Die Serie von Rekordjahren für die Gemeinde Lautertal hat sich 2022 fortgesetzt. Im Herbst wurde bekannt, dass die Kommune 2021 wieder einen noch nie da gewesenen Überschuss in ihren laufenden Tätigkeiten zu verzeichnen hatte: Fast 1,3 Millionen Euro wurde mehr eingenommen als ausgegeben. Grund sind nach Angaben von Bürgermeister Andreas Heun die hohen Steuereinnahmen.
Heun verband seine frohe Botschaft aber mit einer Warnung: Die Gemeinde werde das Geld in den kommenden Jahren gut gebrauchen – auch die rund zwei Millionen Euro, die sie derzeit auf der hohen Kante liegen hat. Denn die Steuereinnahmen werden sinken, vermutet der Verwaltungschef. Die Wirtschaft wird infolge der Corona-Pandemie und des Ukraine-Kriegs schwächer werden, was sich direkt auf die Kassen der öffentlichen Hand auswirken wird.
Viele Baustellen sind offen
Heun sieht generell die Kommunen als mit Einnahmen zu schwach ausgestattet angesichts der Vielzahl von Aufgaben, zu denen ständig neue hinzukommen. Da er die Lautertaler Finanzkrise in den Jahren nach 2010 auch auf die globale Wirtschaftskrise ab 2008 zurückführt, hat er allen Grund, zur Vorsicht zu raten. Denn andererseits hat die Gemeinde auch einiges zu erledigen.
So wurde unter Heuns Vorgänger Jürgen Kaltwasser zwar immer wieder in die Trinkwasserversorgung investiert, aber offensichtlich nicht genug, wie sich ab 2015 zeigte, als eine Wasserkommission die Missstände zusammentrug und ein millionenschweres Investitionsprogramm die Folge war. Es ist noch immer nicht vollständig abgearbeitet – auch weil es inzwischen schwierig ist, die Aufträge an den Mann zu bringen.
Hinzu kommen die Gemeindestraßen, die in der Regel nicht saniert wurden. Punktuelle Erneuerungen gab es aus Kostengründen vorwiegend dort, wo Versorger ihre Kabel flicken oder neu verlegen mussten. Die Anlieger sollten möglichst nicht mit Gebühren belastet werden. Die Bürger protestieren gegen diese Politik nicht. Vielmehr stellte sich so manche Buckelpiste als durchaus noch in Ordnung heraus, sobald die Anlieger erfahren hatten, was sie eine Sanierung kosten würde.
Bei der Kinderbetreuung ist geplant, an der Lautertalhalle einen neuen und großen Kindergarten zu errichten. Nach den ersten Überlegungen wäre dort für neun Gruppen Platz – das entspräche fast dem gesamten bisherigen Kontingent in der Gemeinde zusammengenommen. So groß soll der Kindergarten aber zunächst nicht werden. Wobei die bisherige Planung schon wieder veraltet ist, bevor auch nur klar ist, ob überhaupt gebaut werden darf.
Denn die Gemeinde hat bisher nicht nur kein grünes Licht für die Nutzung der bisherigen Wiese am Ortsrand. Sondern es steht auch schon fest, dass das Vorhaben, die Kindergärten in Lautern und Reichenbach anschließend aufzugeben, nicht möglich ist. Denn der neue Kindergarten kann die Kinder aus den beiden Einrichtungen nicht alle aufnehmen.
Alles wird teurer
Das wirkt sich direkt auf die Finanzierung aus, denn zunächst hat die Gemeinde damit rechnen dürfen, die Grundstücke der beiden alten Kindergärten als Bauland loszuschlagen. Und sie war davon ausgegangen, mit dem Neubau um eine Sanierung der alten Gebäude herumzukommen. Zusätzlich wird man davon ausgehen müssen, dass die ursprünglich genannte Bausumme von rund sieben Millionen Euro für den neuen Kindergarten in Elmshausen nicht mehr passt. Wenn das Statistische Bundesamt von einer Preissteigerung von über 15 Prozent im Jahr ausgeht, dann wird der Preis eher bei zehn Millionen liegen, wenn gebaut werden kann. Bisher ist der Zeitpunkt für den ersten Spatenstich aber noch gar nicht absehbar.
Ebenfalls auf der Agenda steht ein neues Feuerwehrhaus für Gadernheim. Auch hier spricht zumindest die SPD von einem „Millionenprojekt“. In Lautern würde auch ein neues Feuerwehrhaus gebraucht, wie eine im November ausgebrochene Debatte um die Zukunft der Feuerwehr deutlich gemacht hat. Im Zusammenhang damit sind weitere Investitionen in den Katastrophenschutz absehbar. Hinzu kommen weniger lebenswichtige, aber politisch gewünschte Projekte wie der Neubau der Brücke im Felsenmeer und der Bau der neuen Hütte am Striethteich in Elmshausen. tm
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