und ihnen auch gezeigt, wie sie Tickets für die Bahnfahrt nach Wien an einem Automaten bekommen konnten.

Als man letztlich am 29. August 2015 mit dem Zug im Frankfurter Hauptbahnhof angekommen sei, sei auch seine Frau endgültig überzeugt gewesen, Christin werden zu wollen. „Jesus hat mir immer geholfen. In der Mosaic-Gemeinde haben wir eine große, neue Familie gefunden. Wir sind dafür dankbar und zufrieden. Jeden Tag, an dem ich die Augen aufmache, danke ich Jesus“, sagte Mohammad Leylami zum Abschluss seines Erlebnisberichts.

Der in diesem Jahr letzte Vortrag der Reihe „Man(n) trifft sich“ beschäftigt sich mit dem Thema „Medien – Gestalter des Lebens“. Dazu wird Christoph Kiess, der Leiter der Öffentlichkeitsarbeit der Liebenzeller Mission, am 12. November um 19.30 Uhr im Gemeinschaftshaus der Landeskirchlichen Gemeinschaft Lautertal erwartet.

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