Gadernheim. Eine größere und eine kleinere Handdruckspritze, eine Schlauchhaspel, fünf Einreißhaken und sechs Strahlrohre besaß die Gadernheimer Pflichtfeuerwehr in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Ausrüstung der 130 Männer zählenden Mannschaft aus Gadernheim und 20 Männer aus Raidelbach wurde damals als mangelhaft bezeichnet.
Die Verpflichtung der vielen Männer zur Feuerwehr entfiel, als vor 75 Jahren eine Freiwillige Feuerwehr gegründet wurde. Die schwache Geräteausrüstung wurde freilich übernommen.
Am kommenden Wochenende feiert die Feuerwehr nun mit einer zeitgemäßen Ausstattung an Gerätschaften und Fahrzeugen ihr Jubiläum und blickt mit einer Festschrift auf ihre Anfänge und die Entwicklungen in den Jahrzehnten danach.
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Hans Degenhardt war der letzte Feuerwehrhauptmann in der Pflichtfeuerwehr. Er und Bürgermeister Heldmann schrieben dem Landrat, er möge die Hessische Brandversicherungskammer um Zuschüsse bitten, da der Gemeinde selbst die Mittel zur Anschaffung besserer Geräte fehlten. Wenn es gelingen sollte, eine Motorspritze, eine große frei stehende Leiter und weitere Ausrüstungsgegenstände zu bekommen, dann stellten die Herren die Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr in Aussicht.
Mit der Gründung derselben im Juli 1949 übernahm – bis 1962 – Adam Pfeifer die Ämter des Wehrführers und Vereinsvorsitzenden. Hans Degenhardt wurde stellvertretender Feuerwehrkommandant. Nach der feierlichen Vereidigung bekam der Polizeidiener die Aufgabe, diese Information der Bevölkerung mit Hilfe der Ortsschelle mitzuteilen.
Die Motorspritze stand zuerst im Gadernheimer Rathaus
Von der ersten Stunde an dienten 46 Mitglieder freiwillig in Gadernheim und Raidelbach dem Brandschutz. Adam Pfeifer wurde zum Ortsbrandmeister und Georg Pfeifer zum Stellvertreter gewählt.
Als erstes galt die Aufmerksamkeit der Ausrüstung. Nach einer erfolgreichen Haussammlung wurde im Dezember 1949 eine Motorspritze in Empfang genommen. Nun waren an der Lauter zwei Saugstellen einzurichten. Raidelbach bekam seinen Feuerlöschteich.
Die Feuerwehr residierte damals in der Gadernheimer Ortsmitte. Im Rathaus fand die Motorspritze ihren Platz. Eine Schlauchtrocknungsanlage war am Giebel des alten Schulhauses an der Ecke Nibelungenstraße / Raidelbacher Straße angebracht. Auf dem Schulhof wurde geübt und die Schule selbst für Übungszwecke genutzt. Als das zehnjährige Bestehen gefeiert wurde, konnte die Feuerwehr schon auf einige Erfolge zurückblicken.
Fortschreiten der Zeit sorgte für Erweiterungen des Gebäudes
Das nächste große Projekt klopfte zu dieser Zeit schon an: der Bau eines Gerätehauses. Ein Grundstück war seit zehn Jahren im Besitz der Feuerwehr, zum Bau fehlte aber wieder einmal das Geld. Unzählige Anträge, Anfragen und Bitten wurden aber erhört und die Übernahme der Materialkosten zugesagt. Nun konnte in Eigenregie der Mitglieder mit dem Werk begonnen werden. Sehr viele freiwillige Arbeitsstunden und zwei Jahre später wurde im Sommer 1964 das Haus an der Turmstraße eingeweiht. Hier war nun Platz für alle Gerätschaften, und ein Schulungsraum stand zur Verfügung.
Doch die Zeit – und die Anforderungen – schritten voran. 1972 schloss sich die Raidelbacher Feuerwehr der in Gadernheim an. Nach kleineren Umbauten 1975 wurde sieben Jahre später eine Erweiterung des Gerätehauses nötig. 1996 musste das Gebäude saniert werden. Weitere Bauarbeiten zur Vergrößerung des Hauses und zum Einbau sanitärer Anlagen auch für Frauen folgten.
Gründung der Jugendfeuerwehr war ein Meilenstein
Es sollten nicht die letzten Tätigkeiten an dem Haus sein, dessen Nutzung inzwischen von der Brandschutzaufsicht infrage gestellt wird. Gebäude und Fahrzeughalle entsprechen nicht mehr den gesetzlichen Anforderungen. Es wird daher wieder ein Neubau vorbereitet, nach Lage der Dinge mit der Feuerwehr Kolmbach zusammen in dem Lindenfelser Stadtteil.
Ein Meilenstein zur Sicherung des Brandschutzes war die Gründung der Jugendfeuerwehr 1987. Gerhard Meyer und Peter Degenhardt übernahmen die Leitung. Im September 2001 folgte nach vielen Überlegungen die Gründung einer Kinderfeuerwehr. Heike Eckstein wurde als Betreuerin gewonnen. Die Erzieherin Heike Altetiemann verstand es, die jüngsten Gadernheimer für die Feuerwehr zu begeistern.
Wie wichtig die Nachwuchsförderung ist, zeigt sich am Bestand der Einsatzabteilung. Dank der gut ausgebildeten Männer und Frauen können die Einsätze sicher abgearbeitet werden. Seit 1958 rückte die Feuerwehr über 600 Mal aus. Unter anderem gab es 126 Brände, darunter 28 Großbrände und acht Waldbrände. Hinzu kommen 54 Verkehrsunfälle und über 100 Ölspuren. Diese technischen Hilfen haben in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen, wie auch die Einsätze nach Unwetterschäden.
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