Beedenkirchen. Eine ganz persönliche Sichtweise auf die Zukunft der Lautertaler Feuerwehren unterbreitete Beedenkirchens Wehrführer Kai Jährling (Bild: Walter Koepff) der Mitgliederversammlung im Dorfgemeinschaftshaus. Aufhänger war ein BA-Artikel über eine mögliche Hochwassersituation für Lautertal wie 2021 im Ahrtal. Dieser brachte ihn dazu, über Maßnahmen nachzudenken, die ergriffen werden müssen, wenn eine solche Situation eintritt.
Gleichzeitig hat er ein wohl bestehendes Konkurrenzdenken und Ansinnen, Ortsteilfeuerwehren zu einer zentralen Wehr zu verschmelzen im Blick. In verschiedenen Gremien und auf politischer Ebene würden immer wieder Diskussionen geführt, die sich mit der Ausrüstung und der Zukunftsfähigkeit kleinerer Wehren befassten oder deren Notwendigkeit in Frage stellten.
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Bei solchen Diskussionen stehe oftmals eine möglichst umfassende Ausrüstung der „eigenen Wehr“ im Vordergrund, was er aber für falsch erachte. Dies wolle er mit seinen Ausführungen begründen. „Dabei möchte ich keinesfalls jemanden persönlich angreifen“, betont er.
Ihm sei bewusst, dass es in einer Flächengemeinde wie Lautertal schwierig sei, jeden Ortsteil gleichermaßen und seinen Wünschen entsprechend zu versorgen. Er sehe aber auch in der weit verteilten Infrastruktur einen Vorteil für den Schutz der Bevölkerung.
Feuerwehren bedeuteten für die meisten fast nur Brandschutz, was aber nur noch zu 20 Prozent die Hauptaufgaben der Wehren sei. Aber 50 Prozent der vorbeugenden Arbeit in den Wehren befasse sich mit dem Brandschutz.
Die schweren Brände in Lautertal in jüngster Zeit hätten die Wichtigkeit des Brandschutzes und der Ortsteilwehren unterstrichen. Eine mindestens genauso wichtige Aufgabe sei der von ihm so bezeichnete Bevölkerungsschutz, der Technische Hilfeleistungen bei Verkehrsunfällen, Unfälle auf Baustellen und sonstigen Ereignisse umfasse. „Die Unterstützung der Rettungsdienste gehöre ebenfalls dazu“, so Jährling.
Ohne Licht und Heizung
Als weitere zukünftige Aufgaben sah der Wehrführer in Einsätzen bei Ausfällen in der Infrastruktur, wie zum Beispiel Stromausfällen. In einem solchen flächendeckenden Ernstfall sei jeder betroffen und das öffentliche Leben komme zu einem Stillstand. „Da funktionierten keine Kühlungen mehr, Türen sind teilweise nicht mehr zu öffnen.“
Die Beleuchtung falle aus, tanken und heizen sei nicht mehr möglich. Dafür würden jetzt in Lautertal die Feuerwehrhäuser mit Notstromeinspeisung und Generatoren ausgestattet. Da Telefon und Handys ausfielen, könnten dann an den Feuerwehrhäusern Notrufe abgesetzt werden. In beheizten Dorfgemeinschaftshäusern oder Hallen könnten Menschen im Winter Zuflucht suchen. Wie schnell das geschehen kann, belegte der Wehrführer mit dem Dezember 2005, wo durch starken Schneefall 250 000 Menschen im Münsterland plötzlich ohne Strom waren.
Jeder muss helfen können
Die Folge waren vermehrte Brände und Unglücksfälle, da die Menschen irgendwie versuchten, ihre Wohnungen zu wärmen und mit Kerzen Licht zu machen. Dieses Beispiel zeige, wie wichtig es sei, dass sich jeder Ortsteil erst einmal selbst helfen könne, da die anderen ebenfalls mit sich beschäftigt seien.
Die Flutkatastrophe im Ahrtal belegt für Jährling, dass auch Lautertal und die umliegenden Gemeinden schnell in eine ähnliche Situation kommen können. In kleinerem Ausmaß habe man das 2007 hier erlebt. Wie Chroniken berichten, hat es auch davor ähnliche Hochwasser gegeben.
Bei einem großflächigen Ereignis wären auch die Nachbartäler betroffen und Überflutungen bis über die Bergstraße hinaus möglich. Bei sehr großen Wassermassen durch die Lauter, befürchtet Jährling, wären drei der sechs Gerätehäuser in direkter Nähe zur von den Wassermassen betroffenen Lauter oder sind nur über diese erreichbar.
Selbst vom Feuerwehrhaus in Elmshausen könne zumindest der an der B 47 gelegene untere Teil des Dorfes nicht erreicht werden, da die Lauter entlang der Bundesstraße verlaufe. Bei einem Szenario wie im Ahrtal könnten womöglich vier der sechs Wehren nicht ausrücken. Viele Feuerwehrkräfte wären zunächst damit befasst, ihr eigenes Hab und Gut zu schützen. Das sei, wenn man gesehen habe, wie viele Feuerwehrleute im Ahrtal nach dem Einsatz nicht mehr besessen hätten, als die Kleidung, in der sie zum Einsatz geeilt waren.
Daher sieht er die Notwendigkeit, alle Ortsteile mit der entsprechenden Ausrüstung auszustatten. So könne ein Ortsteil dem anderen helfen. Bei den eingangs erwähnten Diskussionen werde immer wieder angeführt, dass bei flächendeckenden Schadenslagen wie Stromausfall oder Hochwasser Hilfe von außen komme. Wie gut das bei lokalen Katastrophen funktioniere, habe man ja im Ahrtal gesehen. Die Denkweise „meine Wehr zuerst“ bezeichnete er als „antiquiert und nicht zeitgemäß.“
Feuerwehren stärken als Ziel
Man müsse zum Schutz aller kommunal denken und nicht in Ortsteilen. So sollte jedem klar sein, dass ein Ausrüstungsgegenstand in der vermeintlich überflüssigen Wehr im Nachbarortsteil ein Gegenstand sein könne, der zum Schutz aller dienen könne.
Er bat zu bedenken, dass eine sinnvolle Verteilung eines Ausrüstungsteils auf eine andere Wehr als die eigene, die eigene Wehr nicht schwäche, sondern die Feuerwehren in ganz Lautertal stärke und schlagkräftiger machen könne.
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