Bauausschuss

Ein neuer Anlauf auf dem Destag-Gelände in Reichenbach

Bei der geplanten Neugestaltung des Destag-Geländes in Reichenbach gibt es Fortschritte. Nachdem sich die Gemeinde und der Investor nicht einigen konnten, liegt nun ein neuer Vorschlag zum Vorgehen auf dem Tisch. Bis Ende nächsten Jahres müssen die Pläne fertig sein

Von 
Thorsten Matzner
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Die Gemeinde Lautertal plant einen neuen Anlauf zur Neuordnung des Destag-Geländes in Reichenbach. © CDU

Reichenbach. Bei der geplanten Neugestaltung des Destag-Geländes in Reichenbach gibt es Fortschritte. Nachdem sich die Gemeinde und der Investor in der Vergangenheit nicht auf eine Planung einigen konnten, liegt nun ein neuer Vorschlag zum Vorgehen auf dem Tisch. Planer Michael Schweiger erläuterte die Details im Bauausschuss.

Der verständige sich anschließend darauf, dass die weitere Planung von der Gemeinde und nicht vom Investor übernommen werden soll. Bezahlen soll sie gleichwohl der Eigentümer der Flächen. Damit will die Gemeinde aber stärker die Kontrolle behalten.

Zurzeit passiert auf dem Gelände nichts, das liegt an der vor einem Jahr von der Gemeindevertretung beschlossenen Veränderungssperre. Die läuft im November 2023 aus, und bis dahin sollen Nägel mit Köpfen gemacht sein. Frank Maus (Grüne) erinnerte im Ausschuss daran, dass das erste Bebauungsplan-Verfahren „vor die Wand gefahren“ worden sei. Der Investor und sein Planer hätten „Beschlüsse der gemeindlichen Gremien permanent missachtet“.

Maus bezog sich dabei unter anderem auf den Erhalt des Europaplatzes und die Offenlegung des Vorbachs. Beides wird es allerdings auch mit dem neuen Anlauf nicht geben – zumindest nicht im gewünschten Umfang, wie aus den Ausführungen von Michael Schweiger hervorging.

Der empfahl der Gemeinde ganz grundsätzlich, von der bisherigen Strategie einer allumfassenden Planung abzurücken. Bisher wurde das gesamte Gebiet zwischen Nibelungenstraße und Hohensteiner Straße sowie zwischen dem Supermarkt und der Steinaue von den Planungen erfasst. Das sei aber auch aus Kostengründen nicht sinnvoll, so Schweiger. Denn die Planungskosten bemäßen sich an der Fläche, die erfasst werde.

Plangebiet wird verkleinert

Das Gelände des Supermarktes einzubeziehen, sei sinnlos, solange der Betreiber dort nichts verändern wolle. Das Gleiche gelte für den Besitz der Destag. Da allerdings soll die Gemeinde Kontakt mit der Firma aufnehmen, um sich über deren Pläne zu informieren. Die Destag plane eine Umstellung ihres Geschäftsbetriebs hin zu mehr Leistungen für die Bauwirtschaft. Damit seien auch Umbauten verbunden.

Möglicherweise sei es sinnvoll, das eigentliche Destag-Gelände in einer Planung zu erfassen. Dabei geht es für die Gemeinde vor allem um den Streifen entlang der Hohensteiner Straße. Dort seien zurzeit keine Veränderungen vorgesehen. Es sei aber möglich, dass das Gelände später für eine Wohnbebauung zur Verfügung stehe. Dann müsse die Gemeinde sicherstellen, dass ihre Wünsche hier berücksichtigt werden, sagte Schweiger.

Frank Maus erinnerte daran, dass die Anwohner der Hohensteiner Straße bereits klar formuliert hätten, wie sie sich ihre Nachbarschaft vorstellen würden, falls dort einmal Wohnhäuser entstehen sollen. Eine solche Planung würde aber in einem zweiten Schritt erfolgen. Zunächst sollen die Flächen in einem Bebauungsplan zusammengefasst werden, die dem Investor – einer Firma mit Sitz in Dresden – gehören. Einbezogen werden sollen die Grundstücke der Avantgarde Acoustics. Der Lautsprecher-Hersteller nutzt nicht nur den einstigen neuen Destag-Verwaltungssitz an der Ecke Nibelungenstraße / Steinaue, sondern auch ein Gebäude hinter den Destag-Werkhallen.

Hier muss vorrangig die Zufahrt geregelt werden. Die frühere Gemeindestraße, die von der Destag aufgekauft und durch die heutige Straße Auf der Steinaue ersetzt wurde, gehört dem Investor. Hier ist die große Frage, ob sie eine Privatstraße bleibt oder wieder öffentlich gemacht wird. Letzteres könnte wegen der Aussicht auf weitere Bauplätze an der Hohensteiner Straße sinnvoll sein, wie Tobias Pöselt (SPD) anmerkte. Zumindest an der Einmündung in die Nibelungenstraße soll die Gemeinde ein Stück übergeben bekommen, damit die Zufahrt zu dem Supermarkt klar geregelt ist. Auch dessen Kunden fahren nämlich zurzeit über ein eigentlich privates Grundstück.

Dem Investor gehört hauptsächlich der große Geländestreifen zwischen der Destag-Villa und der Steinaue sowie der Hohensteiner Straße. Die Ideen für die künftige Nutzung sind grundsätzlich nicht neu.

Ein neuer Europaplatz

Zur Steinaue hin sollen fünf Grundstücke mit Wohnhäusern bebaut werden. Das sei unproblematisch, befand Michael Schweiger. Abgesehen von der Veränderungssperre stehe dem auch ohne einen Bebauungsplan nichts entgegen, weil es sich um einen Lückenschluss handele. Hier sind zurzeit Einzelhäuser vorgesehen, Schweiger kann sich aber auch kleinere Mehrfamilienhäuser mit bis zu je vier Wohnungen vorstellen. Zwei der Grundstücke gehören bereits nichts mehr dem Investor, sondern wurden als Bauplätze verkauft.

Nicht Thema im Ausschuss war der Europaplatz, der nicht im Plangebiet liegt und ebenfalls bebaut werden soll. Darüber gab es keine Diskussionen mehr. Als Ersatz soll hinter den Wohnhäusern an der Steinaue eine neue Grünfläche entstehen. Sie wird über einen öffentlichen Verbindungsweg zu der ehemaligen Gemeindestraße erreichbar sein. Und hier soll auch der Vorbach wieder sprudeln.

Dessen Offenlegung auf der gesamten Länge hält Michael Schweiger für kaum machbar. Ein Teilstück verlaufe unter einem Gebäude und müsste verlegt werden. Weitere Teilstücke durchschnitten Grundstücke so, dass bei einer Offenlegung deren Bebauung kaum möglich wäre. Schweiger wies auch darauf hin, dass der Bach teilweise weit unter der Oberfläche verlaufe. Werde er geöffnet, entstehe entweder ein tiefer Graben oder es müsse viel angrenzende Fläche einbezogen werden, um eine Böschung herzustellen.

Die Grünfläche könnte ein Mehrgenerationenplatz werden mit Freizeitangeboten. Das würde zu dem anschließenden Bauwerk passen: In Richtung Destag soll der Geländestreifen mit einer riegelartigen, maximal dreigeschossigen Bebauung abgeschlossen werden, in der seniorengerechtes Wohnen möglich sein soll. Der Riegel soll gleichzeitig die Umgebung vor dem Betriebslärm der Destag abschirmen.

Weitere Flächen des Investors liegen hinter dem Supermarkt und am Weißen Berg, der Abraumhalde des Kupferbergwerks an der Hohensteiner Straße. Hier ist eine Nutzung als Bauland wegen der Topographie nicht möglich. Michael Schweiger empfahl, diese Flächen für Ausgleichsmaßnahmen vorzuhalten. Die Grundstücke zwischen der Nibelungenstraße und der Lauter in Höhe des Supermarkts sollen nicht von der Planung erfasst werden. Hier sei nach Paragraf 34 Baugesetzbuch eine Neubebauung möglich, die sich aber am Bestand in der Nachbarschaft orientieren müsste. Nach dem Abriss früherer Häuser befindet sich hier ein Lagerplatz.

Redaktion Lokalredakteur Lautertal/Lindenfels

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