Lautern. In Lautern aufgewachsen lebte er zwar bis zu seinem 20. Lebensjahr im Lautertal, aber es war nicht das Felsenmeer, das ihn mit dem Bergsteiger-Gen infizierte. Seit dem vergangenen Juli kann sich der heute 26-jährige Erik Heldmann zu den Bergsteigern zählen, die alle 82 in den Alpen liegenden Viertausender bestiegen haben. Er hat das in den vergangenen sechs Jahren geschafft, nachdem er 2017 mit dem 4160 Meter hohen Breithorn in den Walliser Alpen seinen ersten Viertausender bestiegen hatte.
Zu Beginn seiner alpinen Leidenschaft hatte Heldmann gar nicht dieses Ziel. Dieser Herausforderung stellte er sich erst im Sommer 2021, als er mit dem Aletschhorn den letzten der in den Schweizer Alpen liegenden Viertausender bestiegen hatte. Denn 48 der insgesamt 82 Viertausender hatte Heldmann damit bereits in der Tasche. Mit der Erkenntnis, dass gar nicht mehr so viele Gipfel fehlen, setzte er sich damals das nächste Ziel.
Eine Bergtour stand am Anfang
Erik Heldmann vergleicht das mit der Leidenschaft eines Marathonläufers, der sich auch immer einer neuen Herausforderung stellt. Auch bei ihm hatte es eher klein mit einer Bergwanderung angefangen. In jungen Jahren beim Familienurlaub in Vorarlberg hatte der Vermieter der Ferienwohnung Heldmann zu einer Bergtour mitgenommen, und das hatte ihm Spaß gemacht. Es folgten weitere Urlaube in den Bergen, erste Versuche in der Bensheimer Kletterhalle, und mit 15 Jahren nahm sich Heldmann vor neun Jahren die 2600 Meter hohe Lobspitze als den ersten größeren Berg vor. Fortan verbrachte er seine Freizeit hauptsächlich auf und an den Viertausendern der Alpen.
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Die letzten vier verbliebenen Gipfel hat Heldmann alle in diesem Jahr bewältigt, denn je nach Wetterlage ist eine Besteigung in eins bis zwei Tagen möglich. Der Pico Luigi Amadeo auf der italienischen Seite des Mont Blancs war aber nicht nur der letzte Gipfel des Projektes, es war auch der erste Gipfel, den Heldmann mit seinen Kletterpartnern Matt Groom und David Deichmann erst nach drei Tagen bewältigen konnte, denn die Tour war mit viel Schnee verbunden.
Die Eiger-Nordwand lockt
Als schwierigster Aufstieg ist Erik Heldmann aber der Peutéry-Grat in Erinnerung geblieben, der als längster Grat der Alpen auf das Dach Europas gilt. Hier war Heldmann wieder mit seinem Kletterfreund David Deichmann aus Darmstadt sowie dem Österreicher David Wittwer unterwegs. Es war eine lange, anspruchsvolle und einsame Tour auf den höchsten Punkt der Alpen, denn sie wird wegen der unstabilen Wetterlage nur selten gemacht. Um so bewegender war für die Drei das Erreichen des Gipfels.
Heldmann hat alle seine Viertausender-Besteigungen ohne Unfall oder Verletzungen überstanden. Allerdings hatte er im vergangenen Jahr am Mont Blancs mit seinem Kameraden einen abgestürzten Bergsteiger gefunden, Erste Hilfe geleistet und ihn betreut, bis nach über zwei Stunden die Bergrettung eintraf.
Seine Leidenschaft für die Berge hat Erik Heldmann auch zum Beruf gemacht. Er ist professioneller Routenbauer und richtet deutschlandweit in den Kletterhallen die regelmäßig geänderten Klettertouren ein, die auch die Basis für Wettbewerbe und Meisterschaften sind. Das heißt, er nimmt das Klettertraining schon ganz automatisch bei der Arbeit mit.
Denn eine überdurchschnittliche körperliche Fitness ist mit der richtigen Ausrüstung Voraussetzung für den Erfolg in der Bergwelt. Allerdings hat Heldmann auch den Eindruck, dass Bergsteigen, insbesondere in der Corona-Pandemie, sehr populär geworden ist – „auch für Menschen, die es besser lassen sollten“.
Auch die klimatisch bedingten Veränderungen, die unübersehbar sind, sollten nicht missachtet werden. „Der Permafrost nimmt ab, die Gletscher gehen zurück und der Steinschlag nimmt zu“, sind nach Feststellung von Heldmann einige Touren nicht mehr so möglich wie früher. Dennoch hält ihn die alpine Bergwelt nach wie vor in ihrem Bann und weckte schon die nächste Herausforderung. So stehen nun die sechs großen Nordwände, beispielsweise die Eiger-Nordwand und das Matterhorn, auf der To-do-Liste.
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