Beedenkirchen. Über 50 Jahre hatte die Naturschutzgruppe in Beedenkirchen das Altpapier von der Bevölkerung gesammelt und es der Wiederverwertung zugeführt. „Da sind rund 1300 Tonnen Papier zusammengekommen“, hat der Vereinsvorsitzende Ulrich Rieckher ausgerechnet. Doch nun geht diese Ära zu Ende und dafür gibt es verschiedene Gründe.
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Zum einen werden die Vorgaben der Abnehmer gerade in Sachen Kartonagen immer strenger und im Gegenzug möchte die Bevölkerung besonders gerne ihre Kartons entsorgen. Je mehr Kartonagen in den Papiersammlungen gefunden werden, umso größer werden die finanziellen Abzüge des inzwischen ohnehin schon niedrigen Preises. Bei der vorletzten Sammlung konnte die Kasse der Naturschutzgruppe gerade mal einen zweistelligen Betrag verbuchen. „Und das steht in keinem Verhältnis zum ehrenamtlichen Engagement der Mitglieder“, hatte sich der Vorsitzende Rieckher darüber geärgert.
Geld floß in den Naturschutz
Wie er informierte, hatte der Verein zehn Jahre nach seiner Gründung, die war 1958, die Papiersammlung eingeführt. Mit dem Geld wurde die Kasse aufgebessert und es wurde einfacher, Ausgaben zu tätigen. So konnten Nisthilfen für Höhlenbrüter gekauft werden und die Winterfütterung der Vögel finanziert werden.
Im Verein entwickelte sich im Laufe der Zeit der Gedanke, die Lebensbedingungen für die Vögel zu verbessern und so weitete sich der Aufgabenbereich vom reinen Vogelschutz zum Naturschutz. Für vorhandene Lebensräume für Vögel und andere Arten folgten Pflegemaßnahmen zum Erhalt und zur Verbesserung der Bedingungen. Auch konnten naturnahe Lebensräume in der Beedenkirchner Umgebung gekauft werden. Die Vereinsmitglieder können so auf unzählige Arbeitsstunden, die im Laufe der vielen Jahre geleistet wurden, zurückblicken. Sie haben dabei vielfältige Lebensräume geschaffen. „Das eindrucksvollste Beispiel ist das Wiesentälchen, das 1996 zum Naturschutzgebiet erklärt wurde, oder das Niedermoor im Atzenrod. Dies alles kostete natürlich auch viel Geld“, erklärte Ulrich Rieckher.
Bis 1995 funktionierte das System
Finanziert wurden diese Aktivitäten über Mitgliedsbeiträge, Fördergelder, Spenden und über die Papiersammlung. Diese wurde 1969 eingeführt. Ein großer Dank gilt der Bevölkerung, die sich über die vielen Jahre fleißig daran beteiligt hat. „Zudem hatten wir zuverlässige Abnehmer und konnten uns auf regelmäßige Einnahmen verlassen“, so Ulrich Rieckher. In den ersten Jahren war das die Firma Tempel in Elmshausen. „Viele freiwillige Helfer unterschiedlichsten Alters sammelten über viele Jahre bei Wind und Wetter das bereitgestellte Papier, um es dann zur Verwertung zu fahren.“ Somit konnte der Restmüll vermindert werden und die Naturschutzgruppe konnte mit dem Gewinn ihren praktischen Umweltschutz finanzieren.
Das System funktionierte bis 1995 ganz gut, dann kam ein neuer Abnehmer. Dieser stellte einen Container auf den Festplatz, worin das im Ort eingesammelte Papier verstaut wurde. „Mit der Corona-Pandemie fand dieses Verfahren ein behördlich verordnetes Ende“, erinnerte Ulrich Rieckher. Die Sammlerteams durften nicht mehr gemeinsam durch den Ort fahren. So kam die Idee, dass die Bevölkerung persönlich das Papier am Container abgeben möge. Da nun in Beedenkirchen auch viele Bürger die Grüne Tonne zur Sammlung von Papier haben, hat sich wohl der eine oder andere überlegt, was der einfache Weg der Entsorgung ist.
Der Aufwand der Altpapiersammlung lohnt sich nicht mehr
„Der Erfolg bei den vier Sammlungen pro Jahr ging zurück. Zudem unterlag der Preis, den wir für eine Tonne Papier erzielten, ziemlichen Schwankungen und ist in der letzten Sammlung 2023 so gering ausgefallen, dass der Aufwand von Seiten unseres Vereins in keinem Verhältnis mehr zu einem Gewinn steht“, berichtet Ulrich Rieckher. Nun hat sich der Vereinsvorstand entschlossen die über 50 Jahre währende Tradition des Papiersammelns im Ort einzustellen.
Eine letzte Sammlung wurde am 3. Februar durchgeführt. „Es ist uns sehr wichtig, all den treuen Helfern in den vergangenen 55 Jahren ganz herzlich für ihre Unterstützung zu danken, ebenso den Mitbürgern, die sich mit ihrer Papiersammlung für die Naturschutzarbeit engagiert haben“, betonte Ulrich Rieckher.
Für die Beedenkirchner bleibt nun das Sammeln ihres Papiers für die anderen Lautertaler Vereine. Oder sie können es in der Grünen Tonne entsorgen. Außerdem besteht die Möglichkeit, es zu den Wertstoffhöfen es ZAKB, beispielsweise in Bensheim, zu bringen.
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