Elmshausen

Straßensperrung soll Frösche auf dem Weg in ihre Kinderstube schützen

Wegen der Amphibienwanderung wird der Striethweg noch bis zum 15. April in den Nachtstunden gesperrt.

Von 
Jutta Haas
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Viele Froscharten und die auf dem Bild abgebildete Erdkröte sind im Striethteich geboren. Ihr innerer Kompass navigiert sie zur Vermehrung dorthin. © Jutta Haas

Elmshausen. Der Striethweg in Elmshausen wird noch bis zum 15. April in den Nachtstunden wegen der Wanderung der Amphibien gesperrt. Die Kröten und Froscharten nutzen den Striethteich nach ihrem Winterschlaf als Laichgewässer. „Da die Tiere mit dem Einbrechen der Dunkelheit und nachts unterwegs sind ist die Gefahr groß, dass sie bei Verkehr überfahren werden“, erklärt Paul Reil, der sich seit über 35 Jahren um den Schutz der Amphibien in Elmshausen kümmert.

Weibchen trägt Männchen huckepack zum Wasser

„Die Bestände der Tiere nehmen immer weiter ab“, so Reil. „Einen Moorfrosch habe ich seit 25 Jahren hier nicht mehr gesehen, und inzwischen ganz selten mal einen Springfrosch.“ Auch die Anzahl der Grasfrösche und Kröten nimmt bedauerlicherweise ab. „Früher hatten wir mehr als 50 Laichballen von den Grasfröschen“, blickt Paul Reil in den Teich, der die Laichteppiche vergangener Jahre vermissen lässt. „Die Laichschnüre der Kröten, die sich um die Wasserpflanzen rangen, waren auch mal mehr gewesen.“

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Die Hochzeit der Amphibien beginnt je nach Witterung Mitte Februar. Bedingung ist, dass die Temperaturen mehrere Nächte über fünf Grad Celsius liegen und leichter Regen begünstigt das Vorhaben. Von ihren Wohn- und Lebensbereichen können die Amphibien bis zu zwei Kilometer zu dem Teich wandern, in dem sie selbst geboren wurden. Dorthin navigiert sie ihr innerer Kompass, um sich nun selbst zu vermehren.

Männchen und Weibchen machen sich auf den Weg, die Männchen haben dabei noch ein Ziel: ein Weibchen zu finden. „Die Männchen haben an den vorderen Händen vier Finger, Daumen und Zeigefinger haben eine harte und raue Oberfläche“, erklärt Paul Reil an einer Erdkröte. „Das hat die Natur so eingerichtet, dass sich das Männchen an dem gefundenen, zumeist glitschigen Weibchen festklammern kann. So trägt das Weibchen sein Männchen huckepack zum Teich. Das Männchen kann sicher sein, dass dieses Weibchen nun ihm gehört.“

Das Ziel der beiden ist klar: der Striethteich. Und die Hoffnung von allen Beteiligten ist auch klar, nämlich dass die Tiere diesen Weg lebend überstehen und sich noch oft vermehren können. „Amphibien können im Schnitt sechs Jahre alt werden, bei guten Bedingungen bis zu zehn Jahre“, weiß Paul Reil.

Allerdings wissen die Naturschützer auch, dass Krankheiten die Amphibien zunehmend bedrohen. Auch bei Fröschen und Kröten zeugen schwarze Flecken auf der Haut von einem Pilzbefall. Dieser Hautpilzbefall kann für die Tiere tödlich enden. Umso wichtiger ist es daher, sich darum zu kümmern, dass die Tiere für Nachwuchs sorgen können, damit ihre Zukunft gesichert ist. Frösche und Kröten haben ihre Aufgaben für ein ausgeglichenes Ökosystem.

Auch Zucht- und Aquarienfische schwimmen im Striethteich

Doch auch die Kinderstube der Amphibien, der Striethteich, bereitet Paul Reil Sorge. Im Teich leben Zuchtkarpfen, also Kois, die in künstlich angelegte Hausteiche gehören und dort von ihren Besitzern betreut werden. Inzwischen konnten sieben verschiedenfarbige Fische dieser Art im Teich gezählt werden und in diesem Jahr sogar der Aquarienfisch Sonnenbarsch. Dieser Sonnenbarsch kann in freier Wildbahn bis zu 30 Zentimeter groß werden.

Auch eine nordamerikanische Schmuckschildkröte bewohnt den Teich. „Das sind keine Tiere, die in die Natur gehören. Sie richten dort großen Schaden an“, betont Reil. Fische wie die Zuchtkarpfen haben die Laichschnüre und Laichballen der Kröten und Frösche auf ihrem Speisezettel. Auch die auf dem Teich lebenden Hausenten verschmähen den Laich nicht. Ein weiterer kritischer Blick gehört den sauber aufgeräumten Teichrändern. Dort fehlt es an Sträuchern, die mit ins Wasser hängenden Ästen den Laich vor natürlichen Räubern wie anfliegendem Wassergeflügel schützen.

Alles in allem ist die Sperrung des Striethweges in den Nachtstunden von 20 Uhr bis 6 Uhr morgens eine wichtige Maßnahme für den Erhalt der Frösche und Kröten. Ab 19 Uhr ist Paul Reil auf dem 80 Meter langen Weg unterwegs und sammelt die Tiere ein, die die Dunkelheit nicht abwarten können. Ab 20 Uhr schließt er dann die Schranken, um sie morgens wieder zu öffnen. Seit 35 Jahren kontrolliert Paul Reil die Amphibienwanderung, seit 1992 konnte zunächst mit Genehmigung des Kreises Bergstraße und inzwischen mit Genehmigung der Gemeinde Lautertal die Sperrung, die jetzt noch bis zum 15. April dauert, durchgeführt werden.

Freie Autorin

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