Elmshausen. Von Jeanette Spielmann
Elmshausen. Das alte Rathaus in Elmshausen hat eine fast 250-jährige Geschichte und wurde noch bis zur Eingemeindung vor 50 Jahren als Verwaltungssitz der bis dahin selbstständigen Gemeinde genutzt. Seit den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts gehörte auch das Nachbardorf Wilmshausen zu Elmshausen, bevor sich im Vorfeld der Gebietsreform die gemeinsamen Wege trennten.
Seit Ende 2020 wird das alte Rathaus als letztes Projekt der Dorferneuerung in Elmshausen saniert. Bis dahin war es allerdings eine schwere Geburt, die auch unter Zeitdruck stand. Denn für die Sanierung des historischen Gebäudes bekommt die Gemeinde aus dem Dorferneuerungsprogramm des Landes Fördermittel in Höhe von 210 000 Euro.
Der Zeitrahmen für das Abrufen der Mittel war eigentlich schon Ende des vergangenen Jahres beendet, denn bis dahin sollte die Maßnahme abgeschlossen sein. Doch die Bauarbeiten an der B 47 und auch die Corona-Pandemie haben alles verzögert. Jetzt hängt das Ende 2021 als letzte Frist wie ein Damoklesschwert über dem Projekt.
Doch immer noch sind nicht alle Fragen geklärt, wie die jüngste Sitzung des Bauausschusses zeigte. Anlass für die erneute Beratung war die Entscheidung über die überplanmäßigen Ausgaben. Denn bei den beschlossenen und im Haushalt eingestellten Mitteln in Höhe von 380 000 Euro wird es nicht bleiben. Der abzüglich der Landesförderung verbleibende Eigenanteil in Höhe von 170 000 Euro wird sich um rund 90 000 Euro erhöhen. Das hatte sich allerdings schon im April 2019 abgezeichnet, wenn auch nicht in dieser Höhe.
Bei einem fast 250 Jahre alten Gebäude ist das allerdings auch keine Überraschung, denn historische Bausubstanz bietet eigentlich immer Unvorhergesehenes. Im alten Rathaus war es die Geschossdecke über dem Obergeschoss. Wie der planende Architekt Lothar Mundt in der Ausschusssitzung in der Lautertalhalle ausführte, stellte sich hier ein alter Schädlingsbefall heraus, der bei früheren Heißluftmaßnahmen offenbar nicht umfassend ausgemerzt worden war, aber auch erst bei den Holzbauarbeiten sichtbar wurde. Teilweise mussten die Holzbalken komplett ausgetauscht werden, was nicht nur mit erheblichem Mehraufwand, sondern auch mit Mehrkosten verbunden war.
Frage nach der Heizung
Durch diese Verschiebung der Kosten fehle jetzt das Geld für die anstehenden Trockenbauarbeiten, die Sandsteingewände, Natursteinverfugungen und die Aufarbeitung der historischen Zugangstür. Zu klären ist auch die Frage der Heizung, denn die deutlich vor 2008 eingebaute atmosphärische Therme sei weder energieeffizient und auch nicht mehr lange einsetzbar. Hier empfahl Mundt den Einbau einer Brennwerttherme, mit der auch das Obergeschoss beheizt werden könne.
Ausschussmitglied Albrecht Kaffenberger (SPD) regte an, beim Einbau einer neuen Heizungsanlage die Nutzung von Solarenergie auf dem Dach zu überlegen, zumal dann die Investition in eine neue Heizung auch vom Staat gefördert werde. Angesichts angesichts der relativ kleinen Dachfläche und des zu erwartenden Wirkungsgrades hatte Mund aber Bedenken, ob das sinnvoll ist.
Als Entscheidungshilfe forderte Kaffenberger, wie auch Tobias Pöselt (SPD) eine Gegenüberstellung der Kosten bei den verschiedenen Heizungsvarianten, darunter auch eine Elektroheizung. Auch wenn darüber noch eine letzte Entscheidung getroffen werden muss, sprachen sich dennoch alle Ausschussmitglieder für die Bewilligung der Mehrkosten aus, denn keiner wollte die Fertigstellung des Projektes gefährden.
Das machte auch Hartmut Krämer (CDU) deutlich. Wenn auch mit einem weinenden Auge werde er den Mehrkosten zustimmen, damit in Elmshausen nicht „eine Bauruine stehenbleibt“. Allerdings sei er auch Ortsvorsteher in Beedenkirchen und habe als solcher bei der Sanierung der Aussegnungshalle auf dem Friedhof erleben müssen, dass die Gemeinde bei der auf 100 000 Euro gedeckelten Finanzierung für die Dachsanierung keine weiteren Mittel zur Verfügung stellte und die Dorfgemeinschaft die Restarbeiten in Eigenleistung erbringen musste. Auch das unter Denkmalschutz stehende alte Schulhaus sei mangels Geldes verkauft worden.
Vereine wollen helfen
Dass sich die Gemeinde der Unterstützung der Vereine sicher sein kann, machte Ortsvorsteher Walter Kirschbaum deutlich. Auch wenn die Möglichkeiten der Eigenleistung aufgrund vielfältiger Arbeiten und fehlender Qualifikation begrenzt seien, hätte der Ortsbeirat einige Vorschläge erarbeitet, um das Projekt nachhaltig zu unterstützen. So wollen die Vereine, die das Gebäude künftig nutzen werden, pro Stunde 10 Euro zahlen und diese Einnahmen der Verwaltung zur Verfügung stellen. Auch erklärte sich ein Mitglied bereit, die noch erforderliche Elektroinstallation zur übernehmen.
Kirschbaum verwies auf das Rathaus als Mittelpunkt des Gemeinwesens, das man wie den Dorfplatz für spontane und generationsübergreifende Treffen offenhalten solle. Auch seine Ortsbeiratskollegin Claudia Czyrt versicherte, dass alle engagiert seien, damit das alte Rathaus wieder in Gang komme. Dabei gehe es nicht „um goldene Wasserhähne“, sondern nur um die Wiederherstellung der Funktionalität, denn es fehle der Treffpunkt.
Bürgermeister Andreas Heun erinnerte daran, dass mit der Finanzplanung für das Dorferneuerungsprojekt bereits vor fünf, sechs Jahren begonnen worden sei und die Sanierung mit großer Mehrheit beschlossen worden sei. Wenn man das wolle, müsse man die Maßnahme auch mit großer Konsequenz zu Ende bringen, sprach auch er sich für die Genehmigung der Mehrkosten aus. Auch machte er deutlich, dass damals kein „Menü mit mehreren Gängen, sondern das Stammessen“ bestellt worden sei. Die Frage der Heizungsart werde zur Entscheidung noch vorgelegt, wobei er die Brennwerttherme als kostengünstigste und umweltfreundlichste Lösung sehe.
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