Landwirtschaft

Bauern in Lautertal klagen über Krähenplage

Vogelscheuchen der besonderen Art waren bei Gadernheim zu finden: tote Rabenvögel, die an langen Stangen hängen. Hintergrund der ungewöhnlichen Maßnahme: es gibt kaum eine andere Möglichkeit, sich der Vögel zu erwehren.

Von 
Jutta Haas
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Krähen sind sehr schlaue Tiere. Das macht die Bekämpfung der inzwischen stark angewachsenen Bestände schwer. © dpa

Lautertal. Vogelscheuchen der besonderen Art waren in der Brandauer Gemarkung an der Grenze zu Gadernheim und Lautern zu finden: tote Rabenvögel, die an langen Stangen hängen. Von „geschmacklos“ bis „notwendig“ gingen die Meinungen zu dem Vorfall auseinander, der sich auf einem Feld unmittelbar an einem beliebten Spazierweg zugetragen hat.

Leute, denen das Wohl von Tieren wichtig ist, haben dafür kein Verständnis. In der landwirtschaftlichen Praxis allerdings wird diese Art der Verscheuchung von Krähen und Raben immer wieder als effizient beschrieben. Sie ist demnach die einzig wirksame Methode zum Vertreiben der Vögel von frisch ausgesäten Äckern oder von Wiesen, auf denen Lämmer geboren werden.

Aus Norddeutschland wird berichtet, dass auf Muttertierwiesen Raben und Krähen ihr Unwesen bei gerade geborenen Lämmern treiben. Schmackhaft sind für sie die Augen der Tiere. Sobald das Muttertier seine Jungen für einen Moment nicht bewacht, fallen die schwarzen Vögel über den Nachwuchs her.

Auch hierzulande gibt es inzwischen große Populationen der Rabenvögel. Sie sammeln sich scharenweise auf den Äckern, wenn dort eingesät wird. Landwirte berichten, dass die Tiere die frisch gelegten Körner gleich hinter dem Traktor und der Sämaschine wieder aus der Erde holen. Auch gerade aufgehende Pflänzchen sind für die Rabenvögel ein Leckerbissen.

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Lange Schonzeit

Weil Landwirte mit ihren Ernten immer schwerer Gewinne erzielen können, müssen sie auf Störfaktoren reagieren. Schließlich setzt unter anderem die durch den Klimawandel bedingte Frühjahrstrockenheit den Kulturen auf den Feldern schon stark zu – vor allem im Odenwald, wo im Unterschied zum Ried eine Bewässerung nur schwer möglich ist.

Unterstützung bei der Bekämpfung der großen Bestände an Raben und Krähen erhalten die Landwirte zwar grundsätzlich von den Jägern. Doch das ist nicht einfach. Die Jagd auf Rabenvögel ist nach dem hessischen Jagdgesetz nur in der Zeit vom 1. August bis zum 31. Dezember möglich. In den Monaten von Januar bis August haben sie Schonfrist.

Für die Jäger ist der Herbst allerdings ohnehin eine arbeitsintensive Zeit, weil auch andere Arten gejagt werden dürfen. Viele Treibjagden finden in dieser Zeit statt. „Es ist kaum zu schaffen, in der Zeit auch noch auf die Jagd auf Rabenvögel zu gehen, um deren Bestände zu reduzieren“, ist von Jagdpächtern zu erfahren. Das eine und andere Tier kommt zwar schon vor die Flinte, was aber offensichtlich nicht ausreicht. Zudem sind die schlauen Vögel nicht so leicht zu erwischen. Jäger berichten davon, dass die Vorbereitung und die Jagd Stunden dauern – Zeit, die angesichts der ebenso nötigen Jagd auf zum Beispiel Rehe, Füchse und Waschbären oft nicht bleibt.

So muss bereits in der Dunkelheit eine Lockeinrichtung aufgebaut werden, die die Tiere neugierig macht. Die Jäger und ihr Material müssen gut getarnt werden, damit die Vögel nicht misstrauisch werden. Mit einigem Glück gelingt es dann, mehrere Exemplare zu erlegen. Allerdings sind die Bestände inzwischen so groß, dass eine Reduzierung auf ein erträgliches Niveau kaum erreichbar ist.

Um seine Ernte zu schützen, hat sich der Landwirt bei Brandau zu der weniger schönen Methode mit den toten Rabenvögeln entschieden. Die Tiere seien in den Herbstmonaten geschossen und anschließend in einer Gefriertruhe aufbewahrt worden, worden. Elterntiere und deren Nachwuchs seien daher nicht gefährdet worden.

Freie Autorin

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