Beedenkirchen

Beedenkircher Kirchengemeinde will einen Förderverein gründen

Kirchenmitglieder sammeln Ideen, wie die Gemeinde weiter Bestand haben kann

Von 
Jutta Haas
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Beedenkirchen. Gut sichtbar befinden sich in der Ortsmitte von Beedenkirchen die Kirche, Pfarrhaus und Pfarrscheuer. Der Ort verfügt über eine durchaus lebendige Kirchengemeinde mit vielen Gruppierungen und Möglichkeiten zu Treffen und Austauschen, zu denen alle Bürger, egal welcher Konfession, willkommen sind. Die Kirchengemeinde in Beedenkirchen sorgt mit vielen freiwilligen Helfern für gesellschaftliches Miteinander der Bürger und steht auch damit im Zentrum des Ortes. Dieses geschieht, obwohl nur 400 Einwohner weiterhin der Evangelischen Kirche Hessen und Nassau (EKHN) angehören und ihre Kirchensteuer bezahlen.

„Für eine komplette Pfarrstelle brauchen wir mindestens 1200 Bewohner, die sich zur EKHN zugehörig fühlen“, informierte in der jüngsten Gemeindeversammlung der Leiter des Kirchenvorstands, Jürgen Schellhaas. Genau dort beginnt ein Problem, was weitere Schwierigkeiten mit sich zieht. Bei dieser Sitzung wurde nun eine Idee geboren, wie das lebendige Miteinander im Ort weiterhin Bestand haben kann: „Wir gründen einen Förderverein.“ Als Schellhaas fragte, wer denn da Mitglied werden würde, hoben sich zahlreiche Finger von Beedenkirchern – und selbst bei der Frage, wer denn im Vorstand mitarbeiten würde, zeigte sich reges Interesse.

Veto für Kooperation mit Bensheim

Der Hintergrund für diese Gedanken liegt in der derzeitigen Reformbewegung der EKHN, denn die Kirche hat sich auf den Weg gemacht, ihren schrumpfenden Kirchengemeinden nahezulegen, „Nachbarschaften“ zu gründen, wie Katharina Altenrath ausführte. Da Beedenkirchen in Richtung Bensheim orientiert ist, würde sie gerne mit Schönberg und Wilmshausen kooperieren. Doch hier kam ein Veto vonseiten der EKHN. Beedenkirchen mit Reichenbach und Gadernheim wird mit Lindenfels und Schlierbach zusammentreffen. Verschiedene Treffen der Kirchenvorstände und Gespräche haben schon stattgefunden und es wurde versucht, Gemeinsamkeiten zu finden. Die unterschiedlichen geografischen Orientierungen werden dabei spürbar.

Ein Thema war auch, wie mit den Gebäuden zu verfahren ist, die zu den Kirchengemeinden gehören. Entweder könnten Gebäude abgegeben werden, wie es in Lindenfels mit dem Gemeindehaus schon geschehen ist, oder die einzelnen Kirchengemeinden müssten ihre Gebäude in der Unterhaltung mitfinanzieren. Da die Beedenkirchner Kirchengemeinde zur kleinsten Einheit gehört, wird die Verwaltung für Lautertal wohl eher in Reichenbach angesiedelt. Damit würde wieder ein Argument zum Erhalt der Gebäude wegfallen. „Wir müssen die Gebäude nicht abgeben“, stellte Altenrath klar, „aber wir müssen zusehen, wie wir sie finanzieren können.“

Austritte belasten Kirche finanziell

Die anschließende Diskussion übernahm Jürgen Schellhaas. Er erinnerte an vergangene Zeiten, als das Dorf noch eine eigene politische Verwaltungseinheit war. Da musste das Dorf selbst für den Pfarrer und die Gebäude aufkommen, auch der Organist und Küster mussten bezahlt werden. Dann änderten sich politische und gesellschaftliche Strukturen. Diese Verwaltung wurden von der EKHN übernommen.

Doch mit dem Trend der zunehmenden Kirchenaustritte fehlt natürlich Geld in deren Kasse und somit folgen neue Strukturen, wie nun die Gründung der „Odenwald-Nord-Nachbarschaft“. Entweder gehen die Beedenkirchner einen Schulterschluss mit ihren Nachbarn ein und überlegen, wie die Zukunft auch in der Infrastruktur aussieht. „Womit auch das bestehende Konstrukt verloren geht“, erklärte Jürgen Schellhaas. Oder die Beedenkirchner versuchen, „finanziell auf eigene Füße zu kommen“. Selbst aktiv zu werden, bedeutet aber, dass die Kirchenaustritte der Bürger von Beedenkirchen nicht noch weiter zunehmen. „Wenn es keine Kirchenmitglieder im Ort mehr gibt, gibt es auch keine Kirchengemeinde in dem Ort und alles ist hinfällig“, so die einfache Formulierung. Ein weiterer wichtiger Faktor ist auch für die Zukunft ein aktiver und funktionierender Kirchenvorstand.

Nur vier Pfarrhäuser sollen bleiben

Viele Überlegungen gab es in den letzten Monaten schon bei den Mitgliedern des Kirchenvorstands. „Wir brauchen Ideen von euch“, unterstrich Jürgen Schellhaas in der Gemeindeversammlung. Die Pfarrscheuer ist derzeit in einem guten Zustand, allerdings müssten Unterhaltungs- und Fixkosten bezahlt werden. Der Zuschuss von der EKHN ist da eher gering. Dazu gehört das Pfarrhaus mit Wohnung und Amtszimmer und Archiv. „Die Gebäude bilden einen Komplex und lassen sich kaum trennen. Von sechs Pfarrhäusern sollen im Nachbarschaftsverbund nur vier verbleiben. Da in Beedenkirchen kein Pfarrer mehr wohnt, gibt es auch hier keine guten Argumente für den Erhalt. „Ich bitte um Ideen“, so Jürgen Schellhaas an die Gemeinde.

„Ich plädiere für den Erhalt unserer Strukturen. Mit einem Förderverein könnten wir die Gebäude behalten, verwalten und selbst bestimmen“, brachte Peter Weber sen. in der Diskussion eine Idee ins Rollen, die auf viele Fragen und großes Interesse stieß. Es wurde deutlich, dass ein Förderverein nach Vereinsrecht aufgestellt werden würde und nichts mit der EKHN zu tun hat. Im Förderverein könnten religionsunabhängig Menschen Mitglied werden, er würde eigenständig und parallel zur Kirchenstruktur angesiedelt sein. Seine Aufgabe wäre, dafür zu sorgen, dass das gemeindliche Leben von Beedenkirchen für die Zukunft Bestand hat und dass die kirchlichen Gebäude durch finanzielle Unterstützung erhalten bleiben.

Freie Autorin

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