Reichenbach. Während viele Menschen ihrer Arbeit oder ihren Freizeitvergnügen nachgehen, gibt es andere Mitmenschen, die sich darum kümmern, dass Ersteren, falls sie in eine Notlage geraten, geholfen wird. Dazu gehören unter anderem die Freiwilligen Feuerwehren, die Tag und Nacht bereit sind, Hilfe zu leisten. So auch die Freiwillige Feuerwehr in Reichenbach. Bei ihr sind seit Jahren die Einsätze im Felsenmeer ein Dauerthema. Im Sommer vergeht kaum ein Wochenende, an dem die Reichenbacher Wehr nicht zum Felsenmeer beordert wird. Naturgemäß häufen sich die Alarmierungen an den Wochenenden, da an diesen Tagen das beliebte Touristenziel besonders stark frequentiert wird.
Durch unwegsames Gelände ist der Einsatz besonders aufwendig
Am Feiertag Fronleichnam zum Beispiel mussten die Reichenbacher Feuerwehrleute gleich zweimal innerhalb von gut zwei Stunden ins Felsenmeer ausrücken. Beim ersten Einsatz galt es, eine verletzte Person erst einmal zu versorgen und dann dem Rettungsdienst zu übergeben. Auch beim zweiten Einsatz konnte die verletzte Person nach Erstversorgung mit Unterstützung der Einsatzkräfte selbst zum Rettungswagen gehen. Die meisten Alarmierungen gingen, so Reichenbachs Wehrführer Peter Karn, von den Rettungspunkten 2 und 3 aus. Hier sei das Bergen von Personen wegen des Geländes besonders aufwendig.
Recht dramatisch begann das Jahr 2025 für die Reichenbacher Rettungskräfte. Bereits in den ersten Minuten des neuen Jahres wurde die Wehr zu einem vermeintlichen Brand am Waldgasthaus Borstein gerufen, als sie der Alarm wegen eines Garagenbrandes am Kernberg in Reichenbach erreichte. Dort gab es einen Vollbrand einer Garage mit darin abgestelltem Fahrzeug. Dieser Brand wurde zunächst mit Unterstützung der Elmshäuser Wehr bekämpft. Da das Feuer auf den Dachstuhl des Wohnhauses übergegriffen hatte, wurden zusätzlich das Drehleiterfahrzeug sowie ein Tanklöschfahrzeug der Bensheimer Wehr angefordert. Reichenbachs Wehr war mit sechs Fahrzeugen vor Ort. Elmshausen war mit drei und Bensheim mit vier Fahrzeugen angerückt. Dieser sehr aufwendige Einsatz dauerte bis in den frühen Morgen. Selbst da mussten wieder aufflammende Glutnester noch abgelöscht werden. Mit Getränken und Speisen verpflegt wurden die Einsatzkräfte von den Anwohnern am Kernberg und der Metzgerei Schäfer, wofür die Wehrleute sehr dankbar waren.
Nachdem am 22. Februar ein Kleinbrand „Im alten Rod“ (Bor-stein) schnell gelöscht werden konnte, begann am 23. Februar bereits die „Felsenmeer-Saison“ für Reichenbachs Wehr. Eine verletzte Person musste im Bereich des Rettungspunktes 5 erstversorgt und mittels Schleifkorbtrage zum Rettungswagen transportiert werden.
Drei Tage später galt es, eine Person nach einem Verkehrsunfall am Fußgängerüberweg im Unterdorf aus dem Fahrzeug zu bergen und dem Rettungsdienst zu übergeben. Ferner musste die Einsatzstelle abgesichert und beleuchtet werden. Ausgelaufene Betriebsstoffe wurden abgestreut und das Unfallfahrzeug von der Fahrbahn entfernt, um die Straße wieder für den Verkehr freigeben zu können.
Rettungspunkt nicht immer über befahrbaren Weg erreichbar
Am 3. März kam erneut die Schleifkorbtrage im Felsenmeer zur Bergung und Übergabe einer verletzten Person an den Rettungsdienst zum Einsatz. Bereits am 4. April waren die Reichenbacher Feuerwehrleute wieder im Felsenmeer unterwegs, um eine verletze Person an den Rettungsdienst zu übergeben. Am selben Tag noch wurde die Wehr zusammen mit den Kollegen aus Beedenkirchen zu einem Heckenbrand beordert. Hier half die Wärmebildkamera aus Reichenbach, verbliebene Glutnester ausfindig zu machen.
Wieder an einem Feiertag, dem 1.Mai, wurde die Reichenbacher Feuerwehr zu einer „geschlossenen Extremitätenverletzung“ ins Felsenmeer gerufen. Da der Rettungspunkt 2 nicht direkt über einen befahrbaren Weg zu erreichen ist, wurde wegen des erhöhten Personalbedarfs zusätzlich die Feuerwehr Elmshausen mit einem Fahrzeug alarmiert. Während der Rettungswagen an die Übernahmestelle dirigiert wurde, konnte die verletzte Person mit der Schleifkorbtrage zum Fahrzeug gebracht werden.
Nach dem bereits erwähnten doppelten Einsatz im Felsenmeer an Fronleichnam musste Anfang Juli spätabends eine vermisste Person gesucht werden, was glücklicherweise schnell gelang. Im Juli traf man sich vier Mal zur Bergung verletzter Personen in dem Granitblockstrom.
Am 26. Juli wurde die Wehr zu einem vermeintlichen Absturz eines Gleitschirmfliegers alarmiert (wir berichteten). Hierbei wurden die Reichenbacher Einsatzkräfte bei einsetzender Dunkelheit zur Unterstützung bei der Suche von der Polizei angefordert. Zusätzlich kam ein Polizeihubschrauber mit Scheinwerfer und Wärmebildkamera zum Einsatz, der jedoch niemanden finden konnte, sodass der Einsatz abgebrochen wurde.
Am ersten Sonntag im August war erneut das Felsenmeer Ziel eines Einsatzes der Wehr. Ebenso wenige Stunden vor der Nachtwache beim Grillfest der Reichenbacher Vogelschützer eine Woche später.
Zeitgleich mit der Absicherung des Kerwezuges in Elmshausen wurde Reichenbachs Wehr zu einem Einsatz im Felsenmeer alarmiert, zu dem auch ein Notarzt angefordert werden müsste. Zur personellen Verstärkung und wegen der Situation zwischen den Rettungspunkten 2 und 3 wurde noch die Wehr in Beedenkirchen alarmiert. Die verletzte Person konnte mit der Schleifkorbtrage zum Rettungswagen transportiert werden.
Zwei Tage später ergab sich das gleiche Szenario am Kiosk an der Riesensäule mit Einsatz der Trage bis zur Übergabe an den Rettungswagen. Auch hier musste aufgrund der Verletzung der Notarzt mitalarmiert werden.
Zum Einsatz bei einem Wasserrohrbruch am 12. August im Brandauer Klinger hatte es die Wehr nicht weit vom Gerätehaus in derselben Straße.
Fehleinschätzung der eigenen Kondition ist manchmal Ursache
Wie Wehrführer Peter Karn noch berichtete, seien die Einsätze im Felsenmeer sehr personalintensiv. Meist würden zwölf bis 18 Personen benötigt. Über negative Verhaltensweisen der Besucher des Felsenmeeres konnte Karn sich nicht beklagen. Die betroffenen Personen bedankten sich meistens für die geleistete Hilfe, manche schickten sogar nach ihrer Genesung Dankeskarten an die Wehr. Der Wehrführer erklärt so manchen Einsatz mit Fehleinschätzung der Felsenmeerbesucher, was ihre Kondition anbelange.
Bei zunehmender Ermüdung nehme die Konzentration ab. Mit der Übergabe der verletzten Personen an den Rettungsdienst sei der jeweilige Einsatz nicht beendet. Zurück im Gerätehaus müsse die Einsatzbereitschaft der Fahrzeuge wiederhergestellt und die persönliche Einsatzkleidung gereinigt werden. So werde bei jedem Einsatz viel Freizeit von den Feuerwehrleuten für die Allgemeinheit geopfert.
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