Umwelt

Das Beedenkircher Niedermoor Atzenrod wurde in ein Schutzprojekt aufgenommen

Von 
Jutta Haas
Lesedauer: 
Die Hessische Staatsministerin Priska Hinz (Dritte von rechts) informierte sich über das Projekt „Schutz der Niedermoore“ der Nabu-Stiftung in Beedenkirchen. Vielfältige Informationen lieferten Anne Michaeli, Projektleiterin Niedermoorschutz von der Nabu-Stiftung Hessisches Naturerbe (Zweite von rechts), und Markus Sonnberger von der Botanischen Vereinigung für Naturschutz (rechts). © Jutta Haas

Beedenkirchen. Das Niedermoor Atzenrod in Beedenkirchen hatte Besuch von der Hessischen Staatsministerin für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz Priska Hinz. Gekommen waren auch Vertreter des Landesverbands des Naturschutzbunds in Hessen, Vertreter der Stiftung Hessisches Naturerbe sowie der Botanischen Vereinigung Hessen.

Der Vorsitzende der Nabu-Ortsgruppe Beedenkirchen, Ulrich Rieckher, hatte eine große Gruppe an Gästen zu begrüßen. Im Zentrum der Aufmerksamkeit stand das Niedermoor, in dem derzeit die Sumpfdotterblumen in den Quellbereichen weithin gelb leuchten. Das Beedenkircher Niedermoor wurde in das Projekt „Schutz der Niedermoore“, das von der Hessischen Landesregierung gefördert wird, aufgenommen.

Hessenweit 60 Moore unter Schutz

Diese hat wie andere Bundesländer erkannt, wie wichtig funktionierende Moore für die Bindung des Kohlendioxids (CO2) sind. Das Gas trägt zum Treibhauseffekt und damit zu klimatischen Veränderungen bei. „Unser Ziel ist es, hessenweit 60 Moore in den Schutz zu bringen“, erklärte Anne Michaeli, Leiterin des Niedermoorprojekts der Nabu-Stiftung. Das Ziel konnte dank der guten Zusammenarbeit mit Naturschutzgruppen vor Ort, Kommunen und Landwirten sowie Eigentümern der Flächen schon erreicht werden.

Auch in Beedenkirchen konnte die Nabu-Stiftung einen Teil der Fläche kaufen. Im Herbst wurde die feuchte Wiese gründlich gemäht und das Gras abtransportiert. Nun gilt es, das Arteninventar zu kartieren und auch langfristig Kontrollen im Rahmen eines Monitorings durchzuführen.

Ihren Anteil trägt dazu auch die Botanische Vereinigung für Naturschutz bei. Der Biologe Markus Sonnenberger erklärte später im Biotop, wie wichtig die Torfkörper für die Bindung des Kohlendioxids sind. Deren Erhalt und auch Wiederherstellung stehen im Mittelpunkt des Niedermoorprojekts.

Größere CO2-Speicher als Wälder

„Ich freue mich, die Gelegenheit zu haben ein solches Moor anzuschauen, für das die Nabu-Stiftung die Verantwortung trägt“, erklärte Priska Hinz bei ihrem Besuch. „Moore sind weltweit größere CO2-Speicher als alle Wälder. Deshalb tragen Moore einen wichtigen Anteil zum Klimaschutz.“

Zudem weiß die Umweltministerin um die biologische Vielfalt, die in den Mooren zu finden ist. Viele Arten sind selten geworden, so selten wie funktionierende Moore. „Jahrzehnte wurden Moore abgebaut oder trockengelegt und zu Ackerflächen umgebrochen. Andere hatten keine Pflege und verbrachen.“ Nun gilt es, die vorhandenen Moore zu sichern und zu renaturieren. „Das bedeutet auch langfristig viel Arbeit“, weiß die Ministerin. In der Phase der Sicherstellung müssen Gespräche mit Eigentümern, Kommunen und Naturschutzgruppen vor Ort geführt werden. Langfristig soll die Pflege der Niedermoore gesichert werden. Aus dem Klimaplan stehen derzeit dafür in Hessen 400 000 Euro zur Verfügung.

In den Gesprächen dankte Bernd Petri, Mitglied im Landesverband des Naturschutzbunds, der Ministerin für ihr Kommen und Interesse. „Ihr Kommen zeigt die Wertschätzung des Ehrenamts“, so Petri, der weiß, wie wichtig ehrenamtlich Mitwirkende in solchen Projekten sind.

So ist es auch in Beedenkirchen. Einen wesentlichen Anteil an der Pflege trägt die örtliche Nabu-Gruppe, der Vorsitzende Ulrich Rieckher ist bei vielen Überlegungen zur Umsetzung des Projekts beteiligt. „Im Herbst wurden die Flächen gemäht und das Gras abtransportiert“, erzählte er.

Auch den seltenen Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling konnte er in der Fläche schon beobachten. Dieser steht als FFH-Art unter Schutz. Somit könnte es vielleicht langfristig gelingen, auch den Atzenrod als schützenswertes Biotop definieren zu lassen, wie es schon bei anderen Mooren der Fall ist. Sie wurden entweder nahen Naturschutzgebieten oder Flora-Fauna-Habitat-Schutzgebieten angeschlossen oder es wurde ihre Unterschutzstellung beantragt, war in den Gesprächen zu erfahren.

Jedes vierte Moor ist zerstört

Niedermoore sind meist in Quellbereichen oder in den Niederungen von Flüssen und Bächen zu finden“, schreibt die Nabu-Stiftung in einer Informationsbroschüre.

Niedermoore können einen feuchten Wiesencharakter wie das Moor in Beedenkirchen haben, sie können auch ein Erlenbruchwald oder von Schilf und Rohrkolben bedeckt sein. Alle Niedermoore mit einem feuchten Torfkörper können das CO2 aus der Atmosphäre binden und sind daher wichtig im Klimaschutz. Diese funktionierenden Torfkörper haben die Eigenschaft – ähnlich einem Schwamm – das Wasser zu binden. Der Lebensraum Moor ist die Grundlage für viele Tiere und Pflanzen, die inzwischen selten geworden sind. Auch deshalb hat der Schutz der Moore eine hohe Priorität. Die Grunddatenerhebung der Botanischen Vereinigung hat ergeben, dass nur 17 Prozent aller Moore intakt sind, 25 Prozent sind zerstört und 58 Prozent gelten als gefährdet.

Umso wichtiger ist nun das Niedermoorprojekt der Nabu-Stiftung Hessisches Naturerbe, das 2020 begonnen hat und bis 2024 vom Land Hessen gefördert wird. jhs

Freie Autorin

Copyright © 2025 Bergsträßer Anzeiger