Lautertal. Unter dem Motto „Kirche mal anders“ hatten die Lautertaler evangelischen Kirchengemeinden sich zum 50-jährigen Bestehen der Gemeinde Lautertal etwas Besonderes einfallen lassen. In der Lautertaler Nacht der evangelischen Kirchen zeigten sich die altehrwürdigen Gebäude von ihrer schönsten Seite. Dazu gab es drei Stunden lang in jeder Kirche Angebote.
Viele Lautertaler nutzten den Termin für eine Rundreise durch die Gemeinde, um auch einmal einen Blick in eine Kirche zu werfen, in der sie zuvor noch nicht gewesen waren. „Ich wusste nicht, dass die Kirche von innen so schön ist“, bewunderte eine Gadernheimerin die Kirche in Beedenkirchen. Andere standen in Gadernheim am Jarnacplatz und fragten nach dem Weg zur Kirche.
„Ich habe heute mehrere Besucher gesehen, die ich noch gar nicht kannte“, berichtete auch Pfarrer Jan Scheunemann in Reichenbach. „Wir wollen heute Abend unsere Vielfalt und unsere Ergänzungen aufzeigen“, sagte Scheunemann nach einem Gottesdienst zum Auftakt.
Die drei Kirchen in Lautertal waren ganz besonders beleuchtet. Eine warme Atmosphäre empfing die Besucher. In Gadernheim hatte Stephan Straub die Kirche in Szene gesetzt. Innenwände und Decke wurden in warmen Farben angestrahlt. Feuerschalen und viele Kerzen trugen zu dem Flair bei. Empfangen wurden die Besucher mit Sekt und Häppchen.
Schiller und Ehrhardt
Pfarrerin Marion Mühlmeier freute sich darüber, zuhören zu dürfen, denn Thomas Böhm vom Kirchenvorstand gestaltete das Programm mit Geschichten und Gedichten in seiner bekannt humorigen Art. Heinz Jürgen Winkler sorgte für den musikalischen Rahmen an der restaurierten Orgel und einem E-Piano. Er ließ auch wieder einmal das alte Harmonium erklingen.
Im Namen des Kirchenvorstandes hieß Thomas Böhm die zahlreichen Gäste willkommen. Mit zwei Gedichten von Joachim Ringelnatz starte er in das Programm. Es folgte der „Handschuh“ von Friedrich Schiller und „Der Hexenmeister“ von Wolfgang Goethe. Der „Herr von Ribbeck“ und die „Tells’sche Apfelszene“ – diesmal von Heinz Ehrhardt – schlossen sich an. Zum Abschluss sprach Pfarrerin Marion Mühlmeier den Segen.
Viele der Besucher in Gadernheim trafen sich bald darauf in Beedenkirchen wieder. Dort gab es eine völlig andere Atmosphäre. Kerzen in Gläsern säumten den Weg hinauf in die spätgotische Kirche. Das Bauwerk war durch Kerzenlicht und eine kleine Illumination in warmen Farben erleuchtet. David Schellhaas hatte dies vorbereitet. Die Orgel erstrahlte in Blau, die Empore war in ein rosa-lila Licht gehüllt, das in den Raum hinein strahlte. Der Altar war mit Tüchern in passenden Farben und mit zahlreichen Kerzen geschmückt. Die evangelische Kindertagesstätte in Lautern hatte dazu ihren Fundus zur Verfügung gestellt, der Gottesdienstausschuss hatte sich um die Vorbereitungen gekümmert.
Keltischer Gottesdienst
In der Kirche erlebten die Besucher völlige Ruhe und meditative Stimmung. Dazu gab es Taizè-Gebete und Gesänge. Katharina Altenrath, Kirsten Schellhaas, Ellen Bergoint und Christine Boss-Engelbrecht trugen sie an diesem Abend mehrfach vor. Mit einer Flöte stimmte Ellen Bergoint die Besucher auf Lieder wie „Laudate omnes gentes“ und „Don nobis pacem“ sowie das „Kyrie eleison“ ein.
Einen Ort der Mystik bildete dagegen der Raum der evangelischen Kirche in Reichenbach. Tobias Rohatsch war hier am Werk. Der Gestalter der weithin bekannten Veranstaltung „Felsenmeer in Flammen“, wusste nicht nur das Kirchenschiff in Szene zu setzen. Schon auf dem Weg zur Kirche fiel die Beleuchtung der äußeren Kirchenwände auf, die weit geöffnete Tür lenkte den Blick in das Innere. Dass es auf dem Vorplatz Crêpes und Glühwein gab, war damit fast nebensächlich. Rosa-lila und türkis-grüne Farben machten neugierig auf das, was sich innen abspielte.
Pfarrer Jan Scheunemann hatte einen Gottesdienst nach dem Stil der Iona-Kommunität Schottland vorbereitet. Diese Gemeinschaft lebt auf der schottischen Insel Iona. Ihr Bekenntnis in der Religion besteht in der Mitverantwortung für Umwelt und Gesellschaft. Im Gottesdienst dieser keltisch geprägten Form des Christentums spricht nicht nur der Pfarrer, die ganze Gemeinde antwortet ihm. Mit dem irischen Segenslied „Möge die Straße“, begleitet an der Gitarre gespielt von Jan Scheunemann endete der Gottesdienst.
Der Gottesdienst bildete in Reichenbach den Abschluss des Programms. Zu Beginn waren Kinder und Erwachsene zu einem Spiel eingeladen. Hierbei bekamen die Kinder die Möglichkeit, die Kirche zu entdecken. Bei einem Suchspiel konnten sie Gummibärchen gewinnen. Die Erwachsenen waren zu einer Reflektion eingeladen unter dem Motto „Erkunde dich und deine Kirche“.
In Reichenbach hatten der Kirchenvorstand und das Jugendteam das Programm vorbereitet. Zum Abschluss standen die Besucher noch lange auf dem Platz vor der Kirche bei Glühwein und Crêpes zusammen.
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