Sebastian Philipp
Lindenfels. Inzwischen trägt er eine Schleife um den voluminösen Körper, wird liebevoll als das größte Oster-Ei der Welt bezeichnet und soll jetzt sogar ins Guinness-Buch der Rekorde.
Wie Bürgermeister Oliver Hoeppner gestern im Gespräch mit dem Bergsträßer Anzeiger erklärte, könnte der Ende November vom Hang der Burg in den Kurgarten gerollte 80 Tonnen schwere Granit-Felsen Lindenfels vielleicht noch ein Stückchen bekannter machen.
Zwar ist völlig offen, ob der Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde wirklich möglich ist, aber um eine Aufnahme in den "Höher, schneller, weiter"-Zirkel will sich die Stadt auf jeden Fall bewerben.
Glück im Unglück
Dabei darf man sich nichts vormachen. Was schon heute als Publikumsmagnet für Touristen eine zusätzliche Sehenswürdigkeit der "Perle des Odenwalds" ist, hätte schnell zu einer Katastrophe führen können. Hätte es am Mittwochmorgen des 25. November nicht kräftig geregnet und wären stattdessen Einheimische oder Gäste unterhalb der Burg unterwegs gewesen, die Konsequenzen dieses Steinschlags will man sich kaum ausmalen.
Um das Thema "Sicherheit" ging es auch am Montag in einem Vor-Ort-Gespräch von Vertretern des Landes (Eigentümer der Burganlage), des Bistums Mainz und der Stadt. Denn geklärt werden muss nicht nur, wer die Kosten dafür trägt, dass der Stein auf seinem Weg in den Kurgarten zwei Mauern und einen Weg beschädigt hat. Fast noch wichtiger: Wer trägt die Verantwortung für die Sicherung der noch am Hang liegenden Felsen, deren feste Lage derzeit niemand garantieren möchte.
Sorge vor weiterem Steinschlag
"Grundsätzlich gibt es die Sorge, dass sich weitere Felsen lösen könnten", bezog sich Hoeppner auf zwei durch das Land Hessen erstellte Gutachten.
Zwar hat sich mit dem Solitär, der für die ganze Aufregung sorgte, auch gleich einer der größten Brocken vom Hang der Burg gelöst, aber auch die kleineren würden sich - wenn sie erst einmal ins Rollen kommen - kaum noch stoppen lassen.
Ein entsprechend hoher und massiver Zaun wurde mit Rücksichtnahme auf die Optik verworfen, stattdessen sollen Drahtnetze die potenziell gefährlichen Steine an Ort und Stelle halten.
Diese Netze werden nicht etwa als Fangnetze aufgestellt, sondern direkt über die betroffenen Felsen gelegt und fest im Boden verankert.
Die Gesamtmaßnahme wird nach derzeitiger Kostenkalkulation etwa 89 000 Euro kosten. Die Möglichkeit, lose Steine vom Hang der Burg abzufahren, wurde verworfen, da die Rechnung dafür deutlich über diesem Ansatz liegen würde.
Der Stadt Lindenfels bleiben diese Kosten allerdings erspart, haben sich das Land Hessen und das Bistum Mainz nach Angaben von Hoeppner am Montag nämlich darauf geeinigt, die Sicherung der Steine auf ihrem jeweiligen Grund und Boden finanziell zu übernehmen. "Der abgerutschte Stein lag wohl zum Großteil auf dem Gelände der Kirche", sagt Hoeppner. Die Kosten für die Wiederherstellung der Mauern und des Weges, den der Stein kreuzte, sollen dennoch erst zu einem späteren Zeitpunkt diskutiert werden. "Wichtig ist, dass der derzeit gesperrte Weg zur Burg bald wieder frei ist." Hoeppner war sichtlich froh, dass das Gespräch am Montagnachmittag äußerst konstruktiv verlief und die Auffahrt zur Burg rechtzeitig zur Vorbereitung des Mittelalterlichen Spektakulums am 8. und 9. Mai wieder freigegeben werden kann.
Denn es gibt zwar noch andere Zugänge zur Burg, doch um dieses Event zu realisieren, bedarf es einer vernünftigen Zufahrt zu dem alten Gemäuer.
"Die Firma, die die Netze anbringt, steht quer bei Fuß", beschwichtigte Hoeppner, dass von dieser Seite keine Verzögerung zu erwarten sei.
Das "Ei" bleibt, wo es ist
Dem riesigen "Ei", das jetzt im Kurgarten liegt, soll auch künftig nicht zuleibe gerückt werden.
Neben dem Versuch, den Stein ins Guinness-Buch der Rekorde zu bringen, soll stattdessen eine Beschilderung auf das Datum und die Geschichte des ungewöhnlichen Kolosses hinweisen.
URL dieses Artikels:
https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/lautertal_artikel,-lautertal-der-granit-felsen-soll-ins-guinness-buch-_arid,281638.html
Links in diesem Artikel:
[1] https://www.bergstraesser-anzeiger.de/orte/lindenfels.html