Heppenheim. Man muss die Sache nur richtig erklären können. In Heinrich von Kleists Lustspiel „Der zerbrochne Krug“ geht es um einen Dorfrichter, der in eigener Sache ermittelt. In der britischen Farce „Othello darf nicht platzen“ von Ken Ludwig gerät ein Startenor in den Strudel aberwitziger Verwirrungen. Und doch haben die beiden Neuinszenierungen der Heppenheimer Festspiele im kommenden Jahr viel miteinander zu tun, behauptet Intendantin Iris Stromberger. „Es geht um Liebe, Vertrauen und menschliche Unzulänglichkeiten, die bei beiden Stücken in wunderbaren Charakterstudien gezeigt werden“, schreibt sie im Vorwort zum Programmheft.
Am Freitagnachmittag holte Stromberger die dicke Broschüre aus der Druckerei, in der Folge soll sie an vielen Orten ausgelegt werden, unter anderem in der Tourist-Info des Bürgerbüros. Gleichzeitig begann der Vorverkauf für das sechswöchige Programm, das im Kurmainzer Amtshof kaum eine Pause machen wird; Karten gibt es bei vielen Vorverkaufsstellen – so auch im Medienhaus des Bergsträßer Anzeigers am Bensheimer Ritterplatz – und beim Online-Anbieter Reservix.
Die Vorfreude war der Theatermacherin anzusehen, als sie die Pakete mit den Programmheften in Empfang nahm. Dabei ist auch acht Monate vor der ersten Premiere der anstehende Produktionsdruck schon zu ahnen. Die Besetzungen stehen fest, die Verträge sind geschlossen, eine neue Perspektive für die Bewirtung ist in Sicht: Im Programmheft ist von hessischen Tapas und Flammkuchen die Rede. Und der Kalender für die Proben, die wieder im Lorscher Industriegebiet stattfinden, ist zusammengepuzzelt. Keine leichte Aufgabe bei so vielen Beteiligten.
Viele von ihnen kennt das Publikum der Festspiele schon. Uli Pleßmann zum Beispiel, bei den Festspielen 2022 ein charakterstarker Weingutsbesitzer Gunderloch im „Fröhlichen Weinberg“, spielt Kleists Richter Adam, der sich anhand der Schramme auf dem Schädel selbst überführen wird. Fabian Stromberger ist als Bauernsohn Ruprecht dabei, aus seiner Frau Elinor Stromberger wird auf der Bühne die Verlobte Eve. Und dass Sebastian Muskalla aus dem Schreiber Licht eine komische Nummer machen wird, wissen alle, die ihn 2022 in „Cash“ erlebt haben.
Die Kleist-Premiere ist für 21. Juli 2023 angesetzt, bereits eine Woche zuvor, am 14. Juli, eröffnet „Othello darf nicht platzen“ die zweite Festspielsaison, die von Iris Stromberger und ihrer „Theaterlust“-Gesellschaft geleitet wird. Der Startenor ist ein Star-Wüterich, obwohl er auf der Bühne wie im Leben durchaus auch liebenswürdige Seiten aufweist. Hans-Joachim Heist, seit Jahren als Choleriker Hassknecht in der „Heute-Show“ zugange, übernimmt die Rolle des eitlen Sängers.
Und wieder haben die Festspiele ein Rahmenprogramm geschnürt, das noch umfangreicher erscheint als im Jahr zuvor. Das Ensemble der HR2-Live-Hörspiele ist mit „Sherlock und der Hund von Dartmoor“ in Heppenheim zu hören – und auch zu sehen, denn die Verfertigung eines Hörspiels ist ein Vergnügen für sich (18. und 20. Juli). Hans-Joachim Heist legt für einen Abend die Tenorrolle ab und setzt mit der Heinz-Erhardt-Brille auch dessen humoristische Perspektive auf die Welt auf (7. August), ein Solo-Abend gehört den Chansons der Schauspielerin Saskia Huppert (14. August), eine Matinee den schönsten Melodien aus Oper und Operette (20. August). Und bei einer Matinee am allerletzten Festspieltag (27. August) plaudert Schirmherr Helmut Markwort über seine Rolle als Publizist und praktizierender Theaterfreund. job/ü
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