Lautertal. Die Lautertaler Gemeindevertretung hat die Änderung des Bebauungsplans Marienberg-Nord für den Ortsteil Lautern nochmals zur Offenlegung freigegeben. Bei einem ersten Beschluss in der Sache im September hatte es einen Verfahrensfehler gegeben. Es geht bei der Planung vor allem um eine neue Nutzung des früheren Laborgebäudes der Ciba-Geigy. Hier sollen Wohnungen entstehen, im Erdgeschoss ist auch eine gewerbliche Nutzung vorgesehen.
Der Eigentümer der Immobilie drängt auf einen schnellen Fortgang des Projekts, das wegen eines Einspruchs vonseiten des Kreises Bergstraße gestoppt worden war. Ein erster Versuch, das in einem Gewerbegebiet liegende Haus auch für Wohnungen nutzbar zu machen, war an rechtlichen Problemen gescheitert. Daraufhin hatte die Gemeinde die Bebauungsplan-Änderung auf den Weg gebracht.
40 bis 50 Wohnungen im Ciba-Haus
Bei der Abstimmung gab es ein Nein von Tobias Poth (CDU). Poth hatte zuvor – wie schon im September – das Projekt kritisch kommentiert. Es sei zwar grundsätzlich gut, dass nach fast 20 Jahren Leerstand das Haus wieder genutzt werden solle. Er halte die Größe des Vorhabens aber für bedenklich. Dort sollten 40 Wohnungen entstehen, möglicherweise sogar 50, da das Haus aufgestockt werden solle. Das sei „krass“ und „ein ganzes Baugebiet auf ein Gebäude beschränkt“. Zum Vergleich: Im umstrittenen Baugebiet Hofacker in Reichenbach sind nur etwa halb so viele Wohneinheiten vorgesehen.
Poth sagte, es drohe langfristig eine kritische Entwicklung, wie man an vergleichbaren Wohnblocks in Städten sehe. Zudem gebe es in den benachbarten Gewerbebetrieben die Sorge, dass die Mieter sich künftig wegen des Lärms beschweren könnten. Ein weiteres Problem sah Poth in der Frage der Parkplätze. Für das Haus seien 53 Stellplätze vorgesehen. Das sei auf Dauer wahrscheinlich zu wenig – vor allem, wenn es zu der Aufstockung komme.
Frank Maus (Grüne) sagte, er halte die Bedenken Poths für berechtigt, auch wenn eine sinnvolle Nutzung des Gebäudes sehr zu begrüßen sei. Die Planung müsse nach der Offenlegung nochmals gründlich beraten werden. „Wir sind alle an einer Weiterentwicklung interessiert.“ Diese müsse aber mit dem „rechten Maß“ geschehen, so Maus auch mit Blick auf das Hofacker-Projekt, das in der Gemeindevertretung nicht auf der Tagesordnung stand, weil der Bauausschuss noch Beratungsbedarf hat.
Gespräch der Fraktionen angeregt
Maus regte zu dem Projekt in Lautern ein interfraktionelles Gespräch an, um sich auf eine gemeinsame Lösung für die Bedenken zu verständigen. Ob das hilft, ist aber fraglich. Denn auch für die jetzige Beratung hatte es eine Verständigung unter allen Fraktionen gegeben. Die nämlich, keine neue Debatte zu beginnen. Daran erinnerte Tobias Pöselt (SPD).
Im Bauausschuss sei das Vorhaben zur Umnutzung des Laborgebäudes schließlich einhellig auf Begeisterung gestoßen. Pöselt erinnerte auch daran, dass das Haus auch nach der Änderung des Bebauungsplans nicht in einem allgemeinen Wohngebiet stehen werde. Die Planung sehe vielmehr wegen der benachbarten Firmen bereits besondere Regelungen vor.
Keinen Redebedarf gab es dann beim Bebauungsplan für einen Teil des Destag-Geländes in Reichenbach. Auch hier wird die Planung für das Gelände zwischen Hohensteiner Straße und Nibelungenstraße nun zunächst öffentlich ausgelegt und dann erneut beraten werden.
Baulandbedarf nicht dokumentiert
Auch der kombinierte Bebauungsplan zur Schaffung kleinerer Baugebiete in Elmshausen, Lautern und Reichenbach wurde auf den Weg gebracht. Aus dem Konvolut wurde das Gebiet Hofacker in Reichenbach herausgenommen. Es ist deutlich größer und wird in einer weiteren Sitzung des Bauausschusses nochmals Thema sein, bevor dazu ein Beschluss in der Gemeindevertretung gefasst wird.
Wenig ergiebig waren die Auskünfte von Bürgermeister Andreas Heun auf eine Anfrage der Grünen zum Immobilienmarkt in Lautertal. Die Fraktion wollte wissen, wie der Bedarf an Bauland im Rathaus dokumentiert wird. Heun berichtete dazu knapp: gar nicht. „Wir sind schließlich kein Immobilienbüro.“ Eine solche Dokumentation sei nicht Aufgabe der Verwaltung und schon deswegen nicht zu leisten, weil die Bedarfe dann auch kontinuierlich geprüft werden müssten.
Der Frage nach der Zahl der Neubauten in Lautertal in den vergangenen fünf Jahren versprach Heun, nachzugehen. Diese Informationen habe das Kreisbauamt ebenso wie die zu der Frage, wie oft neue Bauplätze auch tatsächlich genutzt wurden.
Aufwandspauschale für Ortsvorsteher
Die Lautertaler Ortsvorsteher erhalten künftig im Monat eine Aufwandspauschale von 8,50 Euro. Das hat die Gemeindevertretung beschlossen. Die jährlichen Kosten belaufen sich auf 1200 Euro.
Die Ortsvorsteher haben vor einigen Jahren von der Verwaltung die Aufgabe übernommen, die Aushangkästen der Gemeinde in den Ortsteilen zu bestücken.
Zuvor war ein Mitarbeiter durch die Dörfer gefahren, um die Aushänge zu aktualisieren. Inzwischen erhalten die Ortsvorsteher die Informationen per E-Mail, drucken und hängen sie aus. tm
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